Im Laufe der Jahre werden sogar die Schreiberlinge von Polygamia älter. Graue Haare, Weisheit Verbitterung und notorische Nörgelei machen deutlich: Es wird bald Zeit fürs Altenheim! Sowieso wünschen sich die Senioren gar nichts mehr zu Weihnachten, haben sie doch längst alles an materiellen Gütern, die man sich so vorstellen kann. Und begeistern kann sie eh längst nichts mehr. Wobei. Eigentlich stimmt das gar nicht, wie die diesjährigen Weihnachts-Wunschzettel von Andreas, Andy, Sebastian, Dominik und Sven zeigen….
Andreas hätte gerne….
Ich wünsche mir unterm Weihnachtsbaum die neue, echte Next Gen. Die soll weder ein popeliges Technik-Update, ein halbgares Entertainment-Center noch ein NSA-Dev-Kit sein. Nein, ich will etwas, wo ich nur spielen kann. Was wäre es für eine Schau, wenn am 24. irgendwo Jimmy Kimmel oder Ashton Kutcher hinterm Weihnachtsbaum hervorspringen und laut “You got punked!” rufen würden. So nach dem Motto: “Ihr habt doch nicht gedacht, dass wir es mit der PS4 oder der Xbox One ernst gemeint haben?”
Automatisch würde sich bei “Killzone” der versteckte “Half-Life 3”-Modus freischalten, Kinect würde sich zerstören und Sony präsentiert “The Last Guardian” exklusiv und kostenlos für PSN Plus -Mitglieder. Melancholisch wie “Shadow of Colossus”, fordernd wie “Dark Souls” und so größenwahnsinnig wie “Bioshock Infinite“.
Microsoft würde das “Publisher” aus ihrem “Mission Statement” streichen und es in “Der Kunde ist König” umbenennen. PSN bekommt per System-Update ein übersichtliches Dashboard. Und irgendwo auf der Welt bekommt ein Engel seine Flügel.
Wäre das keine wunderschöne Videospielwelt? Falls es doch nicht kommt, wünsche ich mir ein SNES.
Sebastian bittet den Weihnachtsmann um…
…einen neuen Kinnschutz. Denn obwohl ich die Nüchternheit meines geschätzten Kollegen Andreas zum derzeitigen Stand der “Next Gen” in vielen Punkten teile, glaube ich fest daran, dass die Technikgeneration wirklich innovative, spektakuläre und einzigartige Spielerlebnisse hervorbringen wird. Um auf den sich dann einstellenden “Kinnladeeffekt” gut vorbereitet zu sein, ohne meine körperliche Unversehrtheit zu gefährden, wäre ein solcher Schutz, bekannt zum Beispiel aus dem Eishockey, sicherlich nicht verkehrt.
Mein letztes derartiges Schutzaccessoire habe ich bereits vor Jahren entsorgt, nachdem es rund um die Jahrtausendwende durch regelmäßigen Einsatz grobe Verschleißerscheinungen zeigte. Titel wie “Deus Ex”, “Far Cry”, “Gothic”, “Oblivion” oder “Knights of the Old Republic” ließen meine Kinnlade am laufenden Band auf die Kante des PC-Tisches knallen. Dass ich derzeit noch immer über zwei fast vollständige Zahnreihen verfüge, geht aber nicht nur auf die damalige Schutzvorrichtung zurück, sondern leider auch darauf, dass der beschriebene Effekt in den letzten Jahren immer seltener wurde. Kaum ein Spiel in der näheren Vergangenheit wusste mich noch in dem Maße zu begeistern, dass ich um mein Kinn fürchten musste – “Journey” vielleicht, “The Witcher”, ja, streckenweise auch “Mass Effect”. Aber sonst ließen mich die meisten Titel kalt, und meine Kinnlade bewegte sich höchstens bei Kaubewegungen etwas lebhafter als sonst!
Doch meine Hoffnung ist noch nicht gestorben.Und angesichts des großartigen “Bioshock: Infinite“, welches im ausgehenden Jahr schmerzhafte Spuren auf der Unterseite meines Kinns hinterlassen hat, bin ich mehr als zuversichtlich, dass es in Zukunft wieder sagenhafte Spielerlebnisse geben wird. Das wird die “Next Gen” schon richten! Daher wäre ein geeigneter Schutz schon klasse, damit ich auch morgen nicht nur unbeschwert spielen, sondern auch noch kraftvoll zubeißen kann.
Dominik will das perfekte Smartphone
Ich bin noch gar nicht so lange von meinem Smartphone abhängig. Aber seit ich mich dran gewöhnt habe, meinen Kalender digital zu führen und ständig meine E-Mails abrufen zu können, gehört so ein im Winter auch als Taschenwärmer praktisches Kleingerät für mich zur Grundausstattung! Aber ein Smartphone, mit dem ich wirklich vollständig zufrieden bin, und das mich nicht am zweiten Tag schon mit lauter Unzulänglichkeiten nervt, muss noch erfunden werden!
Erst lockten mich die schicken Widgets von iOS zu Android. Dann trieben mich eine überforderte Speicherverwaltung und systemlähmende Updates zu Windows Phone. Und jetzt führten die Abwesenheit von Swype und Google Maps zum Galaxy Note 3 mit praktikabler Handschrifterkennung und Google Now. Aber jetzt schon nerven mich Akkulaufzeit, vereinzelte Hänger und die Größe des “Phablets”. Wo ist das Phone sie zu knechten, sie alle zu finden, ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden?
Dabei ist meine Wunschliste an die Herren aus Cupertino, Redmond und Mountain View echt nicht zu viel verlangt: Es soll noch in die Hosentasche passen, mit mehreren Kalendern für Beruf und Privates zurechtkommen, sich mit Outlook synchronisieren lassen, gute Fotos machen, im Store Spiele von Terry Cavanagh, Byrdr und den Inkle Studios anbieten, Texteingabe per Swype zulassen, 64GB Speicher mitbringen, ohne mich arm zu machen, auch als Telefon überzeugen und nach einem Nachmittag Fußgängernavigation in der Stadt nicht schon den Geist aufgeben. Wenn Letzteres erfüllt ist, könnte ich mein Telefon sogar noch als MP3 Player benutzen und müsste nicht ständig zwei Gadgets mit mir rumschleppen!
Weihnachtsmann, kannst du da was machen?
Sven möchte mehr Zeit!
Ich kann mich eigentlich nicht beklagen. Letztes Jahr bekam ich in der Tat meinen Early Adopter-Blocker. Hätte ich den schon vor dem Kauf der Wii U erhalten. Sei’s drum. Wenigstens funktioniert das Teil wunderbar, denn eine Xbox One und eine PlayStation 4 holte ich mir (noch) nicht ins Haus. Aber wieso sollte ich auch? Mir fehlt schon die Zeit, den unglaublichen Haufen Spiele der letzten Konsolen-Generationen (!) abzuarbeiten. Die 10 Millionen Spiele in meinem Steam-Account, die ich u.a. bei diesen furchtbaren Humble Bundle-Aktionen kaufte, hebe ich mir zwangsläufig fürs nächste Leben auf.
Vermutlich dominieren in meinem Leben zu sehr die Arbeit, der Hund und die bessere Hälfte, als dass ich mir die Ruhe für ein paar Stunden mehr Zockerei nehmen könnte. Und habe ich mal etwas Luft, dann gucke ich mir irgendwelche Serien an, die ebenfalls auf meiner Todo-Liste für dieses Leben stehen. Passive Unterhaltung, statt aktives Eingreifen. Ich schiebe das gar nicht mal unbedingt auf mein Alter, auch wenn ich längst kein Teenager mehr bin. Es mangelt einfach an der Zeit, die ich mir diesmal vom Weihnachtsmann wünsche. Ein Tag sollte … sagen wir mal… 30 Stunden haben, unter einer Voraussetzung: Mein Tagesablauf darf sich gefälligst nicht ändern. Also nicht mehr Arbeit oder so. Nein, ich möchte sechs Stunden am Tag zur freien Verfügung und Freizeitgestaltung. Mal ein paar Stündchen was spielen, ein Buch lesen, einfach etwas abschalten und entspannen. Sollte dem W-Man das “too much” sein, dann gebe ich mich mit einer Stunde pro Tag zufrieden – ich will ja nicht unverschämt sein.
Einverstanden, Herr Weihnachtsmann? Ich war 2013 auch echt artig. Also weitgehend! Bitte? Bekommst auch…ähm….Kekse?
Andy sehnt sich nach etwas völlig natürlichem.
Wenn meine Freunde über ihre Familien reden, dann werde ich schon etwas neidisch. “Blut ist dicker als Wasser“ oder “Die Familie hat immer Bestand“ lauten solche Standardsprüche, während sich in mir eher ein “Freunde kann man sich aussuchen, die Familie nicht“ gebildet hat. Was nicht heißen soll, dass ich von meinen Eltern schlecht behandelt wurde. Es fehlte jedoch eine gewisse emotionale Tiefe oder besser gesagt Bindung zu meinen Blutsverwandten.
Besonders schwierig war und ist das Verhältnis zu meinem Bruder, der bereits in unserer Kindheit die “Schotten dicht“ gemacht hat. Und deshalb wünsche ich mir das eine Familienmitglied, das mir nie vergönnt wurde: eine Schwester.
Ich hätte gerne eine Schwester, die für mich da ist, wenn ich sie brauche. Ich hätte gerne eine Schwester, die mich versteht, wenn ich mit ihr rede. Und ich hätte gerne eine Schwester, die mich selbst dann so akzeptiert, wie ich bin. Selbst dann, wenn wir uns seit über einem Jahr nicht gesehen haben und sie nach ihrer langen Reise endlich nach Hause kommt…