Es ist wieder ihr Krieg und unsere Welt. Wieder liegt alles in Schutt und Asche. Und wieder dürfen wir zuschauen, wie Amerika seine Traumata verarbeitet. Regisseur Michael Bay ist damit in seinem Element, denn kein anderer amerikanischer Regisseur inszeniert derart riesige Materialschlachten für eine “gute Sache”.
Die Handlung ist vollkommen belanglos. Die bösen Decepticons sind doch nicht besiegt, und während die guten Autobots beim Kampf gegen den Terror keine Kompromisse machen, planen Megatron & Co. eine neue Invasion. Die Geschichte ist in weiten Teilen so inszeniert wie die Vorgänger. Es macht ordentlich Krach, ist technisch kompetent umgesetzt und bietet originellerweise sogar einige gute Actionszenen. Beispielsweise zerstört Bay mit Hingabe ein Hochhaus, während seine Helden darin von einem Stockwerk zum nächsten flüchten und schließlich die Außenwand herunterrutschen. Natürlich gibt es auch furchtbar bescheuerte Szenen, wenn unser Held Sam Witwicky (Shia LaBeouf) unfreiwillig mit einer Armbanduhr herumfuchtelt oder der Megan-Fox-Ersatz Rosie Huntington-Whiteley in Stöckelschuhen durch Schutt und Asche rennt, um Superbösewicht Megatron mal die Meinung zu sagen.
Ob das alles logisch ist oder den Gesetzen der Physik entspricht, lasse ich mal dahingestellt sein. Tatsache ist, dass “Transformers 3” wesentlich unterhaltsamer als der Vorgänger ist, sogar ruhiger (!) und weniger chaotisch, kurz: ansehbar. Das ändert aber nichts daran, dass Bay wieder einmal ein kalkuliertes Stück Kino gemacht hat, zu dem nur er in dieser Form fähig ist. Er schlägt die Schlachten, die sein Heimatland verloren hat, bedient die Sehnsüchte seiner Landsleute und rückt alles wieder ins rechte Licht. In “Bad Boys” waren es die Drogenkartelle, in “Pearl Harbor” die Japaner und nun…der ganze Rest. So etwas ist vielleicht ehrlich gemeint, patriotisch untermalt und anspruchslos, aber es zeigt auch, wie er am Reißbrett Filme entwirft. Das hat weniger mit Story-Gesetzen wie die “Reise des Helden” zu tun, als vielmehr mit der geschickten Variation populärer Themen. Das macht Bay nicht als Erster und schon gar nicht exklusiv, aber keiner macht es so konsequent vereinfacht.
Das fängt in “Transformers 3” mit der Mondlandung an, die mit Verschwörungstheorien im Stil von “Akte X” verknüpft wird. Area 51? Kennedy-Mord? Tschernobyl? Alles gelogen! Fast alles wird hier in einen Topf geworfen, und wenn nicht direkt, dann zumindest versteckt angedeutet. Bay scheut sich sogar nicht davor zurück, den Kalten Krieg und die bösen Russen wieder herauszukramen. Wir als Deutsche fragen uns allerdings: Wo sind die Nazis?
Natürlich dürfen Vietnam oder der Golfkrieg nicht fehlen, wenn auch im übertragenen Sinne. Held Sam Witwicky hat keine Lorbeeren, auf denen er sich ausruhen kann, sondern muss sich einen Job suchen. Später zieht er mit ein paar in ärmlichen Verhältnissen lebenden Kriegsveteranen los, um den Autobots zu helfen. Allesamt sind sie ehemalige Helden, die für ihr Land den Kopf riskiert haben und nun im Dreck hausen, weil der Gesellschaft ihre Arbeit zu schmutzig war. Bay rückt das wieder gerade, in dem er sie rehabilitiert. Ähnlich auch die Hochhaus-Szene, die nicht wenige Zuschauer an 9/11 erinnern wird. Statt Tod, Verderben und Trauer gibt es ein Happy End für Sam und seine Freunde. Und wenn ich jetzt besonders zynisch bin, kann ich auch behaupten, dass Bay einen echten Weltkrieg wieder einmal in die USA verlagert. Das hatte man dort ja noch nicht. Durch den Sieg am Ende kann man sich wieder schön als Weltpolizist fühlen. Oder als Cowboy, der dem Bösewicht direkt in die Augen blicken kann.
Logisch, das ist in erster Linie nur eine Faktensammlung über ein normales Stück Popcorn-Kino. Es sind aber alles ernste Themen, die Bay und sein Drehbuchautor Ehren Kruger simpel zu einen Happy End stricken, ohne sich im Geringsten dafür ernsthaft zu interessieren – außer, dass es einen Haufen Menschen ins Kino locken wird. Hier wird alles in eine Popcornmaschine geworfen und am Ende kommt eine simple Fettpampe heraus, dessen Geschmacksaromen kurzzeitig schmecken. Aber im Grunde genommen ist es billiger Mist.
Kann Roland Emmerich dem Michael Bay in dieser Schublade das Wasser reichen oder kann er es nicht? Teilen sich die beiden wirklich die selbe Schublade oder ist diese Schubladen-WG eher ein Trugschluss?
Tja, gute Frage. Ich denke aber, dass in Sachen “Materialschlachten” Michael Bay leicht in Führung liegt. bei Emmerich ist ja meist eine “tiefschürfende” melodramatische Note dabei. Vater sucht Sohn (Day after tomorrow), Familienprobleme (2012) usw. So etwas kümmert Bay gar nicht – entweder du bist ein echter Mann oder du hast in seinen Filmen nichts zu suchen.
Gut gesagt. Das wäre auch meine Argumentation gewesen. Ich bin auch der Meinung, dass Emmerich durchaus das Zeug hat, mehr als nur Effekte zu präsentieren. Day After Tomorrow hat da auf jeden Fall ein paar neckische Ansätze, mit Abstrichen auch 2012. Bay ist an sich nur plump, dafür aber visuell noch eine kleine Ecke beeindruckender…aber nur eine kleine. :)
Hallo Sven,
der Hintergrund beider Regisseure ist der selbe:
AMERIKANISCHER NATIOANALISMUS in Reinkultur.
The Day After Tomoorow ist genau so flachbrüstig, nur damals noch nicht in 3d.
Du gehst als Bild-Leser aus diesen Filmen so raus, wie es gewollt ist: “Die Amerikaner haben mal wieder die Welt gerettet” und “die Russen waren mal wieder besoffen und hilflos”.
Das ist aber nicht so. Sie (die Amis und ihre Speichellecker) haben sie wieder ein Stück mehr verpestet.
Gruß
Martin
Die Kritik von Andreas Müller trifft es auf den Punkt. Hier werden Schlachten gewonnen, die die Amis schon längst verloren haben aber das scheiß Weltbild der Amerikaner dennoch zur Ikone erhoben wird.
Ich habe mir den Film gestern angetan:
– keine vernünftige Handlung
– schlechtes 3d (zuweilen lange Passagen in 2d, die viel besser ohne Brille aussehen ;-))
– Mc Giver kann lernen
– Das Popcorn war gut und das Bier hat gescheckt.
– So einen Filmmüll muss man sich nur ausnahmsweise antun.
Gruß
Martin
Mir hätte die Tranformers-Reihe gefallen können, wenn die blöden Fleischsäcke (Menschen ^^) nicht wären. Da hätte man sich zwar was ausdenken müssen woher die Vorbilder zum transformieren kommen, wäre m.E. aber besser gewesen…
So gesehen gäbe es ja da viele Ansätze ohne MEnschen. Der Kampf zw. Autobots und Decepticons fand ja schließlich auf einem fernen Planeten statt. Und da gabs doch noch diese Dinobots oder wie die hießen. Aber ob das spaßig gewesen wäre? Ein Kampf zwischen Maschinen – ganz ohne MEnschen – das funktioniert vermutlich nur in Spielen. Wenn überhaupt. :)
Naja das ist wie bei AAA Spiele Titeln. Sie begeistern beim lesen des Preview, beim lesen des Review…aber beim anspielen legt man sie nach 30min wieder weg und spielt irgendein kleines nettes PSN oder Casual Spiel.
Das macht meist eh mehr Laune und glücklicher.
Die Handlung ist zwar gut, aber am Ende steht man wieder am Anfang. Der Kampf der Autobots gegen die Decepticons geht weiter, zwar mussten die Decepticons eine menge Federn lassen (wieder stirbt Megatron und ein weiterer Plan misslingt), aber die Autobots sind nicht die wahren Gewinner. Die Menschen haben gezeigt wie man alle Probleme auf andere abwälzem kann, denn sie dienen sich selbst außer die Hauptfiguren. Also da hätte man doch gern noch weitere Teile drehen können, nach dem Vorbild einer guten Seifenoper.
Ach Handlung ist doch total überbewertet :D naja, im Grunde bevorzuge ich auch Filme die ein bisschen interessant sind. Aber ab und zu ein bisschen Feuerwerk ist durchaus ok :)