Es ist noch nicht allzu lange her, da habe ich mir „Terminator – The Sarah Connor Chronicles (SCC)“ angeschaut. Ich mochte die Serie. Neben zwei tollen Hauptdarstellerinnen (Lena Heady und Summer Glau) bot das Format die Möglichkeit, das Verhältnis zwischen Sarah, John und Terminator, das in „Terminator 2 – Judgement Day“ kurz angerissen wurde, genauer zu beleuchten. Im Film spielt dabei Sarahs Monolog über die Maschine als Vaterfigur eine zentrale Rolle. Darauf aufbauend nimmt “SCC” die Mensch-Maschine-Beziehung auf emotionale und rationale Weise durch. An anderer Stelle vielleicht einmal mehr dazu.
Von der Serie angefixt, beschloss ich „Terminator – Salvation“ ein zweites Mal anzugucken. Ich hatte ihn davor lediglich im Kino gesehen. Grob konnte ich mich noch an die Geschichte erinnern, aber nicht mehr, wie gut ich ihn fand. Puh, war ich enttäuscht! Dünne Story, Plotholes und belanglose Dialoge. So schlecht hatte ich ihn gar nicht im Kopf abgespeichert.
Alles neu, alles anders?
Nun also „Terminator – Genisys“. Kein Reboot, kein Remake, eher ein Re-Imagining. Wer jetzt an „Mad Max: Fury Road“ denken muss – ja, das Prinzip ist ähnlich. Leider funktioniert es dieses Mal bei weitem nicht so gut. Die Begeisterung bleibt aus.
Die erste Hälfte des Films besteht nahezu ausschließlich aus Zitaten und Anspielungen auf die ersten beiden Filme. Alle, die bisher gar keinen “Terminator” erlebt haben, sind im Vorteil. Da passiert so viel und so schnell, dass man kaum hinterher kommt und sich ein bisschen so verwirrt und überfordert wie Kyle Reese fühlt. Der wurde von John Connor in der Zeit zurückgeschickt, um die Ermordung seiner Mutter Sarah zu verhindern. Doch als Reese im Jahr 1984 ankommt, wartet bereits ein T-1000 auf ihn. Und Sarah ist nicht die hilflose Kellnerin, mit der er gerechnet hatte. Als dann noch „Paps“ auftaucht, ist Reese vollkommen durch den Wind.
Das alles ist flott sowie unterhaltsam inszeniert und macht Spaß, vor allem Kennern der alten Filme. Leider ist es auch die bessere Hälfte. Denn sobald “Genisys” eigene Wege einschlägt, wird er deutlich schwächer. Die guten Ideen, die durch die alternative Zeitschiene aufkommen, fallen zu sehr hinter den Actionszenen zurück. Zu oft und zu viel wird drauf los geballert. Und irgendwann zünden auch die Lacher nicht mehr.
Das ist nicht die Sarah Connor, die wir suchen
Während Jai Courtney als Kyle Reese und Jason Clarke als John Connor überzeugen (Schwarzenegger und selbstredend J.K. Simmons sowieso), ist es ausgerechnet Emilia Clarke und ihre Sarah Connor, die mich ein wenig enttäuscht zurücklassen. Zum einen wirkt Sarah Connor viel zu kindlich und kindisch, vor allem in ihrer Beziehung zu “Paps”. Zum anderen soll sie dann die knallharte Kämpferin darstellen, die sich von nichts erschüttern lässt. Das passt leider nicht zusammen, zumindest nicht so wie Clarke sie spielt. Das schicksalhafte Verlieben in Kyle Reese geschieht eh viel zu plötzlich. Auch was ihre Charakterentwicklung angeht, passiert kaum etwas: Sie lernt über die Filmlänge hinweg kaum etwas Neues. Ganz anders als damals Linda Hamilton, die sowohl in Teil 1 als auch Teil 2 einen echten Charakterentwicklungsprozess durchläuft.
Ganz anders der nicht ganz so heimliche Held: der T-800. Er wird immer menschlicher, je älter er wird. Der ganze Film und die Plotpoints wirken so, als hätte man sie um Schwarzeneggers Rolle herumgeschrieben. Das funktioniert zwar deutlich besser als in “Terminator 3”, aber richtig mitreißend ist es nicht. Am Ende sollte man nicht gleich aus dem Sessel springen, denn von Marvel wurde gelernt und es gibt eine MId-Credit Szene. Da wundert es nicht, dass weitere Filme bereits bestätigt wurden.
“Terminator – Genisys” ist insgesamt ein solider Actionfilm, der viel vom Charme der ersten beiden Filme lebt. Für mehr reicht es aber nicht.
“Terminator – Genisys” läuft seit dem 9. Juli 2015 in den deutschen Kinos.