Aus. Vorbei. Besucherrekord. Mit knapp 255.000 Besuchern konnte die Gamescom in Köln den Erfolg aus dem Vorjahr bestätigen. Über 500 Aussteller zeigten an die 200 Spielepremieren – obwohl die Branche in Deutschland das erste Mal einen Umsatzrückgang verbucht hat. Alles Zahlenspiele, die kaschieren sollen, dass es eine überraschungsarme und eigentlich langweilige Messe war.Die gezeigten Spiele boten wenige Überraschungen. Wer nach dieser Messe behauptet, dass Shooter nicht das „Aushängeschild“ der Branche sind, lebt in einer Parallelwelt. Aber gab es Überraschungen? „Call of Duty Black Ops“ wird wahrscheinlich eines der erfolgreichsten Spiele des Jahres werden, aber das war schon vorher klar. Doof ist es aber, wenn man einen Skandal provozieren will und keiner merkt es, so geschehen mit dem „Medal-of-Honor“-Reboot von Electronic Arts. Spielplatz diesmal: Afghanistan. Unter den Kollegen (zumindest die ich getroffen habe) war das aber kein Thema mehr – man hat sich offenbar an die kindischen Tabuspielereien gewöhnt. Da muss sich dann schon der britische Verteidigungsminister zu Wort melden. Und dann gab es da noch „Rage“ von id. Die „Doom“-Macher sind sich treu geblieben: Eine Tech-Demo zum Spielen. Grafisch eine Wucht, aber spielerisch bisher nur simples Geballer.
Ich könnte auch noch etwas zu Kinect schreiben. Dass es furchtbar laggt, dass der Casual Gamer den Unterschied zu den Wii-Spielen nicht erkennen wird oder dass der freundliche Herr von Microsoft Schwierigkeiten hatte, das Xbox-Dashboard zu steuern. Drei Monate vor dem Europa-Release am 10.November ist das kein gutes Zeichen. Die einzige Chance von Kinect heißt „Your Shape“ von Ubisoft. Ein perfektes Fitnessprogramm für alle, die sich die Kosten für die Muckibude sparen wollen. Da rechnet sich sogar der horrende Preis von knapp 150 € für die Hardware. Und Move? Sieht aus und fühlt sich an wie ein Wii-Controller 2.0. Eigentlich peinlich für eine Firma wie Sony, die sich gern innovativ gibt. Aber egal ob Kinect oder Move – mir bleibt schleierhaft, warum sich die beiden auf eine Technologie stürzen, die deutlich an Reiz verloren hat.
Der Rest: Ein für mich erstaunliches Comeback des Rollenspiels mit „Arcania“ und „Guild Wars 2“, Echtzeitstrategie vor dem Aussterben und das erste nonlineare Papercraft-RPG der Welt. Das Gefühl, dass man Zeit vergeudet hat, bleibt trotzdem. Vom möglichen Messehighlight „Bioshock Infinite“ sah man zu wenig, um es richtig einzuschätzen.
Videospiele stagnieren, inhaltlich und finanziell. In Deutschland gab es das erste Mal einen Umsatzrückgang und da sucht man gerne die Perlen in einem überschwemmten Markt. Als Journalist besuche ich solche Events wie die Gamescom, weil ich die Neuigkeiten aus erster Hand haben will. Was taugt der Hype? Wo sind die Geheimtipps? Welches Spiel wird uns das nächste Jahr beschäftigen? Die Realität sieht so aus: Terminhetze, ungesunde Ernährung und kaum Zeit zum Luftholen. Nur selten hat man das Glück, ein Spiel ausführlich zu sehen und danach Fragen zu stellen. Sony und Microsoft fertigten Journalisten beispielsweise mit 15-Minuten-Terminen ab. Der Informationsgehalt ist gleich null, zumindest wenn man vorher etwas über das Internet recherchiert hat. Da darf man sich schon fragen, wie hoch das Interesse der Publisher ist oder ob man hier nur widerwillig seine Pflicht erfüllt. Natürlich kann man hier generell über Sinn und Einfluss des Spielejournalisten nachdenken. Die Wahrheit: Ein Publisher braucht ihn nicht, und solange sich kritischer Spielejournalismus über eine Wertung >80 % definiert, wird sich daran nichts ändern. Aber das ist eine ganz andere Geschichte.
Die Gamescom, oder damals in den "good old days" die Gamesconvention, war eigentlich schon immer eher eine Publikumsmesse. Wirklich interessante Ankündigungen gab es selbst damals nicht, als es auf einmal die E3 nicht mehr geben durfte.
Es geht den meisten Publishern bei der GC halt darum der breiten Masse ihre Spiele vorzustellen und nebenbei im Business-Berreich ihren Schneid bei den großen Spiele-Retailern in Deutschland zu bekommen.
Für Journalisten war/ist die GC schon immer mau gewesen. Klar, ein paar nette Gespräche hier (z.B. die Jungs von Deadalic sind immer eine Reise wert) und ein paar nette Stände da (Mr. Meyers Retrokonsolensammlung war wohl auch dieses Jahr wieder da), aber ansonsten ist die GC als eine Jubel-Trubel-Messe für 14- bis 21-jährige. Was auch der Grund ist warum ich seit 2007 nicht mehr darüber berichte und schon garnicht mehr dorthin fahre. Warum? Weil es sich einfach nicht mehr lohnt die Strapazen auf sich zu nehmen. Ich gehöre einfach nicht mehr zu deren Zielgruppe. –
Naja, eigentlich ist die Gamescom interessant für die Jungs von Saturn, Gamestop und Co, der Termin liegt wohl so, das passend zur Inventur die Bestellungen gemacht werden können.
Aber es stimmt, sie fungiert sehr viel als Publikumsmesse, und auch wenn "Andreas" die GamesCom hier als langweilig abtut, fand ich das nicht, obwohl ich praktisch 4/5 Tagen da war, aber letztendlich hab ich mich viel am Brink-Stand aufgehalten, wo es sehr unterhaltsam war, und das Spiel eben sehr interessant und sehr gut. Hat der Autor das Spiel vielleicht nicht gesehen/getestet? Man konnte eine Runde locker bis zu ner halben Stunde spielen, und es hat Spass gemacht. Meiner Meinung nach ein Lichtblick, hatte aber auch von den RPG´s nicht allzu viel mitbekommen, GuildWars 2 hatte am Fachbesuchertag nen Serverproblem, da wendete ich mich dann wieder ab, Torchlight 2 waren die 4 Plätze ständig besetzt :D und Mythos hatte ich nicht aktiv gesucht, aber gerne gesehen. Der Jagged Alliance Online-Stand konnte mir aber ein Lächeln auf die Lippen zaubern, davon erhoffe ich mir was, auch wenn ich befürchte ich könnte enttäuscht werden.
Seit es das Internet gibt, ist es wohl auch sehr schwierig "neue" Infos als Aussteller mitzubringen oder etwa nicht? Die eigenen Mitarbeiter twittern das meiste ja schon von Zuhause aus…
Du warst auf der GamesCom? Und sagst es mir nicht?
Schande über dich.
Rob, ich glaub, dass Du Andreas schon gesehen hast. :)
"Brink" als die Hoffnung der Spieleindustrie? Naja, es ist am Ende doch nur ein relativ simpler Shooter. Meine Geheimtipps von der GC sind Spiele wie "Majin", "Enslaved", "Schattenläufer" oder das erstaunlich erwachsene "Spec Ops: The Line" – neben GW2 versteht sich (aber da bin wohl zu sehr Fanboy um das objektiv zu beurteilen ;))
Andreas…Andreas…hrmm…uh! Ja, stimmt! Ist völlig an mir vorbeigegangen :o
Ich werd mich wohl nicht mehr daran gewöhnen, dass es nun zwei gibt, die hier schreiben ;D
@Robin..tja…Zeiten ändern sich. Oder wie Bushido sagen würde: Zeiten ändern Dich. :)
@Andreas: Siehst, da brauchte ich gar nicht auf die gamescom fahren. Auf Enslaved freue ich mich sehr, extra dafür wird auf Poly wohl bald nen Artikel geben. SpecOps ist für mich ein höchst interessanter Kandidat, eben weil es von Yager Development kommt. Majin hat ebenfalls interessante Ansätze und stammt von einem guten Studio. Und Schattenläufer? He? :)
Das ungesunde Essen! Das gehört auch zu meinen Haupt-Kritikpunkten. Es war allerdings meine erste Messe und ich werde meinen nächsten Besuch dort einfach anders organisieren in der Hoffnung mehr Output rauszuziehen. Eure Erfahrungen als langjährige Besucher bzw. Nicht-mehr-Besucher der gamescom werde ich mal vermerken. ;)
Also die GamesCom 2009 hatte ein Highlight, das war die PS3 Slim. Die wurde in der PK vor dem ersten Fachbesuchertag vorgestellt. Aber in der Tat blickt man z. B. neidisch auf die PAX auf der Duke Nukem Forever vorgestellt wurde… und die TGS wo Capcom bspw. vier neue Spiele zeigte, die sie auf der GamesCom ja nicht mitbringen wollten, weil Deutschland für etliche der Erwachsenen-Titel von Capcom eher nicht zuträglich ist.