Ich mag es. Sehr sogar. Das Universum, das Insomniac mit „Resistance“ erschuf, nahm mich bereits mit dem ersten Teil gefangen.
Diese Bestien, Chimera genannt, kamen Anfang des 20. Jahrhunderts in Form eines Virus auf die Erde. Dieser befiel die Menschen, ließ sie mutieren und in schreckliche Mutanten verwandeln. Diese Bestien, Chimera genannt, kamen Anfang des 20. Jahrhunderts in Form eines Virus auf die Erde. Dieser befiel die Menschen, ließ sie mutieren und in schreckliche Mutanten verwandeln. „Resistance“ erzählte die Geschichte von Nathan Hale, der trotz seiner Infektion mit dem Chimera-Virus weitgehend menschlich blieb und gegen die außerirdische Gefahr kämpfte. Er konnte nicht verhindern, dass sich diese Zombies aus dem All auf der Welt ausbreiteten, in „Resistance 2“ schafften sie schließlich den Sprung nach Übersee. Dort fanden die letzten Überlebenden endlich einen Impfstoff gegen die üble Seuche – dank Nathan Hale. Jetzt schreiben wir das Jahr 1957. In „Resistance 3“ ersetzen die Storyschreiberlinge den alten Protagonisten durch Joseph Capelli, der bereits seine Auftritte hatte. Er ist dank Impfung immun, besitzt eine kleine Familie und soll nun den ehemals blauen Planeten vor der Vernichtung bewahren. Denn die Chimera haben ihre Pläne sichtlich geändert: Statt Menschen in ihren seltsamen Anlagen zu manipulieren, steht nun das erbarmungslose Ermorden auf der Tagesordnung. Und durch gewaltige Terraforming-Maschinen soll aus der Erde ein Eisplanet werden. Wieso? Das will euch „Resistance 3“ vermitteln.
Keine Frage: Das Erzählen von Geschichten ist nicht die allergrößte Stärke von Insomniac. Egal ob Nathan oder Joseph – beide sind klischeebeladene Helden, Stereotypen eben. Ich möchte mich nur ungern mit ihnen identifizieren. Und die Verläufe aller bisher erzählten Handlungen verfügen kaum über Überraschungen. Zu gerne hätte ich ein „WTF“ über die Lippen gebracht. Schade, dass es bisher nie dazu kam. Trotzdem liebe ich diese Endzeitstimmung, diesen Gegner, diesen Mix aus Horror und Science Fiction. Obwohl „Resistance“ in den 1950er Jahren angesiedelt ist, vermeiden die Autoren den Kalten Krieg und gemeine Russen im typischen Sinn. Vielmehr steht diese unberechenbare Macht im Vordergrund. Die Chimera zerstören alles, rotten die Menschen regelrecht aus und basteln ihre kranken Kampfkolosse. Mit B-Movie-Flair hat das nicht viel zu tun, „Resistance“ ist in meinen Augen weit mehr als trashiger Mumpitz. Das gilt allerdings nur für die Hintergründe, für das erschaffene Art-Design und das Drumherum. Die Erlebnisse der Figuren selbst fallen seit jeher dramatisch ab und sind nur Mittel zum Zweck, um Action-Freunde bei Laune zu halten.
Die Reise nach New York erinnert frappierend an „Half-Life 2“, enthält in meinen Augen aber auch viele Elemente aus „Metro 2033“ und sogar „Homefront“. Die kleine, heile Welt zu Beginn darf einfach nicht von langer Dauer sein. Das Böse muss alles zerstören, vor allem den Frieden der paar noch lebenden Familien. Und dass sich Joseph von Frau und Kind trennen muss, versteht sich von selbst. Banal! Sowas gab es doch schon unzählige Male, auch in besagten Spielen – mal mehr, mal weniger. Die Odyssee durch die fast bis zur Unkenntlichkeit verstümmelten Schauplätze hat wirklich verdammt viel von Valves sieben Jahre alten Spiel. Mit dem Unterschied, dass der hier präsentierte Weg zum Abschluss der Trilogie kürzer, geradliniger und dramaturgisch einfältiger ist.
Seien wir ehrlich: Die Abkehr des automatischen Regenerierens hin zum Aufsammeln von Medikits ist keine Sensation. Sicher, dadurch spielt sich „Resistance 3“ etwas klassischer, aber sonst? Zumindest in den niedrigeren Schwierigkeitsgraden ist der Titel durch das Suchen nach Heilung nicht spannender. Die Waffen sind zum Großteil aus den Vorgängern bekannt, die meisten Gegnertypen ebenfalls. Ihr könnt übrigens beliebig viele Waffen tragen, genau genommen so viele, bis euer Weapon Wheel gefüllt ist. Dann gehören euch alle wirklich relevanten, die mit Sekundärschussarten und automatischem Aufleveln ausgestattet sind. Dazu passt wunderbar das simple Nehmen von Deckung hinter Objekten, das effektiv und ohne eine Deckungstaste auf dem Joypad funktioniert. Ja, „Resistance 3“ ist als Gesamtpaket ein nostalgisch anmutender Genrevertreter, der tadellos funktioniert und ein formidables Szenario zu bieten hat. Zugleich glänzt Insomniac mit einer erstaunlichen Einfallslosigkeit. Überraschungen, Wendungen, gravierende Neuerungen? Alles Fehlanzeige. Die Programmierer ruhen sich viel zu sehr auf ihrer eigenen Vergangenheit aus und entwickeln sich nicht weiter. Keinen Millimeter!
Das Übernehmen von Elementen aus anderen Spielen ist eher als Rückschritt zu sehen. Der Mehrspieler-Modus ist, abgesehen von der komplett im Zweiterteam bestreitbaren Kampagne (beim Vorgänger konnten es noch sechs Leute sein), nicht mehr als eine „Call of Duty“-Alternative. Massenmarkttauglichkeit stand ganz oben auf der Todo-Liste. Freilich muss ich dies nicht als etwas Schlimmes ansehen. Wieso auch? „Resistance 3“ spielt sich prima und macht Spaß. Alles im grünen Bereich?!
Nicht ganz. Ich war (mal wieder) naiv und hoffte auf mehr Tiefgang bei der Story, die bezogen auf das SciFi-Thema locker das Potential für einen genialen Kinofilm hätte. Ich wagte zu glauben, Insomniac sei in der Lage, sich deutlich von den Vorgängern abzuheben – zum Beispiel mit Momenten, die mir auch Tage nach dem Spielen noch in Erinnerung bleiben. Endbosse und adrenalinausstoßende Kämpfe mit Erschreckpassagen sind schön und gut, aber als reizüberfluteter Konsument sehe ich da nichts Bahnbrechendes. Eher ist „Resistance 3“ ein guter, auf Hochglanz polierter Shooter von der Stange. Immerhin mit einem feinen Ambiente. Dafür sorgt auch die zeitgemäße Technik: Move und 3D interessieren mich in dem Fall nicht, sehr wohl aber die Umgebungen. Wenn Terraformer für beängstigende Luftstrudel sorgen und der starke Wind die Sicht auf die Gegner verschlechtert, dann blitzt kurzzeitig ein Begeisterungsgefühl auf. Manche Gebiete sind toll anzusehen und lassen die durch die Chimera gestartete Apokalypse glaubhaft erscheinen. Super! Nur das allein genügt eben nicht, um nicht in der Masse der Shooter unterzugehen. Mensch! Hätte sich Insomniac nicht ein Beispiel an dem Film „The Road“ nehmen können? Das hätte doch gepasst?!
„Resistance 3“ ist ein angenehmer, schnieker, ordentlicher, sympathischer, krachiger Shooter. Punkt. Mehr muss ich nicht sagen, denn es lohnt sich nicht. Kauft euch das Spiel. Ihr dürftet es nicht bereuen, sofern ihr keine allzu hohen Erwartungen an Insomniacs zweiten „Resistance“-Aufguss stellt. Der (vorläufige) Abschluss der Trilogie stellt zufrieden – auf gewisse Weise in jeglicher Hinsicht. Ihr müsst dank das wunderschönen Intros nicht einmal die Vorgänger kennen. Ein ABER kann ich mir nicht verkneifen: Ich hätte mir mehr erhofft – sowohl bei der Ausarbeitung der Geschichte, als auch bei dem Spielkonzept selbst. „Resistance 3“ bestätigt zum x-ten Mal meine Meinung: Das Genre braucht eine Kreativpause (jaja, hab ich schon 1000 Mal gesagt). Also ganz hart genommen. Doch solange sich genügend Käufer finden, gibt’s keinen Grund für Änderung.
Ich muss sicher niemandem sagen, dass ihr euer Geld sparen könnt, wenn ihr schon die Vorläufer doof fandet. Bei Twitter gab’s da ja so einige Kandidaten…
One comment on “Resistance 3: Schön und gut”