Aufgewärmter Kaffee schmeckt nicht? Ach, was! Der Mob fährt ja auch auf HD-Neuauflagen, Remakes und Comebacks alter Serien voll ab. Und steht mal keine früher vielleicht bekannte Lizenz zur Verfügung, gibt’s eben einen Potpourri (wie passend!) bewährter Elemente, verpackt in einem neuen Gewand. Willkommen beim dritten Pottpoly!
Cloudberry Kingdom: Hüpfende Hassliebe – gespielt von Sven
Halten wir uns nicht mit der überflüssigen Handlung auf, kommen wir gleich zur Sache. In „Cloudberry Kingdom“ hüpft und lauft ihr durch unzählige Levels in …. in…. klassischer Jump&Run-Manier. Das klingt nach einer Floskel, ist aber die Realität in diesem nostalgisch anmutendem Plattformer. Dabei klaut der Titel von den Pwnee Studios vor allem bei einem meiner liebsten Lieblingsspiele: „Super Mario Bros.“. Ihr springt auf Plattformen, überwindet Feuerkreisel, entkommt stacheligen Kugeln und so weiter und so fort. Im Gegensatz zum Klempner-Meisterwerk wird „Cloudberry Kingdom“ auf ein spielerisches Minimum reduziert. Ihr lauft von links nach rechts, sammelt Edelsteine und bekommt dafür einen Bonus, wenn ihr alle am Ende des Abschnittes einkassiert habt. Die Levels sind kurz, aber aufgrund der komprimiert platzierten Gegner beziehungsweise Hindernisse ab dem 50. Level hammerhart. Dann wird’s fies, knackig, bockschwer, frustrierend, aber – wenn ihr euch darauf einlasst – enorm motivierend. Sicherlich ein wenig so wie bei “Super Meat Boy”. Übrigens besitzt euer Protagonist von Welt zu Welt verschiedene Fähigkeiten und die Levels werden zufällig generiert. Zweitgenanntes mag ich persönlich nicht, fällt aber ausnahmsweise nicht negativ ins Gewicht. Was vergessen? Ach, genau. Ein kooperativer Mehrspielermodus für bis zu vier Leute. Hat was von “New Super Mario Bros.”, hm? Zufälle gibt’s…
„Cloudberry Kingdom“ ist für mich ein spielenswertes Retro-Jump&Run, bei dem unnötiger Ballast konsequent abgeworfen wurde. Der gemeine Zeitfresser, der meine Geduld enorm strapaziert, mir aber auch – weil ich das Genre so sehr liebe – viel Freude bereitet, nimmt euch schnell gefangen. Kurzum: Das Spiel ist eine feine Sache, so gemein es auch ist. Zwar sagt mir die Hauptfigur mal so gar nicht zu (jaja, kann den individualisieren, interessiert mich aber nicht die Bohne), dafür stimmen die Hintergründe und die Steuerung. Die Musik ist ganz cool, wiederholt sich aber zu häufig. Sei’s drum – ich finde „Cloudberry Kingdom“ prima.
Superfrog HD: Enttäuschende Nostalgie – geküsst von Sven
Verflucht! Bin ich alt! Damals spielte ich auf dem Amiga „Superfrog“. Ein wenig erinnerte mich das gesamte Konzept an „Sonic“, auch dank des flotten Frosches, den ich durch die farbenfrohen Szenarien geleitete. Tja, das muss 1994 in der Drehe gewesen sein. Jetzt, fast 20 Jahre später, beglückt mich Team 17 mit einer HD-Neuauflage. Diese bietet die originalen sowie dezent veränderte Levels des Klassikers. Wobei, Klassiker? Ist das die richtige Bezeichnung? Ich bin nach dem Spielen unsicher, denn mein Gedächtnis muss mich getäuscht haben. Ich hatte mich wirklich auf „Superfrog HD“ gefreut, weil ich mit die Vorlage mit schönen Jump&Run-Erinnerungen verband. Doch jetzt flitzte ich mit dem knuffigen Helden herum, sammle ohne Ende irgendwelche Boni ein und rege mich über das belanglose, öde Leveldesign auf.
„Superfrog HD“ ist eine enttäuschende Zeitreise. Hüpfen, rennen, auf Gegner springen, Boni abstauben – was in der Theorie genau nach meinem Ding klingt, artet viel zu schnell in trister Routine aus. Echt jetzt – ich könnte jeden Tag 2D-Jump&Runs zocken, nur müssen hier wichtige Elemente stimmen. Die Levels sollen mit Bedacht erstellt sein und die Steuerung perfekt funktionieren. Beides vermisse ich hier. Und ich befürchte, dass das schon damals nicht besser war. Im Laufe der Jahrzehnte sind meine Ansprüche gestiegen, und da kann „Superfrog HD“ nur verlieren. Irgendwie ist es verdammt schade um das Spiel, denn der Grafikstil gefällt mir unverändert, genauso der „Sonic“-Ansatz. In der Form ist das Gebotene ganz nett, und damit meine ich nicht SCHEIßE! Löblich ist die Crossplay-Funktionialität und die Möglichkeit, die PS Vita als Controller zu verwenden. Nur macht das letztlich überhaupt keinen Unterschied, der Spielspaß steigt dadurch nicht. Der Level-Editor ist beiläufig erwähnt eine gute Idee, nur wieso kann ich keine Szenarien mit Freunden übers Internet austauschen? Wie sinnlos…
Rise of the Triad: Blutfontänen in HD – gemetzelt von Sven
Und noch so ein Spiel, das mir unter die Nase reibt, wie alt ich mittlerweile bin. Auch „ROTT“ erschien Mitte der 1990er Jahre, ungefähr 1995 muss ich es auf meinem ersten PC gespielt haben. Damals voll im Trend war der Vertrieb als Shareware, quasi als „try before buy“-Konzept. Und diese Demo habe ich immer und immer wieder gespielt. Lag es an der maßlos übertriebenen Gewalt, die mich so faszinierte? Oder an der schnellen, grafisch für mich beeindruckenden 3D-Optik? Vermutlich waren beide Aspekte ausreichend, um mich zu fesseln. Das neue „ROTT“ sieht trotz Unreal 3 Engine alles andere als zeitgemäß aus, bringt mir aber dieses damalige Spielgefühl wieder. Stumpfe Brutalität in Kombination mit einem hohen Spieltempo, jede Menge Kawumm und Knallerei – passt! „ROTT“ ist eine Hommage an alte Zeiten, weil das Spiel auch altmodisch wirkt. Gewiss mit Absicht, und das ist gut so. Ich finde sogar, dass die Geschwindigkeit ruhig hätte etwas niedriger ausfallen können, aber Shooter-Liebhaber erwarten dies wohl. Jedenfalls erhaltet ihr an unzähligen Ecken und Enden Anspielungen an das Original, ein paar schicke Schauplätze und einen leider mörderischen Schwierigkeitsgrad. Durch schlecht verteilte Rücksetzpunkte müsst ihr nach dem Ableben im schlimmsten Fall einen halben Abschnitt neu starten – und die Levels sind zwar linear, aber recht groß geraten. Jaja, früher war das auch so….
Klar hätte ich mich etwas mehr gefreut, hätte Apogee die alten 2D-Jump&Runs zu neuem Leben erweckt, aber mit „Rise of the Triad“ tun mir die Verantwortlichen dennoch einen Gefallen. Ich denke an meine heftigen Zockabende zurück, zugleich aber habe ich nicht das Gefühl, eine 1:1-Kopie des alten „ROTT“ zu spielen. Und jetzt muss ich noch schmunzeln, wenn wieder Körperteile durch die Gegend fliegen, Augen an den Bildschirm klatschen oder Blut aus leblosen Körpern spitzt. Einen Mehrspielermodus erhaltet ihr außerdem, wenn euch die 20 Solo-Levels nicht genügen.
Alles in allem ist „Rise of the Triad“ ein trashiger, klassischer Shooter, dem ihr vor allem dann etwas abgewinnen könnt, solltet ihr irgendwann einmal das Original gespielt haben. Denn sonst versteht ihr im schlimmsten Fall gar nicht, was das für ein interaktiver Mist mit dieser hanebüchenen Nazi-Story ist. Ich mag das übrigens nur 14 Euro günstige Stück Mumpitz. Eben weil es mich im Gegensatz zu „Superfrog HD“ positiv an die Vergangenheit erinnert; an eine Zeit, in der ich noch nicht volljährig war und bluttriefende Egoshooter mitten in der Nacht genoss. Und ist was aus mir geworden? Nein?! Oh….hmmm……
Es sind keine Nazis, es ist eine Sekte namens “Triad”, die die Weltherrschaft an sich reißen will.
Ach, komm schon. Du weißt doch genau, was gemeint ist. Das sollte mal Wolfenstein 2 werden, also das Original. Und die Anspielungen an Nazis sind ja nicht zu übersehen. Pedant. :P
Sorry. :( Ich will ja nur dein Bestes.
Super Mario Bros. zusammen durchspielen? <3
Mit Kakao und Keksen!
Awwww! Toll! Wann?
ASAP (was noch was dauern kann :( )
Aber ASAP klingt doch schon einmal nach einer Perspektive. :)
Schön, schöner am schönsten. Superfrog zeichnete sich, meiner Erinnerung nach, auf dem Amiga hauptsächtlich durch die damals gute und flüssige Grafik aus. Spielerisch mochte das damals schon niemand und ich glaube, die Wertungen waren selbst damals auch meist eher Mittelprächtig (vielleicht abseits vom Amiga Joker, der sich gerne mal hypen ließ).
Rise of the Triad als auch Wolfenstein habe ich damals nicht spielen können. Ich wollte so gerne, aber mir ist immer nach fünf Minuten kotzübel geworden: Motion Sickness! Erst mit Duke Nukem fing ich so langsam an mich daran zu gewöhnen. Es sollte jedoch noch bis Quake 3 dauern, bis Ego-Shooter so richtige 3D Grafik hatten, dass ich nicht mehr die meiste Zeit göbelnd unter dem Tisch hing.
Von dieser kleinen Anekdote ab, RoTT HD ist ja mal ein wirklich venrünftiges Remake! Vielleicht ist die Grafik nicht State of the Art aber im Vergleich, was einem bei den HD Remakes und Kickstarter Indiegames sonst so geboten wird, ist das hier eine Wohltat. Alleine dafür liebe ich es schon (ohne es bisher gespielt zu haben). Ich meine, ich habe gerade erste Tests zu DSA Schicksalsklinge HD gesehen. So etwas empfinde ich als schlechten Scherz und noch schlimmer, dass es Fans gibt, die diesen Müll dann auch noch tatsächlich kaufen und sich schön (im wahrsten Sinne des Wortes) denken können.
Bei ROTT sind wir uns ja einiges. Auf jeden Fall eine gute Neuauflage, da stimme ich voll zu.
Bzgl. Superfrog zitiere ich mal ne Pressemeldung:
The One Amiga – 93% – „Bei dem gutem Ruf von Team17 habe ich ein prima Spiel erwartet. Aber es ist viel mehr als das – es ist atemberaubend gut. Alles am Spiel von Grafik und Sound über Steuerung bis hin zum Gameplay ist alles bis zur Perfektion poliert.“
Amiga Computing – 93% – „Superfrog ist Team17s bisher bester Titel. Er ist randvoll mit toller Grafik, Sound und Spielbarkeit. Man muss schon verrückt sein, um das Spiel zu ignorieren.“
CU Amiga – 89% – „Superfrog ist ein top Spiel, wahrscheinlich das beste Spiel von Team17.“
Amiga Action – 89% – „Was kann man zu Team17 sagen? Alles, was sie dieser Tage anfassen, scheint sich in Gold zu verwandeln und Superfrog ist keine Ausnahme. Ohne Zweifel ist es das bisher beste Jump’n‘Run auf dem Amiga.“
Und ich kann mich an diese Magazine nicht wirklich erinnern. :D
Hä? Was sind das denn für Magazine? Sicherlich keine deutschen! Ich habe damals so ziemlich alles an Zeitschriften gekauft, was der Markt hergab. Wenn das englische Magazine waren, dann sind diese Hypewertungen nicht so das große Wunder. Man merkt ja schon, was alleine der Name Team 17 in den Zitaten für einen Stellenwert hat.
Ich habe gerade mal nachgegoogelt. ASM gab 10 von 12, Amiga Games gab 61 Prozent, Power Play gar nur 51 Prozent (PC Fassung) bzw. 75 Prozent (Amiga) und der Amiga Joker gab 75. Die PC Player gab für die DOS Fassung krasse 47 Prozent. Die Amiga Fassung wurde, wie ich mir dachte, hauptsächlich wegen der flüssig scrollenden Grafik gelobt.
Zur Popularität beigetragen haben soll übrigens nicht unerheblich das Intro von Eric Schwartz. Kennt den noch jemand? Die Anti-Lemming Demo war damals der Brüller (und seine Bilder mit Amy und Co sehr populär). Nur deswegen habe ich mir Moviesetter gekauft.
Stimmt schon – Team 17 hat auf der Insel einen ganz anderen Stellenwert als im Rest der Welt, daher wird wohl die englische Presse teilweise die rosarote Sonnenbrille bei der Bewertung von “Superfrog” gehabt haben. Auf der anderen Seite sind die Kritiken der deutschen Presse von damals nun auch nicht vernichtend. Dass die PC-Versionen damals so schlecht abgeschnitten haben, war nicht ungewoehnlich. Die Heimcomputer waren zu diesem Zeitpunkt – neben den Konsolen – die praedestinierten Plattformen fuer Jump’n Runs. Die PC-Konvertierungen waren meist lieblos und krankten an der oftmals ungenuegenden Steuerung (Joystick / Gamepad waren ja damals noch kein Standard beim PC).
Aber wenn die ewig staenkernde PowerPlay schon mal ueber 70% fuer ein kleines Jump’n Run hergibt, ist das doch wahrlich nicht schlecht…
Ehrlich gesagt, so wahnsinnig viele sehr gute Jump & Runs gab es auf dem Amiga letztlich dann auch gar nicht, da dominierten klar andere Genres. Im übrigen lag das auch, so meine persönliche Erinnerung, an der Steuerung. Irgendwie fühlte sich die auf dem Commodore 64 genauer / besser an. Ich weiß noch, dass ich sowohl Pirates! als auch Giana Sisters lieber auf dem Brotkasten gespielt habe und mit den Amiga Umsetzungen nicht warm wurde, nachdem ich mich doch über die bessere Grafik dort zunächst gefreut hatte.
Team 17 besaß wohlgemerkt auch in Deutschland einen hervorragenden Ruf und bei Superfrog kommt halt hinzu, dass die Technik stimmte. Da sind Wertungen über 70 nicht verwunderlich, vor allem weil das Werten von reinem Leveldesign recht haarig sein kein. Letztlich besaßen viele J&R ein aus heutiger Sicht ähnlich langweiliges Design und man hat sie damals dennoch gespielt und Spaß mit gehabt. Zool, Bonk (B.C Kid), Chuck Rock oder Fire & Ice fallen mir da ein.
Wobei ich reine J&Rs meine und ich hoffe, dass mich meine Erinnerung da jetzt nicht täuschte. Jump & Shoots wie Lionheart, Turrican, Shadow of the Beast etc. pp. sind ja noch mal ein wenig was anderes.
Ich weiß jedenfalls, dass ich den Sprung vom Amiga auf SNES als gewaltig empfunden habe. Nicht nur grafisch und soundtechnisch sondern eben vor allem spielerisch bei den Jump & Runs. Das schien mit einmal eine völlig andere Welt zu sein (obwohl es da selbstredend auch viel Grütze gab).
Das von mir angesprochene Umsetzungsproblem zwischen Amiga und PC bezieht sich aber auch auf die Run’n Guns a la “Turrican”. Da machte der PC, gerade aus den von mir schon angesprochenen Gruenden, eine auesserst unglueckliche Figur.
Und auch heute ist der PC immer noch nicht die Plattform, die ich mit solchen Titeln verbinden wuerde. Da bin ich moeglicherweise zu sehr gebrandmarkt von den 90er Jahren…
Ne, bist du nicht. Ich habe mir z.B. kürzlich noch mal die Tomb Raider HD Collection für PS3 gekauft. Ich habe zwar alle Teile schon lange für PC, aber dort machen die nicht halb so viel Spaß.
Ich weiß auch nicht woran das liegt. Ich habe ein gutes Joypad für PC aber Games, die ich damit spielen würde, würde ich immer bevorzugt auf Konsole zocken. Es fühlt sich einfach flüssiger, besser, kontrollierter an, wie auch immer man es beschreiben möchte. PC ist halt Maus / Tastatur Domäne. Wenn ein Spiel damit nicht perfekt funktioniert, was eben insbesondere J&Rs und verwandte Genres trifft, dann fühlt es sich irgendwie einfach “falsch” an.
Und so subjektiv scheint das nicht zu sein, ich meine, wer spielt z.B. Prügelspiele auf PC, selbst wenn es Umsetzungen gibt, siehe Street Fighter 4 oder Blazblue, die rührt doch irgendwie auf dieser Plattform keiner an.
Guter Punkt mit den Pruegelspielen!
Aber ich denke schon, dass auch ein bisschen Subjektivitaet dabei ist, denn zumindest heute ist es kein Problem, ein super Gamepad fuer den PC zu bekommen. Doch, wie Du ja selber beschreibst, passt es irgendwie nicht ins Bild von uns langjaehrigen Zockern, dass man am PC bevorzugt mit dem Gamepad hantiert. Umgekehrt tue ich mich immer schwer, Shooter auf der Konsole zu akzeptieren. Selbst wenn ich mich erstaunlich behaende durch die ersten beiden “Resistance”-Teile geballert habe, geht mir halt immer noch die Maus ab.
Lol, lasse mich nicht über shooter auf Konsole anfangen … Kinderkram, unendlich langsam, Moorhuhn … sind da die harmlosesten Begriffe, die mir da einfallen … ^^
“ROTT” blieb mir immer nur im Gedaechtnis wegen der Werbekampagne, denn die sprach mal freimuetig vom “brutalsten Spiel aller Zeiten”! Um den ganzen “Doom”-Clones zu entkommen, musste man sich halt was Besonderes einfallen lassen.
Hat mich damals aber schon nicht interessiert, und wird es heutzutage auch nicht, selbst wenn es ein gutes Retro-Remake geworden ist. (In dem Zusammenhang koennte man vielleicht das “Schicksalsklinge”-Remake auch als “brutalstes Remake” aller Zeiten bezeichnen, denn die Qualitaet verleitet zumindest zu Gewalttaten aller Art…)