Und wieder einmal ist Zeit für unseren Rundumschlag. Wir feiern die Rückkehr eines alten Helden, gehen auf Tauchkurs und entdecken geheimnisvolle Tempel.
Pac-Man Championship Edition 2: Spartenprogramm
Ja, wo laufen sie denn? In „Pac-Man Championship Edition 2“ von Bandai Namco wisst ihr manchmal nicht, wo euer kleiner gelber Knubbel vor welchen Geistern denn gerade auf der Flucht ist. Weil es Sprungbretter gibt. Weil die Effekte euch den Atem rauben. Weil es so schnell ist, so unglaublich schnell.
Bandai Namco präsentiert uns mit der Fortsetzung des Kultspiels ein neues Genre. Eine Mischung aus klassischem Pac Man und einem Bullet Hell Shooter. Pac’n Hell, wenn ihr so wollt. Im Prinzip ist das Spiel gleich geblieben: Ihr steuert Pac Man durch ein Labyrinth, sammelt gelbe Pünktchen auf und flüchtet vor fiesen Geistern. Doch diesmal hat die Sache mehr als einen Kniff. So führt eine Berührung mit den Geistern nicht sofort zum Tod. Stattdessen ärgert ihr sie nur, bis sie anfangen zu „glühen“ und erst dann gefährlich werden. Auch das beliebte Geistervernaschen hat sich geändert. Zunächst „befreit“ ihr Geister, in dem ihr an ihnen an vorbeilauft. Diese schließen sich den normalen Geistern und wenn ihr dann eine Kraftpille schluckt beginnt die Highscorejagd. Außerdem wechselt ihr mit Sprungbrettern blitzschnell die Seiten und verwirrt nicht nur die Gegner, sondern auch euch selbst. Spätestens wenn das Tempo anzieht, wird das Spiel zu einer Bewährungsprobe für eure Konzentrationsfähigkeit. Ach ja, es gibt auch Bosskämpfe. Im Prinzip heißt das nur, dass sie sie solange überleben müsst, bis ihr ihm mit einer Kraftpille besiegt.
Um dem Spielprinzip mehr Abwechslung zu verleihen, hat Bandai Namco neben der normalen Highscorejagd dem Spiel einen Abenteuermodus spendiert. Hier müsst ihr unter Zeitdruck bestimmte Aufgaben lösen. In der Regel heißt das, mehrere Bonusfrüchte zu sammeln bevor die Zeit ausläuft. Aber mal ganz ehrlich, das wird schnell langweilig. Dann schon lieber sich richtig volldröhnen lassen. “Pac-Man Championship 2” legt im Vergleich zum Vorgänger noch einen Gang, variiert das bekannte Spielprinzip mit einigen originellen Ideen, aber richtet sich nur an Pac-Man-Profis. Wer hier einfach nur mal seine Jugenderinnerungen aufleben lassen will, ist vollkommen fehl am Platz.
Abzu: Ist das noch ein Spiel oder kann das weg?
Es gibt Spiele, die es einem als Rezensenten äußerst schwer machen. Was soll ich Abzu, dem Erstling von Giant Squid Games sagen? Ja, es ist das neue Spiel von Matt Nava, einem der Designer des legendären “Journey”. Ja, es ist wunderschön. Nein, wenn ihr in irgendeiner Form eine spielerische Herausforderung sucht.
Im Spiel taucht ihr durch ein Meer, dreht an ein paar Schaltern, um Tore zu öffnen und befreit Fische aus ihren Gefängnissen. Das war’s. Wir können nicht sterben, müssen nicht wieder an Checkpunkten von vorne anfangen, sondern nur Tauchen und Staunen. Das Spiel bietet keinerlei Herausforderungen und ist in zwei bis drei Stunden durchgespielt. Eine Story ist nur in Ansätzen zu erkennen und nur kurz vor Ende gibt es einen Überraschungsmoment.
Am Ende bleiben mehr Fragen als Antworten. Wer ist unsere Taucherin? Was ist mit dieser Welt passiert? Warum müssen gerade „wir“ zu dieser Reise aufbrechen? Aus dieser Rätselhaftigkeit bezieht das Spiel lange seinen Reiz. Wir entdecken antike Tempel in dieser wunderschönen Meereswelt, aber uns fehlt der Kontext, um ihre Bedeutung zu verstehen. Spätestens in diesen Momenten fällt auf, dass „Abzu“ wenigstens eine Handvoll Erklärungstexte benötigt hätte. Spielerisch klärt sich kaum etwas auf.
„Abzu“ ist ein wenig „Kunst, um der Kunst Willen“. Die wunderschöne Unterwasserwelt ist atemberaubend, aber spielerisch und inhaltlich bleibt es vieles schuldig. Was ich aber dem Spiel zugute halten kann: In einer Videospielwelt, in der es fast nur um das Zerstören und Töten geht, feiert „Abzu“ die Erhabenheit der Natur. Aber wie sehr hätte ich mich gefreut, wenn es außer dieser löblichen Absicht mehr Abwechslung gegeben hätte. In dieser Form ist das Spiel aber nur die Demo für das schönste Spiel des Jahres.
The Curious Expedition: One more turn
Es ist so etwas wie eine Mischung aus „Seven Cities of Gold“ und einem Penny-Dreadful-Schmöker. In „The Curious Expedition“ vom deutschen Indie-Studio Maschinen-Mensch stürzt ihr euch als Marie Curie, Charles Darwin oder als eine andere Größe des 19. Jahrhunderts in Expeditionen zu den entlegensten Winkeln der Erde.
Das wirkt auf den ersten Blick einfach, wird aber zunehmend komplexer. Crew auswählen, Ausrüstung zusammen und schließlich an Land gehen. Jeder Schritt geht ins Ungewisse, denn nie könnt ihr euch sicher sein, was an der nächsten Ecke lauert. Nur ein friedlicher Stamm oder wilde Kannibalen? Könnt ihr diesen Tempel gefahrlos plündern oder löst ihr eine tödliche Falle aus? Um im Spiel zu überleben müsst ihr vorausdenken, geschickt mit friedlichen Eingeborenen sammeln und glückliche Entscheidungen treffen. Aber Vorsicht: Entweiht ihr einen Tempel werden die zuvor netten Eingeborenen zu tödlichen Gegnern.
Kämpfe werden dann in einer Art Würfelspiel ausgetragen. Unterschiedliche Symbole lassen sich dann zu mächtigen Angriffen oder Schutzzaubern kombinieren. Jeder Landgang endet entweder mit eurem Tod oder dem Erreichen eines „magischen“ goldenen Tempels.
„The Curious Expedition“ ist ein „roguelike“ Abenteuer-Spiel und deshalb ziemlich unbarmherzig. Jeder Bildschirmtod führt zum genretypischen Neustart, aber glücklicherweise dauert eine Expedition nur wenige Minuten. Die Motivation für einen weiteren Versuch ist deshalb umso größer. Jeder, der auch nur einen kleinen Abenteurer in sich stecken hat, sollte dem Spiel unbedingt eine Chance geben.