Polycast #17: TV-Serien – Deutschland gegen den Rest der Welt

5. Januar 2015

TV-Serien aus den Vereinigten Staaten von Amerika haben seit ein paar Jahren wieder einen enormen Erfolg in Deutschland. In den Büros, Cafeterias und Kaffeeküchen werden in erster Linie die neuesten Folgen von “House of Cards”, “The Walking Dead” oder “Game of Thrones” diskutiert. Klar, US-amerikanische Formate dominieren seit Einführung des Privatfernsehens in Deutschland unser TV-Programm. Aber durch Breitband-Internet und Streamingdienste hat sich eine neue Hochkonjunktur eingestellt.

We’ve got a series problem

Aber was ist mit den deutschen Serien? Gibt es einfach keine oder können die deutschen TV-Produktionsfimen nur “Tatort”?

Andreas, Sven und Lara haben sich (virtuell) zusammen gesetzt und ausführlich(!) diskutiert, warum deutsche Fernsehserien keine Rolle spielen, woher das kommt und ob sich das in Zukunft vielleicht ändert. Was können wir uns von unseren europäischen Nachbarn abkucken (huhu, Österreich!) Oder ist die Situation gar nicht so düster und es gibt einfach viele unbekannte Perlen?

Timecodes

00:01:45 Beispiel 1: Der Tatortreiniger – Erfolg durch Mediathek und Social Media
00:21:30 Beispiel 2: Luther – Sherlock meets Columbo
00:46:20 Beispiel 3: Hinter Gittern – der Frauenknast VS. Orange is the new Black
00:57:40 unterschiedliche Sendestrukturen, Streamingdienste und notwendige Veränderungen
01:03:35 Vom Klauen, Kopieren und Abkupfern
01:06:45 Private Sender: von selling commercials zu selling content
01:33:00 Bringt der angekündigte Jugendkanal den Öffentlich-Rechtlichen die Wende?
01:41:10 Der Blick zur Insel: BBC
01:48:20 Absurd-zynische Narrenfreiheit: Österreich und die ORF
01:55:00 Keine Diskussion über deutsches Fernshen ohne Tatort!
02:06:50 Abschlussdiskussion: Fehlender Druck, historische Stoffe, TV-Filme zu Serien, neue Serien 2015

Weiterführende Informationen

https://www.youtube.com/watch?v=ggpFXA-CkLw

Danke an pan:core für den Jingle.

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3 comments on “Polycast #17: TV-Serien – Deutschland gegen den Rest der Welt

  1. Vieles hat vielleicht mit der Sprachweise oder einfach nur schlechten Schauspielern zu tun. Wenn ich schon die Ausdrucksweise in manchen deutschen Sitcoms höre dreht sich mir sofort der Magen um, weil das so übelst schlecht ist.

    Bei amerikanischen Serien muss man stark differenzieren. Es kommen im Jahr so um die 100 bis 200 Serien dort (geschätzt, eher sind es mehr, insbesondere wenn man Sitcoms mitzählt). Von denen schaffen es eine Handvoll nach Deutschland und ein weiterer kleiner Bruchteil wird richtig populär.
    (Ich habe mir z.B. zu Weihnachten die Fringe Komplettbox schenken lassen).

    Der riesige Großteil der amerikanischen Serien ist jedoch ebenfalls absoluter Schrott. Vieles ist sehr zielgruppenorientiert oder bedient kleinste Sparten.

    Wie bei Filmen schaffen es deutsche Filme- und Serienmacher aber nicht, genügend Budget sowie gute Schauspieler und Autoren für viele und / oder hochwertige Filme / Serien zu beschaffen. Genau wie bei der Musik finde ich jedenfalls nur peinlich, was hierzulande immer abgeliefert wird. Der Begriff Unterschichten-TV kommt nicht von ungefähr. Die TV Sender produzieren nur noch billigsten Schrott weil jeder halbwegs intelligente Mensch so oder so kein deutsches Fernsehen mehr einschaltet.

    Mein Wissen über deutsches Fernsehen stammt auch zugegeben fast ausschließlich vom Schauen in diversen Dönerläden, wo irgendwie immer ein TV läuft … ^^

    Der Witz ist, ich bin ja ein riesiger Korea-Fan. Auch da gibt es mind. 100 Serien und Sitcoms im Jahr. Davon sind etwa zwei, drei gutes Dutzend Serien auf dem Niveau (nur moderner) wie früher hier die beliebten Weihnachtsserien a la Patrick Pacard / Anna. Alleine im Jahr 2014 habe ich mit High School Love on (okay, eher für Jüngere), It’s okay it’s Love (fantastische Romantic Comedy), My Love from another Star, My lovely Girl, Pinocchio, Misaeng und You’re all surrounded (Action Comedy) sieben wirklich geniale TV Serien geschaut – und ich habe längst nicht alles mitgesehen, was gut war.

    Der Punkt ist, Deutschland ist größer und reicher als Korea und schafft es in keinem Medienbereich diesem im Vergleich kleinen Land auch nur den Hauch von Paroli zu bieten.
    Ein gutes Beispiel sind Castingshows. Die sind seit ein paar Jahren auch in Korea sehr populär. Da bewerben sich auch 10.000e – nur mit dem Unterschied, dass die besseren 2500 von denen alle schon besser singen können als sämtliche Top 10 sämtlicher deutschen Shows dieser Art. Einfach weil bei uns diese Musikkultur völlig fehlt. Und genau das sieht man auch bei den Serien.

    Ich habe vor einigen Jahren mal ein Buch über Schriftstellerei gelesen. Ich erinnere mich grob an die Einleitung. In anderen Ländern kann man “Performing Arts” an Universitäten studieren und Deutschland gibt es nicht mal ein Fach “schöner Schreiben”. Es fehlt hier einfach an Grundlagen und Verständnis. Nur wenige Autodidakten schaffen es deswegen hier ein international konkurrenzfähiges Niveau zu erreichen.

    • Da stimme ich dir zu. Irgendwo habe ich das im Podcast auch gesagt. Auf ein “Breaking Bad” kommen in den USA zehn “Grimms”.
      In diesem Zusammenhang sollte man auch erwähnen, dass eine Folge BB oder Mad Men in den USA deutlich weniger Zuschauer hat, als ein durchschnittlicher Tatort in Deutschland. HBO & Co. haben mit ihren Abo-Modellen in den USA aber eine zahlungskräftige Nische gefunden. Das ist hier unmöglich, weil der deutsche Markt das gar nicht hergibt. Wenn eine solche beschränkte Marktsituation auf mangelnde Risikobereitschaft trifft, kommt es leider wie hier in Deutschland zu kreativem Stillstand.

      • Vorab, ich bin noch dabei den Podcast zu hören und noch nicht ganz durch.

        Man darf nicht vergessen, auch deutsche TV Serien wurden früher ins Ausland verkauft und konnten so erhebliche Mehreinnahmen generieren. Außerdem möchte ich da wieder auf Korea verweisen. Das Land hat 50 Millionen Einwohner, ist also erheblich kleiner als Deutschland. Dennoch ist die Film- und Musikindustrie dort riesig und neben einigen kleinen Kabelkanälen, die eher günstig (nicht unbedingt schlecht) produzieren sind die meisten Serien sehr hochwertig u.a. z.B. mit eigens komponiertem Soundtrack mit Songs von großen Popstars gesungen, bei Actionserien wie IRIS oder Athena erreicht man US Spielfilm bzw. Alias / 24 Produktionsniveau und auch die CGI Effekte sind in der Regel up to date (da gibt es wesentlich üblere US Serien).

        Wobei klar ist, gerade die Historiendramen verkaufen sich hervorragend nach China. Die koreanische Popstars veröffentlichen Alben nicht nur in ihrer Sprache sondern auch auf japanisch und gelegentlich chinesisch (ich stelle mir gerade vor, Tokio Hotel würde ihre Platten übersetzen und auch auf französisch singen … )

        Die koreanischen Serien haben übrigens in der Regel zwischen 16 und 20 Folgen und sind dann abgeschlossen. Was nicht heißt, dass bei Erfolg nicht eine (ebenfalls für sich abgeschlossene) zweite oder dritte Staffel gedreht werden, etwa Vampire Prosecutor Season 1 und 2 oder IRIS 2 (IRIS 1 gibt es als Zusammenschnitt als Film übrigens als Mission IRIS auch auf deutsch, allerdings ist die Synchronisation asiatischer Filme und Serien grundsätzlich schrecklich).

        Ich vermisse so ein wenig die 80er, wo deutsche Kurzserien noch das beste waren, was man überhaupt schauen konnte. Ein Tommi Ohrner hatte mit Tim Thaler, Manni der Libero und später Jenseits der Morgenröte gleich drei geniale Kurzserien. Oder Patrick Bach mit Silas, Jack Holborn und Anna. Andere Serien wie Patrick Pacard, Nesthäkchen oder Oliver Mass waren ebenfalls einfach wegweisend damals. Und ich denke, solche Serien ließen sich auch international sehr gut vermarkten.