Juan of the Dead: Politische Zombies in Kuba

31. März 2012

Als Zombiefreund finde ich „Juan of the Dead“ in vielerlei Hinsicht interessant. Zum einem stammt die trashige Komödie vom Argentinier Alejandro Brugués, der nur zwei Jahre älter ist als ich und die Chance erhielt, sein Wunschprojekt zu realisieren. Seufz. Und zum anderen handelt es sich hierbei um eine kubanisch-spanische Koproduktion, die mit politischen Seitenhieben auf die Regierung in Kuba so etwas wie Gesellschaftskritik vermittelt. Wie das zusammenpasst?

Die Antihelden von Juan of the Dead. (Foto: Pandastorm)

Die Antihelden von Juan of the Dead. (Foto: Pandastorm)

Eigentlich ist der Protagonist von „Juan of the Dead“ ziemlich unsympathisch. Juan (Alexis Diaz de Villegas) ist ein seltsamer Kerl, der sich durch die Betten der Nachbarschaft schläft. Mit seinem hässlichen Unterhemd, das er wirklich pausenlos trägt, drückt er das aus, was er ist: Ein schmuddeliger Gauner. Sogar seine Kumpels machen da mehr her, allen voran Lazaro (Jorge Molina). Das ist zwar ein echt kranker Typ, aber immerhin ein ordentlicher Sidekick, der für Spaß sorgt. Jedenfalls hängen sie häufiger auf einem Häuserdach ab und beobachten, wie sich ihre Heimatstadt Havanna verändert. Seltsames ereignet sich, Menschen verwandeln sich – na, wie kann es anders sein – in Zombies. Das kubanische Staatsfernsehen ist der festen Überzeugung, dass die Vereinigten Staaten für den Ausbruch der Epidemie verantwortlich sind. Für Juan und seine durchgeknallten Freunde ist klar: Daraus können sie Kapital schlagen. Und so bieten sie ihre Dienste der Bevölkerung an. Für schnöden Mammon metzeln sie alle Zombies in Häusern und auf Straßen ab. Das Leben könnte also fast schön sein, würden nicht von Tag zu Tag mehr fleischfressende Kreaturen auftauchen. Juan bekommt auch etwas Angst um seine bildschöne Tochter Camila (Andrea Duro)….

Ich muss mir da nichts vormachen: „Juan of the Dead“ ist kein cineastisches Meisterwerk. Das Drehbuch besitzt einige Schwächen, speziell bei der Ausarbeitung mancher Charaktere. Der angehende Macker von Camila ist zwar cool, aber welche Rolle spielt er da überhaupt? Und Lazaro, der auch gerne mal Unschuldige eiskalt umbringt, ist viel zu nett, um ein Psychopath zu sein. Trotzdem hat mich der Film unterhalten. Das liegt unter anderem daran, da Alejandro Brugués mutig genug war, um politische Kritik zu äußern. Die kubanische Regierung vertuscht Ereignisse, redet sie schön und lügt die Bevölkerung an. Auf der anderen Seite sehen und erleben die Menschen ja, was in ihrer Hauptstadt passiert. Auch das Herumreiten auf den ach so bösen Amerikanern und Touristen besitzt seinen Unterhaltungswert, eben weil dies als Satire prima funktioniert. Aus Zombiefilmliebhaber-Sicht sagen mir auch manch kreative Ideen sehr zu. Diverse Tötungsarten und Ereignisse sind echt absurd und waren mir in dieser Form noch nicht bekannt. Dadurch sammelt „Juan of the Dead“ freilich etliche Bonuspunkte bei mir.

Juans schöne Tochter. (Foto: Pandastorm)

Juans schöne Tochter. (Foto: Pandastorm)

Fein auch: Der Wortwitz und viele der Dialoge sind zwar schräg, aber auch für mich als Europäer sehr gut verständlich. Okay, vielleicht liegt es daran, dass ich mir die spanische Fassung mit englischen Untertiteln anschauen durfte? Wie dem auch sei – „Juan of the Dead“ hat was, was mich anspricht. Es ist wohl der Mix aus Humor, seichtem Tiefgang und die Tatsache, dass der Film keine Kompromisse  einzugehen scheint. Fies, makaber, ungewöhnlich offen – von einem kubanischen Film hätte ich so etwas nicht erwartet. Mal ehrlich – eine Horrorkomödie aus einem sozialistischen Land? Das wäre vor zehn Jahren sicher total undenkbar gewesen.

Freilich, wir reden hier immer noch über Trash-Entertainment, das in einigen Bereichen seine Schwächen hat. Die Special-Effects sind beispielsweise misslungen. Und manche Ereignisse passen nicht so recht zusammen, unter anderem die sinnlosen Aktivitäten eines Sondereinsatzkommandos. Ferner agieren manche Figuren oftmals etwas chaotisch. Dennoch ist mein Fazit positiv. Zombiefilme überraschen mich heutzutage kaum noch. Und wenn, dann eher im negativen Sinne. „Juan of the Dead“ hat trotz seiner Makel einen eigenen Charme und witzige, ja frische Ideen. Und das macht ihn in meinen Augen sehenswert.

Die Computereffekte sind teils nicht überzeugend. Es fehlte wohl am Geld. (Foto: Pandastorm)

Die Computereffekte sind teils nicht überzeugend. Es fehlte wohl am Geld. (Foto: Pandastorm)

Das ist das Stichwort. Die meisten von euch dürften „Juan of the Dead“ wohl erst ab dem 4. September zu Gesicht bekommen. Dann erscheint der Film auf Blu-ray und DVD. Der Kinostart am 12. April gilt nur für zehn ausgewählte Städte in Deutschland, mehr Kopien gibt es für den hiesigen Raum nicht. Wohnt ihr in München, Frankfurt, Köln, Hamburg, Berlin, Nürnberg oder Stuttgart, solltet ihr die Pläne euer Lichtspielhäuser im Auge behalten.

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