Jane Got a Gun: Nicht der typische Rache-Western

7. Januar 2016

Ganz heimlich, still und leise mauserte sich 2015 für mich zum Westernjahr. Es kamen ein paar in die Kinos, ich holte einige nach und es gab Trailer für zwei ganz große, die (bei uns erst) Anfang 2016 starten. Den einen oder anderen werde ich vermutlich im nächsten Movie Mystery Podcast vorstellen. Heute schon kann ich euch den letzten Film 2015 näher bringen: “Jane Got a Gun”.

Ein Western, der am 31.12. eines Jahres in die Kinos kommt, hat es sicher nicht leicht. Mit Konkurrenten wie “Star Wars”, “Peanuts” und “Mr. Holmes” umso mehr. Doch weil sich der Film an eine andere Zielgruppe richtet, könnte es doch klappen mit dem Erfolg. Denn: Der Film ist gut!

(Leider) Keine Calamity Jane Origin Story

Jane (Nathalie Portman) hat sich mit ihrem Mann Bill “Ham” Hammond (Noah Emmerich) und der gemeinsamen Tochter auf einer abgelegenen Farm niedergelassen. Das Leben ist hart, aber das gemeinsame Glück macht es mehr als erträglich. Doch als Ham eines Tages schwer verletzt auf den Hof zurückkommt, ändert sich das beschauliche Familienleben schlagartig. Die Vergangenheit holt die beiden ein, denn die Bishop-Bande ist auf dem Weg zu ihnen. Ham war einst ein Mitglied der Gang, floh jedoch vor Jahren gemeinsam mit Jane, als er sich in sie verliebte. Nun hat ihn die Bande aufgespürt und mehrere Kugeln in den Rücken gejagt. Jane jedoch weigert sich, Ham sterbend zurückzulassen und rüstet sich, um sich Bishop (Ewan McGregor) und seinen Jungs entgegen zu stellen. Dabei ersucht sie die Hilfe von Dan Frost (Joel Edgerton ) und bricht damit andere alte Wunden auf.

Dan und Jane haben eine gemeinsame Vergangenheit, mit der sie sich auseinandersetzen müssen. (Foto: Universum Film)

Dan und Jane haben eine gemeinsame Vergangenheit, mit der sie sich auseinandersetzen müssen. (Foto: Universum Film)

Obwohl der Film einem klaren, einfachen Plotmuster folgt, ist es nicht der typische Rachewestern. Weder Protagonisten noch Antagonisten bestreiten den klassischen Rachefeldzug. Trotzdem ist Rache – weit gefasst – das Grundthema. Bishop will sich an Hammond rächen, Jane an Bishop. Und auch in Frost lauern die Rachegelüste. Dabei verkommt Rache nicht zum hyperstilisierten Selbstzweck, auch wenn “Jane Got a Gun” nicht gerade zimperlich mit Gewalt umgeht. Sie ist das letzte Mittel in einer aussichtlos erscheinenden Situation. Natürlich ist der Film sehr amerikanisch. Waffen als probates Mittel, noch dazu im rauen Wilden Westen, ist hier völlig normal. Noch verstärkt wird sie durch die Rechtfertigung als Verteidigung von Haus, Hof und Familie.

Die Bishop Bande hat noch eine Rechnung mit Hammond offen. (Foto: Universum Film)

Die Bishop Bande hat noch eine Rechnung mit Hammond offen. (Foto: Universum Film)

Das war’s

Dass der Film einige Produktionsprobleme hatte, merke ich ihm kaum an. Lediglich das Ende kommt ein wenig plötzlich und ist für mich ein Stück weit unbefriedigend. Hier wäre mehr schön gewesen, hätten sich die Drehbuchautoren Brian Duffield und Anthony Tambakis mehr trauen können. Auch der rein weiße Cast und die Hetereonormativität sind kritisch zu beurteilen. Auf der anderen Seite ist es erfreulich, dass die Figuren keine Stereotypen vom Reißbrett sind. Kein eindeutiges Gut/Böse Schema, Jane ist nicht die übertriebene “starke Frau”, die Männer keine (Super-)Helden.

Am meisten überzeugte mich der Film dann auch in seinen ruhigen Momenten und längeren Dialogszenen. Hier wird deutlich, dass Western nicht voller cooler One-Liner und grummeliger Revolverhelden sein müssen. So bleibt “Jane Got A Gun” ein guter, solider und unterhaltsamer Neo Western. Keine Revolution des Genre, aber durchaus sehenswert.

“Jane Got A Gun” von Universum Film läuft seit dem 31.12.2015 im Kino.

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One comment on “Jane Got a Gun: Nicht der typische Rache-Western

  1. Man merkt, Filme sind Geschmackssache. Nach den ganzen vernichtenden Kritiken, insbesondere über klischeefeministische unrealistische und somit lächerlich wirkende Darstellungen (insbesondere auch von weiblichen Kritikern übrigens), höre ich tatsächlich mal einen positiven Kommentar. Vielleicht werde ich mir den Film dann doch noch irgendwann anschauen, jedoch nicht im Kino und wohl allerdings in erster Linie, weil ich Ewan McGregor sehr gerne mag.