Ich könnte jetzt motzen und meckern. Darüber, dass jedes – wirklich jedes – Jahr ein neues “FIFA” mit altbekanntem Muster auf den Markt geschmissen wird. Hier ein paar neue Spieler, da hübsche Trikots und drei Animationen mehr im Repertoire – na wau! Und am 25. September 2014 geht der Wahnsinn wieder von vorne los. Millionen Spieler werden “FIFA 15” kaufen, Tausende über nur marginale Veränderungen schimpfen (obgleich das Niveau des Titels hoch bleibt).
Gibt es denn da noch einen Grund, sich das neueste Update zu kaufen? Klar! Aber nicht nur einen, sondern unzählige!
Jetzt mal im Ernst!
Da sitzt also die vier Mann starke Akademiker-Runde rund um Thorsten S. in ihrem Wohnsalon, genießt in der sonntäglichen “FIFA”-Runde englische Käsecracker mit Earl Grey, sitzt stocksteif mit durchgedrückten Rücken in den Ohrensesseln und schaut ernst Richtung Televisionsgerät, auf dem das letzte Fußballspiel aus dem Hause EA läuft. Die Augen hinter den Monokeln suchen nach Fehlern. Fehlern, die EA durch die Lappen gingen und sich als “Glitches” oder “Fails” im Netz größter Beliebtheit erfreuen. In “FIFA 14” gab es eine breite Palette davon, viele Gamer betrieben die Suche danach als echten (ernsthaften) Sport. Mit faszinierenden Resultaten, wie wir noch zeigen werden. Und hinsichtlich der Glitches muss sich “FIFA 15” mit “Madden 15” messen, das dieses Jahr die größte Überraschung in Form eines “ganz großen” Spielers bot:
Doch “FIFA” wird das toppen, was unsere Top 10 der besten Glitches beweist:
Platz 10: Rote Karte? Catch me if you can!
Hach, schon das erste “FIFA International Soccer” aus dem Jahre 1994 begeisterte mit einem skurrilen Bug: Solltet ihr ein Foul begehen und daher eine Karte erhalten… rennt dem Schiedsrichter einfach davon! Der verfolgt euch minutenlang kreuz und quer übers Spielfeld, bevor er euch irgendwann mal den farbigen Karton zeigen darf. Im Video sieht das dann wie folgt aus:
Platz 9: Zombies!
Ein Generationswechsel auf Konsolen bringt immer Schwierigkeiten mit sich. Das musste EA auch in “Road to World Cup 2006” feststellen, das quasi ein Prolog zum WM-Konsolenspiel 2006 war. Während das Gras endlich mal Halme spendiert bekam (die in späteren “FIFA”-Teilen wieder gekürzt wurden), war ein Großteil der Spieler erschrocken, was sich da auf den Plätzen und den Coaching-Bänken rumtrieb: Zombies. Anders kann man nicht beschreiben, wie Klinsmann und Co. aussehen. Insbesondere den Bundestrainer von anno dazumal haben die Grafiker schlecht getroffen. Angeschwollenes Gesicht, müde und tote Augen, komische Frisur… au backe. Für Heiterkeit sorgten er und all die anderen Spieler aber sehr wohl, wenngleich wir uns dann doch mal Platz 8 herbeigesehnt hätten.
Platz 8: Kopflose Hochleistungssportler
Ihr kennt das vielleicht auch: Ihr wacht auf, fühlt euch mies, kriegt keinen klaren Gedanken zusammen, vergesst ständig etwas – fast ist es so, als hättet ihr euren Kopf verlegt! So geht es Fußballprofis auch gerne mal. Nach der Engine-Umstellung von “FIFA 08” auf die 2009er Ausgabe war der Schritt von der Arcade-Bolzerei zur Simulation ein riesiger, doch immer wieder zickte die Grafikroutine. Besonders im 2012er-“FIFA” waren die Spieler häufiger mal kopflos…
Platz 7: Ronaldo und andere “hübsche” Gestalten
Genug vom Gesichtsfasching? Nein? Gut! Platz 7 widmet sich ebenfalls all dem, was aus dem Hemdkragen hinaus guckt. Im (noch) aktuellen “FIFA 14” gab es dezente plastische Probleme mit dem Kopf – vielleicht war es eine missglückte OP, vielleicht ein Test mit Schminkflinte oder Frontalkollision mit nem Sattelschlepper. In jedem Fall ist das Resultat ein – nun ja – interessantes. Oder hättet ihr erkannt, dass das oben Christiano Ronaldo ist?
Surprise!
Platz 6: Ultimate Mighty Tim Wiese!
Hach ja, Ex-Nationalkeeper Tim Wiese macht ja derzeit mit Muckipaketen und angedichteten Wrestling-Ambitionen die versammelte Presseschar auf sich aufmerksam. Was soll er auch tun, der beurlaubte Hoffenheimer, der einfach nur breiter und breiter und breiter wird? Vielleicht doch wieder zwischen den Pfosten stehen? Denn da gibt es für ihn und seinesgleichen (= komisch proportionierte Gestalten) immer Platz. Zumindest in “FIFA 13″…
Platz 5: 22 Spieler – und kein Ball
Bleiben wir bei “FIFA 13” – in einigen Fällen wurde das Spielgerät von der Software kurzerhand ausradiert. Und so wirkt Fußball endlich wie das, was es ohne rundes Leder wäre: Ein wild durcheinander rennender Hühnerhaufen gut trainierter Sportler, die höchstens alte Matches nachstellen…
Platz 4: Physik befolgt *ihre* eigenen Gesetze
War “FIFA 13” vielleicht der Titel der Serie mit den meisten Glitches? Es scheint fast so! Unter Ausreizung aller Möglichkeiten der komplexen Physikengine erreichte das Dargestellte in der 2013er Ausgabe Unvorstellbares! Spieler, die Pirouetten drehen; Spieler, die einfach mal den Spagat üben; Spieler, die Headspin beherrschen – oder auch Torhüter, die vollkommen verpeilt durch den Strafraum irren. Ein Genuss!
Platz 3: Messi – hart im Nehmen!
Armer Lionel: Da sieht er im WM-Final 2014 den goldenen WM-Pokal – und bekommt nur die bescheidene Trophäe als bester Spieler des Turniers. Trostpreis halt. Wieder zurück im Vereinsalltag dürfte er sich gefragt haben, wie es Kollege Neymar wohl so geht, der sich wegen eines Vorfalls im Viertelfinale auskurieren musste. Messi selbst würde sich wohl kaum durch solch ein Wehwehchen aufhalten lassen und beweist so die gleichen Neymar-Qualitäten wie der Schwarze Ritter. Der humpelt auch mit nur einem Bein über das Spielfeld – wie “FIFA 12” beweist.
Platz 2: Schiedsrichter? Freigestellt!
Ha, Platz 2 geht an einen Glitch, der auch ohne Videobeweis erbracht werden kann. In diversen “FIFA”-Ausgaben der Millenniumsdekade fehlt das Schiedsrichtergespann auf dem Rasen vollständig – lediglich in den Zwischensequenzen, etwa bei einem Foul – bemühen sich die Offiziellen dann doch mal auf den Rasen, um einen Karton zu zücken oder zu beschwichtigen. Was sie die restliche Zeit so treiben – keine Ahnung. Mittlerweile gehören die vier Mann wieder zum grafischen Aufgebot des Grüns – leider. Fußnote: Im “PES”-Vorgänger und “FIFA”-Konkurrenten “International Superstar Soccer Deluxe” auf dem SNES konntet ihr per Cheatcode den Schiedsrichter durch einen Schäferhund ersetzen.
Platz 1: Toleranz für alle!
Hach, “FIFA” hat gleichwohl eine Toleranzbotschaft: Akzeptiert homosexuelle Partnerschaften! Schließlich machen es Wayne Rooney, Christiano Ronaldo und Co. vor. Insbesondere nach Treffern scheint der feuchte Zungenkuss in “FIFA”-Spielen ein festes Ritual geworden zu sein.
Und wieso all das? (sponsored video)
Eine solche Topliste ist natürlich mit einem Augenzwinkern zu verstehen. Alljährlich erlebe ich, wie sich eingefleischte Fans über Kleinigkeiten im neuesten “FIFA”-Ableger aufregen, hier und da noch mehr Neuerungen fordern, anstatt sich über eine exzellente Sportsimulation zu freuen, die vor allen Dingen eines soll: Spaß machen! Früher zockten wir auf dem SNES oder N64 Fußballspiele, die weit entfernt waren vom Fotorealismus oder einer authentischen Ballphysik. Die nur so strotzten vor Glitches, Bugs und Ungereimtheiten im Spielaufbau. Auch mit “FIFA 15”-Glitches wird das Internet bald nur so gefüllt. Tut es dem Spielspaß einen Abbruch?
Damals haben wir über die kleinen und großen Fehler gelacht – und es vor einigen Wochen wieder getan, als wir die PlayStation-FIFAs der Jahrtausendwende einlegten. Heutzutage wäre das peinlich hoch drei, damals jazzte die Fachjournaille. Habt also einfach Spaß mit dem neuen “FIFA 15”, regt euch nicht über Kleinigkeiten auf, seht nicht alles so verbissen, sondern genießt den Mehrspielerspaß – und wenn ich mir den folgenden Trailer so anschaue, hätte ich doch wieder Bock, nochmals das virtuelle Leder zu treten:
Nicht wirklich ein Glitch, aber doch auch immer wieder eine jährliche Erwähnung wert – die “Freude” über die herausragende Qualität der deutschen Kommentatoren von “FIFA”:
http://www.spiegel.de/netzwelt/games/fifa-15-im-test-warum-sind-eigentlich-die-kommentatoren-so-mies-a-993466.html