Ubisofts “Far Cry 3” ist so etwas wie die Blockbuster-Überraschung in diesem Winter. Überraschend deshalb, weil kaum einer ein gutes Spiel erwartet hat. Der erste Teil war eine bessere Grafikdemo mit guter K.I., der zweite Teil hatte zwar tolle Ideen, aber scheiterte an seiner halbherzigen Umsetzung. Und der dritte Teil sah aus wie “Dead Island” ohne Zombies.Die gute Nachricht: Es ist das deutlich bessere “Dead Island” ohne Zombies. Die schlechte Nachricht: Es gibt noch viel zu tun. Zwei Meinungen zu einem Spiel, bei dem Genie und Blödsinn dicht beieinander liegen.
Andys Meinung
So viele Spiele haben mich in diesem Jahr enttäuscht, es passt auf kein Blatt Papier mehr. Meine persönliche Top-Ten-Liste quillt über vor Independent-Hits, während die großen Titel in der Schlange der bitteren Enttäuschungen stehen. Und dann kommt als “krönender“ Abschluss ausgerechnet “Far Cry 3“ auf den Markt, über dessen Vorgänger ich mich seitenweise auslassen könnte. Ich erwartete wirklich nichts mehr als einen weiteren Schlag ins Gesicht, dass mich die Blockbuster von heute nur verarschen und möglichst leicht mein Geld aus der Tasche ziehen wollen.
Und jetzt ist das finale Spiel in meinen Augen so derb geil, weshalb ich sprachlos bin.
Natürlich: Die Geschichte ist stellenweise bös’ an den Haaren herbei gezogen, worüber sich Andreas weiter unten ausführlich auslässt. Aber bereits einige Schlüsselszenen sind dermaßen krass, dass ich all die Fehler gleich verzeihen möchte. Ganz davon abgesehen halte ich nach wie vor den Faktor der Story in einem SPIEL für überschätzt. Freilich kann er helfen, den Spaß zu fördern (ein sehr warmherziges “Hallo“ an “The Walking Dead“). Aber er ist schlicht und ergreifend nicht notwendig.
“Far Cry 3“ beweist dies sehr eindrucksvoll, weil Ubisoft Montreal in zweierlei Hinsicht für mehr als ausreichend Gegengewicht sorgt. Zum einen sind wirklich sämtliche Störfaktoren des Vorgängers weg. Keine Medizin mehr, keine wiederkehrenden Gegner an den Außenposten, keine Ladehemmungen, keine anonymen Buddies – man möchte meinen, die Entwickler haben endlich kapiert, dass sie Spiele und keine Arschtritt-Simulationen programmieren.
Darüber hinaus hat sich das Entwicklerteam mächtig ins Zeug gelegt, um aus allen Ecken der Welt der Spiele Features zusammenzuklauen (!), die in einen Pott geworfen Sinn ergeben. Besonders auffällig sind die Parallelen zur hauseigenen “Assassin’s Creed“-Serie, beispielsweise wenn ihr einen Funkturm besteigt, um die Karte in der unmittelbaren Umgebung aufzudecken. Auch die Mischung aus Haupt- und Nebenmissionen erinnert frappierend an die Auftragskillersaga, nur dass ihr hier eben nicht in der Vergangenheit irgendeinen Pseudo-Geschichtsunterricht erlebt, sondern in einem dreckig-bösen Dschungel die Sau rauslasst.
Ja, “Far Cry 3“ gehört nicht in Kinderhände. Immer weiter strudelt ihr in einen Sumpf voller Gewalt, der euch das Morden von unzähligen Piraten und Soldaten “erlaubt“. Entweder ihr knallt seelenruhig aus der Ferne mit eurem Scharfschützengewehr die panisch nach euch suchenden Gegner ab oder überfahrt sie frech mit einem Auto. Solche Gewaltdimensionen gibt es zwar auch in anderen Shootern, aber in “Far Cry 3“ fühle ich mich wie Rambo höchstpersönlich.
Ebenfalls bemerkenswert ist das Spieldesign: Allein die besagten Außenposten bieten genügend Abwechslung, sei es in Form des Aufbaus oder der vorhandenen Gegnertypen, weshalb jede Eroberung ein Genuss ist. Erst gegen Ende stellt sich eine gewisse generische Prozedur ein, während im gleichen Zuge der Sammler in mir geweckt wird, der die Insel komplett für sich haben möchte.
Die Storymissionen sind ebenfalls erstaunlich facettenreich und gehen über das typische “Far Cry“-Ballern heraus. Einmal ist Schleichen sinnvoller als Schießen, ein andermal klettere ich ansatzweise wie Lara Croft durch irgendwelche Tempelanlagen oder flüchte aus einem brennenden Gebäude. Dabei fühlt sich das Design selten zwanghaft an: Ich habe stets das Gefühl, selbst für meine Aktionen und Taten verantwortlich zu sein und habe nie dem Spiel irgendwelche Unfairness oder strikte Linearität bescheinigen müssen. Ein regelrechtes Wunder, wenn ich da wieder an “Far Cry 2“ denke.
Noch etwas ist nahezu perfekt: der Umfang. Das Spiel ist weder zu klein (schließlich dürfte ich knapp dreißig Stunden bis zum Ende verbracht haben), noch zu groß (weshalb ich den Wald vor lauter Bäumen nicht hätte sehen können… und dabei gibt es hier verdammt viele Bäume…).
Abschließend finde ich es bemerkenswert, wie sich diese Serie verändert hat. Um genau zu sein ist eigentlich jeder Teil ein eigenes, autark existierendes Werk, fast schon vergleichbar wie der Wandel von einer “Final Fantasy“-Episode zur nächsten. Insofern möchte ich Ubisoft Montreal fast schon den “Far Cry-2“-Missgriff verzeihen und als gescheitertes Experiment einstufen. Wenn dabei immer so etwas wie “Far Cry 3“ folgt, dann ist alles vergeben und vergessen.
Andreas’ Meinung
“Far Cry 3” ist ein tolles Spiel. Eine Frage aber bleibt: Wie toll wäre es ohne diese bescheuerte Story? Es ist ja nicht so, dass die Geschichte von Jason Brody und seinen Freunden einfach nur schlecht ist. Vielmehr ist es eine Frechheit von Ubisoft, so einen Mist als Erwachsenenunterhaltung zu verkaufen. Die Entwicklung des Helden ist vollkommen unglaubhaft (Warum werde ich in der zweiten Mission schon zu einem Profi-Sniper?), der Mix aus “Hostel”, Tarantino und “Tomb Raider/Uncharted” findet selten die goldene Mitte, und die dumpf-rassistische Grundstimmung treibt mir die Galle hoch. Sind wir doch mal ehrlich – diese Story würde nur als Vorlage für einen billigen italienischen Söldnerfilm aus den 1970ern taugen.
Warum sonst habe ich die ersten 10 – 15 Stunden des Spiels mit den Sidequests verbracht? Bevor ich Liza gerettet habe, bin ich erstmal über die ganze Insel stolziert. Einen Stützpunkt nach dem anderen habe ich eingenommen, Sendetürme aktiviert, Pflanzen gesammelt und Tiere gejagt. Ubisoft hat nämlich einen riesengroßen Spielplatz geschaffen und die vielen kleinen Nebenaufgaben sorgen für Abwechslung. Überhaupt kommt das Spielgeschehen meinen Neigungen entgegen. Statt mich einfach durchzuballern, schleiche ich lieber durch die Gegend – und dank der vielen freischaltbaren Skills entstehen erstaunlich abwechslungsreiche Kombinationen. Oder einfach mal auf einen Käfig schießen und zusehen, wie ein Bär oder Tiger den Stützpunkt für mich räumt…
Aber dann diese Geschichte, die vorne und hinten nicht zusammenpasst. Rache für den Bruder, ein Irrer und seine Voodoo-Schwester, dann die CIA, Schatzsuche – in diesem Story-Chaos ist nichts stimmig. Anfangs todernst, dann kommen wieder ein paar alberne Sprüche. Und wieso schickt mich dieser Typ auf Schatzsuche? “Far Cry 3” bemüht aus erfolgreichen Vorbildern Figuren und Situationen und findet nie zu einer “eigenen” Geschichte. Man könnte meinen, dass die Entwickler am Reißbrett all das abgehakt haben, was in den letzten Jahren ein erfolgreiches Spiel ausmachte. Komischerweise macht genau dieser Genremix den Reiz des eigentlichen Spiels aus.
Ich würde mich vielleicht gar nicht so aufregen, wenn die Spanne zwischen Story und Spiel nicht so weit auseinandergehen würde. “Far Cry 3” ist keiner dieser Multiplayer-Shooter, sondern will auch mit der Handlung überzeugen. Das ist gründlich gescheitert und selten gab es ein Spiel, bei dem ich zwischen überschwänglichem Lob und vernichtender Kritik hin und her gerissen war.
Muss ich ja selber mal antesten, nachdem ich von “Far Cry 2” ebenso herbe enttäuscht wurde wie meine geschätzten Kollegen hier. “Far Cry” gehört für mich in die Riege der besten Shooter aller Zeiten und übertrifft meiner Meinung nach sogar “Half-Life 2” in manchen Belangen (nicht in der Story, da hat Valve’s Edelshooter locker die Nase vorn). Und trotzdem hat mich der erste Teil nicht nur – wie hier “angemeckert” – als “Grafikdemo” beeindruckt, sondern auch als Spiel an sich: Die KI war damals seiner Zeit locker voraus, die Freiheit beim Spielen erstaunlich groß und der Umfang enorm groß, ohne wirklich zu langweilen. Ob es dann später die Sache mit dem “Doom”-ähnlichen Monstergetier hätte sein müssen, sei dahingestellt, aber selbst da brachte es “Far Cry” zu einigen erstaunlichen Schock-Momenten.
Bislang steht der erste Teil also nur mit ein paar anderen Auserwählten auf meinem Shooter-Olymp (“Crysis” beeindruckte zwar mit der Grafik, ließ aber Federn in allen anderen, oben geschilderten Disziplinen)! Mal gucken, wie mir der dritte Teil mundet…
Ich kann mich Anreas nur 100% anschließen für mich ist “Far Cry 3″ eine große Enttäuschung und ich verstehe die sehr guten Bewertungen
nicht.
Dieses Spiel kann mich nicht fesseln da fand ich “Dishonored”
um einiges besser, von der Story her.
Wie Andreas schrie ein Mist als Erwachsenenunterhaltung, ich bereue
das Spiel gekauft zu haben.
An “Far Cry 1″ kommt es meiner Meinung bei weiten nicht nach, eine
fortsetzung der Geschichte hätte mich mehr gereizt.
Hallo erstmal. Ich finde es einfach eine Frechheit diesen Hit so zu erniedrigen! Es ist “komischerweise” für viele eines der besten Spiele 2012. Ich weiß ja nicht, was dieser Andreas hier für ein Blinder ist, aber anscheinend hat er mindestens 10 Dioptrien, denn jeder andere findet dieses Spiel einfach genial. Wenn du was (noch) besseres haben willst, baue dir bitte eine Zeitmaschine und reise ins Jahr 2112, da wird dann sicher auch einen Egoshooter geben, der deinen Ansprüchen entspricht.
Viele Grüße. ;)
Komischerweise, werter Max, gibt es immer wieder abweichende Meinungen, wie ja unser Bericht aus zeigt, der – wie Du hoffentlich gelesen hast – aus zwei differierenden Meinungen besteht. Hier gleich mit grossen persoenlichen Attributen wie “Blinder” und aehnliches um sich zu schmeissen, ist also weder gerechtfertigt noch angebracht, zumal auch Dein Vorredner eine aehnliche Meinung wie Andreas vertreten hat – komischerweise -, weswegen Deine Aussage, “jeder andere” wuerde “Far Cry 3” einfach nur genial finden, schlichtweg nicht passt.
Schoen ist es doch, dass Du ein Spiel gefunden hast, dass Dir offenbar viel Spass macht und richtig gut gefaellt! Ob man dann gleich wieder ausfallend werden muss, weil einige Leute eine andere Meinung davon haben?
FarCry3 ist wie viele andere “TopHits” für mich eine riese Enttäuschung.
Sicher gibt es gute Ansätze aber insgesamt bereue ich es dafür fast 60Euros bezahlt zu haben.
Die vielen guten Bewertungen sind mir ein Rätsel aber evtl. legt da jeder andere Prioritäten an ein Game.
FarCry1 war dagegen ein richtiger Fortschritt mit spannender Story und genialer Grafik.
Lahme und unschlüssige Story mit einigen Handlungsfehlern (ist Jason von den Toten auferstanden?) und das grotten schlechte Finale gab mir den Rest.
Die Preview versprach – mir zumindest – einen echten Hammer Ego Shooter den ich hier leider nicht finden kann.
Aufgewärmte Kost teuer verkauft.
Jetzt waere es nur schoen, wenn Dein Vorredner “Max” diese Meinung auch gelesen haette, aber der hat sich – komischerweise – schon wieder verabschiedet und nicht mehr blicken lassen…
Ich bin ja mal gespannt, wie es mir gefaellt, wenn ich denn endlich mal dazu komme!
FARCRY 3 ist sein Geld überhaupt nicht wert. Das find ich auch…
das einzige Game was ich mir jetzt noch kaufen werde ist Gta 5 von Rockstar…. dann wird die Ps3 auch schon das zeitliche segnen wie ihre beiden Vorgänger….