Tom Cruise kämpft gegen Aliens. Kommt euch bekannt vor? Kein Wunder, denn erst letztes Jahr lief „Oblivion“ bei uns im Kino. Den fand ich ja bis auf die schönen Bilder und Kamerafahrten eher doof. Jetzt also „Edge of Tomorrow“.
Bill in Zeitschleife
Gleich vorweg: „Edge of Tomorrow“ ist deutlich besser als „Oblivion“, weil er völlig anders an das Thema herangeht. Während in „Oblivion“ erst nach der Alien-Invasion beginnt, ist sie in „Edge of Tomorrow“ gerade auf ihrem Höhe- bzw. Wendepunkt. Ein Kometeneinschlag in Deutschland bringt die Invasoren aus dem All auf die Erde. Von dort aus breiten sie sich in kürzester Zeit über ganz Europa aus, brutal und unaufhaltsam. In England ziehen sich die verbliebenen europäischen Truppen zusammen, um gemeinsam mit des US-Streitkräften zurückzuschlagen. Ein neu entwickelter Kampfanzug soll den Menschen eine Chance geben, doch noch zu gewinnen.
Hier kommt unser Held ins Spiel, natürlich gespielt von Tom Cruise. Ausnahmsweise heißt er mal nicht Jack oder John, sondern dieses Mal Bill Cage. Als ehemaliger Chef einer Werbefirma hat Cage für die vereinten Streitkräfte erfolgreich eine Rekrutierungskampagne geführt. Nun soll er mit einem Filmteam die große Gegenoffensive an vorderster Front begleiten. Weil er sich diesem Befehl verweigert, wird er degradiert und als einfacher Rekrut an die Front geschickt. Ohne jegliche Kampfausbildung („desk job officer“) taumelt Cage durch das Kampfgetümmel. Seine Truppe wird innerhalb weniger Sekunden ausradiert. Cage wird von Aliens umzingelt, und weil er keinen Ausweg mehr sieht, sprengt er sich zusammen mit einem der Angreifer in die Luft. Doch anstatt anständig zu sterben und tot zu bleiben, wacht Cage wieder einen Tag vor dem Kriegseinsatz auf.
Das Leben als Kopie, einer Kopie, einer Kopie
Es folgt eine Sequenz, die an “Und täglich grüßt das Murmeltier“ erinnert. Bill Cage erlebt die missglückte Mission der Menschen ein Dutzend, ach 100 Mal. Anders als bei Bill Murray startet seine Zeitschleife aber nicht von alleine am Ende des Tages, sondern jedes Mal, wenn er stirbt. Einige dieser Tode sind witzig, andere eher brutal. Der Name des Protagonisten ist also eine zweifache Metaebene. Bill spielt auf Bill Murray an, Cage ist der Käfig der Zeitschleife. Die Erklärung für das ewige Wiederholen ist oberflächlich wie unwichtig. Relevant ist nur: Cage muss die Welt retten! Er folgt seinem Schicksalsruf, zusammen mit Emily Blunt alias Rita Vrataski. Blunt, nicht gerade bekannt für harte, dreckige Actionrollen („Der Teufel trägt Prada“, „Ein tolles Leben“) spielt hier irrsinnig gut. Besser, überzeugender und authentischer als Michelle „Pitbullgesicht“ Rodriguez es jemals könnte.
Liman’s Roughnecks retten Private Ryan vor den Aliens auf Elysium
„Edge of Tomorrow“ basiert auf dem Manga “All You Need Is Kill” von Hiroshi Sakurazaka. Ich kenne die Vorlage nicht, aber der Film bedient sich munter aus der Historie der Science Fiction-Filme. Die Aliens erinnern stark an die Sentinel-Drohnen der Maschinen aus „Matrix“. Die Kampfanzüge wirken wie eine 2.0 Version des Anzugs in „Elysium“. Das Militärgehabe, genauer gesagt das Gebaren von Bill Cages Trupp, kenne ich aus „Aliens – Die Rückkehr“. Die Mobilmachung und das gnadenlose Scheitern zeigte Paul Verhoeven in „Starship Troopers“. Und wer denkt bei der Schlachtszene nicht an die berühmte Anfangssequenz aus „Saving Private Ryan“?
Das Schöne daran: Regisseur Doug Liman bastelt aus diesen Versatzstücken einen rasanten Actionfilm mit ordentlich Wumms und wenig Atempausen. Hier gibt es keine Kriegs- und Militärkritik wie bei Verhoevens Film, keine Sozialkritik wie bei Neill Bloomkamp. „Edge of Tomorrow“ hat für mich überhaupt keine erkennbare Botschaft. Aber das ist nicht schlimm. Mir war während des Films keine Minute langweilig. Liman („Bourne“-Trilogie) liefert visuell toll in Szene gesetztes Actiongeballer.
“Edge of Tomorrow” von Warner Bros. startet am 29. Mai 2014 in deutschen Kinos.
tl;dr: “Starship Troopers” trifft auf “Und täglich grüßt das Murmeltier” trifft auf “Aliens”. Feines Sci-Fi-Action-Geknalle!
Also schau ich ihn mir doch an, denn ich fand “Oblivion” schon ziemlich gelungen, und wenn Du sagst, dass “Edge of Tomorrow” den nochmal toppt, hält mich nichts mehr zurück…
EoT ist viel schneller, geradliniger, atemloser als oblivion. der ton ist ein anderer, das look & feel ist ein anderer.
erwarte also kein oblivion 2.
sag dann wie er dir gefallen hat!
Gerade das unkonventionelle Element – und der geniale Look – hatte mich so von “Oblivion” überzeugt. Aber wenn das mit der geradlinigen Action auch funktioniert, habe ich absolut nichts dagegen.
Ich sag natürlich Bescheid… :-)
Ich mochte Oblivion auch sehr gerne. Ich stehe auf diese ruhigeren Sci-Fi Filme mit eher düsterem Ton. Wobei ich sagen muss, man kann von Scientology-Tom halten was man will, im Gegensatz zu Mr. W. Smith, der jetzt nur noch Schrott dreht, sind ALLE (zumindest mir bekannten) Tom Cruise Filme der letzten Jahre mindestens sehenswert und gehören zu den besseren Sachen, die Hollywood noch raus haut.
Lustig im Artikel fand ich “Pitbullgesicht”. Tatsächlich, wann immer – und das ist leider viel, viel zu oft – diese Dame in einem Film (oder Serie) auftaucht sinkt für mich die Qualität sofort um ein paar Punkte, egal wie gut der Film sein mag. Sie ist ein echter Abtörner, was weniger an ihrem Aussehen als an ihrer Art und ihrer Schauspielleistung liegt. Ich verstehe nicht, wieso die immer eingesetzt wird. Ist sie so günstig zu kriegen? Ich kenne nämlich auch niemanden, der sie gut findet.
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Ok, kann ich jetzt?
Cruise, Regisseur Liman und die Drehbuchautoren bieten rein handwerklich betrachtet das “intelligentere” Blockbusterkino dieser Saison. Vieles hat mich hierbei an “Source Code” erinnert, das den Helden in eine ähnliche “Zeitschleife” schickt. Wo der eine eher ein ruhiger, bisweilen romantischer Thriller ist, setzt der andere auf Military-SF im Stil von James Cameron. Beide Filme haben leider auch ein vollkommen unglaubwürdiges Happyend, dass mir den Spaß am Ganzen doch arg trübt. Das “eingefrorene Bild” kurz vorm Ende wäre für “Source Code” perfekt gewesen und bei “Edge of Tomorrow” ist es das patriotische, selbstlose Opfer von Cruise. Es hat mich sogar ein wenig an Carpenters “They Live” erinnert”. Ich könnte wetten, dass zumindest im aktuellen Fall das Happyend nachgedreht wurde.
naju zeitschleifen filme gibt es ja viele. manche sind erzähltechnisch näher beisammen, andere weiter entfernt.
happy endings sind im (action) blockbuster kino ja (leider) auch der Standard.
ein wenig geschickter hätte man es zumindest machen können. als after credit szene zum beispiel.
aber abgesehen vom ende: für dich besser als oblivion? überhaupt vergleichbar?
Ich fand “Moon” besser als das oberflächliche “Oblivion”, dass übrigens auch ein dämliches Ende hat. Auf den ersten Blick haben “Oblivion” und “Edge of Tomorrow” wenig gemeinsam, aber im Grunde variieren sie das bewährte Cruise-Muster: Oberflächlicher Typ wird durch eine Krise und die dadurch folgende Läuterung zum Helden. Hallo Scientology …
“Oberflächlicher Typ wird durch eine Krise und die dadurch folgende Läuterung zum Helden. Hallo Scientology …”
Das ist aber jetzt sehr weit hergeholt. Denn letztlich trifft dies auf etwa 95 Prozent aller Helden in Filmen und Romanen zu. Nennt sich in der Regel Charakterentwicklung. Eine Person erlebt ein aufregendes Abenteuer und wächst dadurch als Mensch und ist am Ende jemand “besseres”.