Assplosion, Gag Reflex, Gang Bang – neben viel Krach bringt „Bulletstorm“ die Erkenntnis, dass Videospiele doch nur Pornos sind.
Das Spiel kommt ja auch schnell zur Sache: Auspacken, reinschieben und loslegen. Das Tempo ist hoch, die Grafik ist sehr detailreich und zumindest im Story-Ansatz gibt es Hoffnung. Die Hauptrolle spielen nämlich ein paar Weltraumpiraten, die total besoffen das Raumschiff eines Diktators rammen und zusammen mit ihm auf einem Planeten landen, auf dem durchgeknallte Mutanten, wilde Tiere und fleischfressende Pflanzen herumlungern. Zu zweit bzw. später zu dritt ballert oder rutscht man durch die Gegend, hangelt sich durch die Lüfte und muss am Ende vor dem großen Knall den Planeten verlassen. Das dauert knapp sieben Stunden inklusive der obligatorischen Mehrspieler-Beigabe. Und das Positive ist, dass man das Spiel danach genauso schnell wegwerfen kann, wie ein benutztes Kondom.
Es gibt drei Gründe, warum das neue Spiel von People Can Fly („Painkiller“) schlecht ist. Der erste betrifft nur die deutsche Version, denn sie in dieser Form eine Farce. Schon im Vorfeld war klar, dass „Bulletstorm“ nicht zimperlich sein würde. Der Marketing-Spruch „Kill with Skill“ hing wie ein Damoklesschwert über dem Spiel und stieß bei der USK auf offene Ohren. Das Kennzeichen wurde verweigert, und nur mit erheblichen Schnitten kam das Spiel mit „ab 18“ nach Deutschland. Von dieser Zensur sind nicht nur die eigentlichen Tötungsszenen betroffen, sondern auch das „Dekor“. Ein Beispiel: Man kommt in einen Raum und der Sidekick ist bestürzt über das vorgefundene Massaker. Nur ist in der USK-Version davon nichts zu sehen. Ich kenne nicht den genauen Prüfungsbescheid der USK, aber ich vermute mal, dass den Prüfern eher das Spielprinzip „Punkte fürs Töten“ ein Dorn im Auge war und weniger die Gewaltdarstellung. Die Schnitte, die EA angesetzt hat, wirken zynisch und treten die Arbeit der Entwickler mit Füßen – so mies das Spiel auch sein mag. In dieser kastrierten Fassung hätte man “Bulletstorm” in Deutschland nicht herausbringen dürfen.
Der zweite Grund ist das Spiel an sich. „Bulletstorm“ wirkt nämlich wie eine Ansammlung von „Gears-of-War“-Levels, die es nicht durch die Endabnahme geschafft haben. Ständig rennt man durch schlauchartige Abschnitte, die von dummen K.I.-Mutanten bevölkert werden, und spätestens nach dem dritten Abschnitt hat man alles gesehen. Die Highlights gibt es nur am Anfang: Eine Art „Riesenrad“, das die Helden verfolgt, oder einen Mechsaurier, den man per Fernbedienung steuert. Das wars’ dann auch. Nur zwei Dinge können für sich das Prädikat „Originell“ in Anspruch nehmen. Zum einen hat die Hauptfigur eine elektronische Peitsche, mit der sie Objekte bewegen oder Gegner durch die Luft schleudern kann. Zum anderen gibt es das ominöse „Skillshot-System“. Hier muss der Spieler besonders einfallsreich seine Gegner zerpflücken und kassiert dafür Punkte, die in Waffenupgrades investiert werden. Die Namen dieser Skillshots bemühen sich angestrengt um Provokation und entstammen dem Porno-Jargon. Darüber kann man lachen, wenn man gerade 14 geworden ist.
Damit kommen wir zu Punkt 3: „Bulletstorm“ ist nicht witzig. Klar, die Action gibt sich betont „over-the-top“, die Figuren sind gnadenlos überzeichnet, aber das ist alles nur eine faule Ausrede, um die pubertären Gewaltexzesse zu entschuldigen. Von den Spiel-Verteidigern wird nun gerne der Begriff „Trash“ ins Spiel gebracht, aber bitte lasst euch gesagt sein: Ein AAA-Titel, der (wahrscheinlich) für eine achtstellige Summe produziert wurde und von einem der weltweit größten Publisher mit großem Marketingaufwand in den Handel gebracht wurde, ist kein Trash. „Bulletstorm“ ist ein kalkuliertes Konsumprodukt, das sich zwar nach außen hin an Erwachsene richtet, aber intellektuell auf dem Niveau eines pubertierenden Teenagers ist. Dazu passt die lächerliche Story, da sie sich viel zu ernst nimmt: Die Hauptperson Grayson Hunt ist ein traumatisierter Alkoholiker, der durch die Rache an dem Diktator auf Erlösung hofft. Die einzige weibliche Heldin will Vergeltung für den Tod ihres Vaters, und das Ende ist sogar melodramatisch inklusive obligatorischem Opfertod. Ständig betonen die beiden Hauptfiguren Hunt und Ishi ihre wahren freundschaftlichen Gefühle zueinander, anstatt gerade diese Genre-Klischees zu veralbern. Kurzum, dem „Duke“„Serious Sam“ oder dem „Postal Dude“ wäre das nie passiert, da dort grundsätzlich moralische Grundsätze verkehrt werden.
Das wirklich Tragische ist aber die Reaktion der Presse. Große und kleine Magazine preisen das Spiel als „saumäßig cool und kultig“ und als „FPS-Partymaschine“, aber die Formel „viel Gewalt und gute Laune“ will bei mir nicht aufgehen. „Bulletstorm“ entstammt inhaltlich und spielerisch aus der Steinzeit und drückt sich um moralische Aussagen. Das ist ein pubertärer One-Night-Stand, den man so schon längst vergessen glaubte.
So! Keine Ahnung was du von Bulletstorm erwartet hast?
Mit der Demo wurde doch schon deutlich auf was das hinausläuft.
Pornomäßiges super-brutales Rumgeballer ohne Hirn aber mit einem gewissen Arcade-Fun-Faktor. Eine Story hab ich von diesem Titel in keinster Weiße erwartet, macht auch irgendwie nur wenig Sinn. Ich sag nur: KILL WITH SKILL!
Die Steuerung macht Graune, die Optik ist Knorke und das Gameplay lädt mich persönlich gerne mal für eine Ründchen zwischendurch ein. Abschalten und Gegner umrotzen! :) Ich könnte mir Bulletstorm durchaus auf einem Automaten vorstellen.
Peace Randy
gehe auch nicht in Transformers und erwarte Faust.
Wenn es das Niveau von Transformers gehabt hätte, wäre ich froh gewesen.
Ach ja, Bulletstorm. An diesem Shooter scheiden sich wirklich die Geister. Tatsächlich ist Bulletstorm mit Crysis und Crysis 2 einer der Ego-Shooter, die ich wirklich gut fand. Ich sehe Bulletstorm nicht auf dem Niveau eines Crysis 1/2, aber es unterhält in meinen Augen prächtig. Die deutsche Fassung raubt der ganzen Sache aber schon den Spielwitz, zumindest denke ich dass, denn ich habe die deutsche Fassung noch nicht gespielt (der Artikel scheint mir ja recht zu geben).
Zu dem Gears of War Level-Recycling kann ich nur sagen, dass es mir zu Mindest im Bezug auf den ersten Gears Teil nicht aufgefallen ist. Zum zweiten kann ich nichts sagen, den hab ich mir nicht angetan, nachdem ich den ersten so schlecht fand.
Ob Bulletstorm witzig ist, das liegt im Auge des Betrachters. Es ist auch die Frage, wie man die Art von Humor aufnimmt. Das Gefluche ist so übertrieben, die One-Liner so klischeehaft und schlecht, dass ich an der Trashigkeit durchaus meinen Spaß ziehen konnte.
Dass die Gegner dumm sind, ist zwar wahr, spielt aber auch in das Skillshot System mit rein. Es geht halt darum die Gegner so einfallsreich und variantenreich wie möglich ins Jenseits zu befördern. Dafür sind sie im Prinzip nur Munition und somit hat mich die K.I. in keinem Moment gestört. Was die Namen der Skillshots angeht: Ja, die wirken wirklich etwas bemüht, auch wenn einige wirklich ganz witzig bezeichnet sind. Im Endeffekt passt es zum Spiel.
Das Skillkillen an sich ist den Jungs von People can fly hervorragend gelungen, es macht Fez diese seltsamen Bewohner des Planeten in Kakteen zu treten, oder sie mit der Sniper aus der Luft zu pflücken, nachdem man sie dorthin befördert hat. Das ist zwar ziemlich primitiver Spaß, aber es ist Spaß – für einige und eben auch für mich.
Ach ja und ein Triple A Titel kein Trash sein kann halte ich – gelinde gesagt – für Unfug. Denn ob man etwas jetzt als trashig tituliert oder empfindet, muss jeder für sich selbst entscheiden und wenn der Titel auch bei pubertierenden Teenagern funktioniert, die sich denken: Geil, Blut, Gewalt, Eingeweiden, lololol, dann ist das eben so und dann bin ich trotzdem froh, dass Bulletstorm gemacht wurde.
Zu guter Letzt sei noch die Frage in den Raum geworfen, ob es wirklich “tragisch” ist, wenn der Titel bei großen oder kleinen Magazinen gut angekommen ist. Ist es wirklich verwerflich an Bulletstorm Spaß zu haben? Sollte man wirklich den Finger erheben und tadeln, oder sich in die Ecke stellen und schämen? Kann man einem Spiel, das Spaß macht, sei es auf welche Weise auch immer, keine hohe Wertung geben? Wenn die Antwort darauf tatsächlich “Ja” ist, dann, ja dann finde ich das wiederum tragisch.