Eine der erfolgreichsten Spielereihen aus dem Hause Ubisoft ist zweifellos “Assassin’s Creed”. Neun Hauptspiele und elf Ableger wurden seit 2007 veröffentlicht. Nun bringt 20th Century Fox die Mischung aus Historiendrama und Science Fiction auf die große Leinwand. Bekommen wir dank namhafter Schauspieler und großem Budget einen tollen Blockbuster oder reiht sich “Assassin’s Creed” in die zahlreichen missratenen Videospiel-Verfilmungen ein?
Mit der revolutionären Technologie Animus, die seine genetischen Erinnerungen entschlüsselt, erlebt Callum Lynch (Michael Fassbender) die Abenteuer seines Vorfahren Aguilar im Spanien des 15. Jahrhunderts. Callum erkennt, dass er vom mysteriösen Geheimbund der Assassinen abstammt. Durch das Nacherleben der Erinnerungen sammelt er deren Wissen und Fähigkeiten, um sich dem unterdrückenden und mächtigen Templerorden in der Gegenwart entgegenzustellen. Die beiden Verantwortlichen der Animus-Einrichtung sind die Templer Rikkin (Jeremy Irons) und Sofia (Marion Cotillard). Mit Hilfe von Callum wollen sie ein mächtiges biblisches Artefakt bergen. Doch je näher sie der Antwort kommen, desto stärker wird Callums Widerstand.
“What the fuck is going on?”
Puh, der Film krankt an so vielen Stellen. An welcher sollen wir am besten anfangen? Die erzählerrische Ebene ist von Anfang bis Ende konfus. Wäre die Welt besser dran, wenn man auf Kosten des freien Willens jegliche Gewalt ausknipsen könnte? Das zentrale moral-philosophische Dilemma wird bis zum Ende nicht ordentlich verhandelt. Weder in der Vergangenheit noch in der Gegenwart bietet der Film einen Austausch an Argumenten. Lediglich ein paar oberflächliche, markante Sätze von Sofia sollen das Vorgehen der Templer rechtfertigen. Protagonist Callum bleibt wortkarg und seine Motivation, sich am Ende gegen die Templer zu stellen, ist unklar. Er selbst gibt denn auch die beste Beschreibung für den Plot des Films ab, wenn er an einer Stelle ratlos vor sich hin murmelt: “What the fuck is going on?” Nach einigen Plotholes bietet das Ende leider auch keine Auflösung der vielen Fragezeichen.
Der Großteil des Films spielt in der Gegenwart und leider ist das die uninteressantere der beiden Zeit- und Handlungsebenen. Die anderen Animus-Patienten werden kurz vorgestellt, bleiben aber irrelevantes Beiwerk. Der weitaus interessantere Aspekt des Films, die Zeit der spanischen Inquisition, wird völlig verschenkt. Hier gibt es neben dramatischen Kamerafahrten und Action-Sequenzen nichts zu sehen. Assassinen-Kollegin Maria (Ariane Labed) ist lediglich schickes Beiwerk. Wir erfahren nichts über sie, weder ihre Herkunft noch ihr Verhältnis zu Callums Vorfahren Aguilar. Hier fällt am deutlichsten auf, dass die Macher kaum Berührungspunkte mit den Spielen hatten und um deren Stärken nicht wissen.
Der Reiz der Assassin’s Creed Spiele war immer das historische Setting. Das Erkunden von Städten, wie Jerualem, Damaskus, Venedig, Florenz und vielen anderen, verlieh der Reihe seine ganz eigene Atmosphäre. Auch wenn das Gameplay eher repetitiv war, ging es darum in der Menge unterzugehen, aus dem Hinterhalt zu agieren und Kämpfen aus dem Weg zu gehen. Der Film ignoriert das völlig und setzt auf offene Konfrontation, Kampfszenen und Verfolgungsjagden. Einzig eine längere Parcour-Sequenz versprüht ein bisschen den Geist des Spiels. Ein zusätzliches Problem ist die Freigabe ab 12 Jahren, die den Film auch wortwörtlich blutleer macht.
Blutleer auf allen Ebenen
Technisch bietet der Film gute Standardware. Mit einem Produktionsbudget von 125 Millionen Dollar sind die Effekte überzeugend. Trotzdem bietet der Film nichts, was ihr nicht bereits gesehen hat. Nach der fünften Kamerafahrt über größtenteils computergenerierte Sets entlockt ein Szenenwechsel einem eher ein gelangweiltes Gähnen als ein beeindrucktes Staunen. Den 3D-Zuschlag kann man sich auch getrost sparen.
Was auch immer Michael Fassbender dazu brachte, den Film zu produzieren und die Hauptrolle zu übernehmen, es ging nach hinten los. Die Spiele waren es übrigens nicht, denn die hat er vorher nie gespielt. Fraglich auch, wie Regisseur Justin Kurzel einen derart unrunden Film hervorbringen konnte. Zusammen mit Fassbender hatte er zuvor eine hervorragende “Macbeth”-Version für die Leinwand adaptiert.
“Assassin’s Creed” ist zwar kein Totalreinfall wie einst “Doom” oder “Alone in the Dark”, aber auch kein guter Film. Er positioniert sich irgendwo im Mittelfeld, bei “Prince of Persia”, wo er wohl bald vergessen sein wird.
“Assassin’s Creed” läuft seit dem 27. Dezember 2016 in den Kinos.
hm… schade eigentlich, ich habe einen Assassins Creed Fan im Haushalt, und so ein Kinobesuch wäre ein gutes Geburtstagsgeschenk gewesen. Aber eigentlich gehe ich schon vom Vorneherein davon aus, dass die Verfilmung nicht gut sein wird. Dass die Filmemacher das Spiel nicht kennen und man davon ausgehen kann, dass es nicht ausgiebig durchgespielt wurde, finde ich schon lächerlich. Das ist wie wenn man eine Buchverfilmung macht und das Buch nicht mal gelesen wird…
durchgespielt muss nicht zwingend sein, aber zumindest mal ein paar Stunden, um eben das Feeling zu bekommen. Merkt man dem Film halt an.
Ich denke AC Fans können sich den Film schon anschauen, bekommen aber nicht viel neues zu sehen.
Außerdem finde ich das Ende äußerst unbefriedigend.