8 Dinge, die ihr über Rambo – The Video Game wissen solltet

1. März 2014

Ich habe sie gesehen. Die einstelligen Wertungen, die Hasstiraden, die Meinungen, es wäre die schlechteste Filmumsetzung der letzten 500 Jahre. Etwas unsicher bin gerade schon: Haben alle außer mir ein anderes Spiel gezockt? Sooooo übel ist „Rambo – The Video Game“ doch gar nicht?!

Klar, die klassische Action-Trilogie mit Sylvester Stallone als interaktive Neuauflage ist nichts, womit ich meinen Lebensabend verbringen möchte. Das gilt ja auch für die Filme, von denen mir einzig der erste Teil aus dem Jahr 1982 positiv in Erinnerungen geblieben ist. Der Rest war eigentlich nur eine Mischung aus Trash, One-Man-Show und stupider Gewalt mit teils unfreiwilliger Komik. Wie können Kritiker dann über das Spiel meckern, das auf genau die gleichen Elemente setzt – abgesehen vom Humor vielleicht?

Nun gut, fassen wir doch einfach mal in 8 Punkten zusammen, was ihr über „Rambo – The Video Game“ wissen solltet.

1. Komprimierte Trilogie

Rambo!

Rambo!

Ein Vietnamveteran kehrt zurück in die alte Heimat. In der US-amerikanischen Pampa kommt er nicht mehr klar, zumindest stößt er auf einen gänzlich anderen Widerstand, mit dem John Rambo nicht gerechnet hat. Die Situation eskaliert, Menschen sterben, er wird inhaftiert. Nur dank der Hilfe des Colonels Samuel Trautman darf er in Krisengebieten gegen Schurken kämpfen. Das Spiel fasst die ursprüngliche Trilogie in drei Kapitel zusammen. Ihr spielt sozusagen die wichtigsten Momente der Filme nach – das in komprimierter, teils abgehakter, teils aber gar nicht mal so schlecht inszenierter Form. Sicher wirkt die Erzählweise weitgehend dilettantisch, aber kennt ihr die cineastischen Werke mit dem dick bewaffneten Sylvester Stallone, fällt das gar nicht mal auf. Für Außenstehende dagegen ist das alles nur ein großer Haufen Mist, der willkürlich zusammengefügt zu sein scheint.

2. Railshooter, yeah!

Rambo!

Rambo!

Das Problem von „Rambo – The Video Game“ ist in meinen Augen eines: Auf dem PC mit Maus und Tastatur oder dem Gamepad wirkt ein Railshooter, wie es der Titel nun einmal ist, ziemlich billig. Ihr nehmt Deckung, feuert wild auf Gegner, lauft automatisch und ladet ständig nach. Lebensenergie füllt ihr durch einen Wut-Modus auf, bei dem ihr in Zeitlupe die Fieslinge in die ewigen Jagdgründe schickt. Gewürzt wird das alles mit regelmäßigen Quick-Time-Events. In meiner Vorstellung würde „Rambo“ auf der Wii oder der PlayStation 3 mit Move-Controller viel besser funktionieren. Arcade-Knallerei in Reinkultur und ohne aufwändigen Schnickschnack. Bei „House of the Dead“, um jetzt mal ein willkürliches Beispiel zu wählen, störte dieses Konzept viele Leute doch auch nicht. Wieso dann hier? Für mich ist es voll okay, nur für die meisten dürfte gelten: Mit PC-typischer Steuerung ist das doof (Gamepad) oder gehaltlos (Maus).

Wie ich sehe, unterstützt die erhältliche PS3-Fassung tatsächlich Move. Nur die Amazon-Kritiken reden von üblen technischen Unzulänglichkeiten. Menno. Das hätte doch die beste Version des Spiels werden können…

3. Unfertig?

Rambo!

Rambo!

Apropos Steuerung: Sie ist ungenau, träge und nie perfekt – auch nicht, wenn ihr eine schicke Profi-Maus mit perfekt eingestelltem DPI-Wert besitzt. Es scheint, als hätten die Entwickler absichtlich die Kontrolle verschlimmert, um so den Schwierigkeitsgrad zu erhöhen. Der ist vor allem auf dem niedrigsten der drei wählbaren viel zu niedrig angesetzt. Die technische Seite ist für meinen Geschmack sonst hinnehmbar. Die Schauplätze sind facettenreich und gelegentlich sogar attraktiv, die leider strohdummen Feinde ausreichend animiert und die Zwischensequenzen nicht so hässlich, dass sie euch in den Selbstmord treiben. Gehobenes Mittelmaß. Die originalen Sprecher stammen zum Teil sogar aus den Filmen. Ich tippe darauf, dass sich ein Praktikant die Trilogie auf VHS angucken musste und nebenbei mit einem Kassettenrekorder die Sprüche von Sly aufgenommen hat. Anders kann ich mir die akustische Qualität nicht erklären.

Was ferner nicht stimmt: Das einfache Deckungssystem ist nicht durchdacht. Manchmal könnt ihr euch nicht schützen, fast immer seid ihr auch in der Deckung nicht sicher. So ein Quatsch. Und: An vielen Ecken wirkt „Rambo“ unfertig. Bei den Einstellungen fehlen wichtige Optionen (invertierte Maus z.B.), die Kontrahenten stammen aus der berüchtigten Klonfabrik und bei den freischaltbaren Waffen sind mir die Unterschiede zu gering. Das Verbessern eures Rambos wirkt sich kaum auf das Spiel aus. Wozu dann überhaupt so etwas integrieren?

4. Stupide!

Rambo!

Rambo!

Ballern, ballern, ballern. QTE, QTE, QTE. Ballern. QTE. Ballern. Zwischensequenz. Ballern. QTE. Ballern. QTE. Zwischensequenz. Ballern, ballern. QTE. Zwischensequenz. QTE. Ballern, ballern, ballern. QTE. Zwischens…

5. Welcher Stallone ist der richtige?

Rambo!

Rambo!

Puh. Sly in unzähligen Posen bekommt ihr im Spiel zu Gesicht. Und ständig sieht er anders aus. Mal jung, mal mit freiem Oberkörper. Mal abgemagert, mal gut genährt. Mal traurig, mal tot. Ich bin verwirrt.

6. Teurer als die Blu-rays

Rambo!

Rambo!

Das, was mich bei „Rambo – The Video Game“ am meisten stört, ist der Preis. Das wäre ein echt akzeptabler Snack für 15 Euro gewesen. Von mir aus für 20 Euro. Stattdessen möchten die Macher 30-40 Euro (als Retail ist das Spiel billiger als bei Steam) haben. Mag ja sein, dass Lizenzkosten für die alten Schinken recht hoch waren oder die Entwickler zu viel Geld vergeudet haben, letztlich ist mir das als Spieler egal. Ich sehe einen (unsauber programmierten) Railshooter für den PC – und für den will ich doch keinen (Fast-)Vollpreis bezahlen. Ich schätze, dass gerade diese Tatsache zu den unzähligen negativen Kritiken bei Steam geführt hat. Bei so viel Kohle beißt man sich zwangsläufig in den…na, ihr wisst schon.

7. Kennt ihr noch Moorhuhn? Jetzt mit Multiplayer…

Rambo!

Rambo!

Aus „Rambo – The Video Game“ hätten die Jungs und Mädels von Tevon bei vorhandener Kompetenz ein feines Stealth-Adventure kreieren können. Oder einen vollwertigen Ego-Shooter. Ich hätte sogar nichts gegen eine Neuauflage vom alten „Rambo III“ aus der MegaDrive-Ära einzuwenden gehabt. Mit (Online-)Koop für – sagen wir mal – vier Spieler? Wäre sicher ganz amüsant geworden. Die Entwickler entschieden sich aber für einen Railshooter (siehe Punkt 2), der kaum gehaltvoller als das gute, alte „Moorhuhn“ ist. Wenigstens bekommt ihr auch hier einen Multiplayer-Part. Als Zweierteam an einem PC ein eigenes Fadenkreuz verfolgen? Unter Windows sind ja lokale Mehrspieler-Herausforderungen irgendwie überflüssig. Ich für meinen Teil spielte das letzte Mal mit einem Kumpel an einem Computer vor vermutlich über 20 Jahren. Auf der Konsole ist das freilich was anderes, für Windows hätte ich mir wenigstens einen Online-Koop gewünscht.

8. Ganz witzig

Rambo! :(

Rambo! :(

Das muss ich noch einmal betonen. „Rambo – The Video Game“ ist echt kein Totalausfall, wie er von manchen dargestellt wird. Freilich sind die Defizite sofort ersichtlich. Natürlich reden wir hier über redundante Knallerei mit einer mutwillig zusammengesetzten Story, die unbedingt die drei Teile vereinen musste. Und selbstverständlich fällt der eintönige Verlauf auf. Ich hatte trotzdem meinen Spaß. Irgendwie. „Rambo“ ist ein Trash-Spiel mit sinnlosem Kawumm, das sich für mich gut zum Abreagieren eignet. Ich erinnere mich an etliche Szenen aus den Filmen, töte unzählige Schurken und spüre, wie mein Hirn von Minute zu Minute runterfährt. Also macht der Titel ja doch irgendwas richtig?! Echter Knackpunkt ist nur der Preis: Ich denke, kein PC-Spieler zahlt 40 Euro für einen halbgaren Railshooter. Also echt mal – was haben sich die Entscheider hierbei gedacht? Mein Tipp: Mögt ihr den Sly früherer Tage? Schlagt irgendwann mal bei einem Steam Sale zu. So lange wird der Preisrutsch nicht auf sich warten lassen. Darauf verwette ich Rambos blaue Lampe. Für nen Zehner werde ich vielleicht später noch einmal der PS3-Fassung eine Chance geben – in meiner Vorstellung ist „Rambo – The Video Game“ dort am besten aufgehoben.

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One comment on “8 Dinge, die ihr über Rambo – The Video Game wissen solltet

  1. Ja, 40€ sind dafür definitiv zu teuer. Aber die Entwicklung und die Lizenz waren aber halt nicht umsonst.
    Ich denke auch, zum Budgetpreis (Steamsale, ick hör dir trapsen) könnte das Ding abgehen!