Polysnack #1: The Videokid

19. Februar 2019

In der neuen Kategorie Polysnacks stellen wir euch Games vor, die zu kurz oder klein sind, um in einem Podcast besprochen zu werden oder Themen, bei denen wir kurze Denkanstöße geben wollen. Da draußen gibt es viele Spiele, die viel zu oft untergehen, wie etwa Game Jam Produktionen. Wer also etwas für schnell mal eben zwischendurch sucht, wird hier garantiert fündig.

Mischt man die Arcade Game Klassiker Paperboy und Skate or Die und rührt alle erdenklichen 80er Jahre Referenzen dazu erhält man “The Videokid”. Macht man sich auf den Weg durch die Nachbarschaft und zum Ende der Straße, während man VHS-Kassetten ausliefert und dabei allem ausweichen muss, was einem über den Weg läuft.

In “The Videokid” steuert man eine sehr an Marty McFly erinnernde Figur, die spät dran zu seinem Date mit Freundin Jessica ist. Aber bevor man sie treffen kann, müssen erst alle raubkopierten VHS-Kassetten ausgeliefert werden, die man den nachbarschaftlichen Kunden versprochen hat. Also nimmt man seine Tasche, seinen Walkman und sein Skateboard und los geht’s. Die Steuerung ist einfach: Man fährt automatisch mit konstanter Geschwindigkeit und wechselt nur zwischen drei Fahrspuren nach links oder rechts. Ansonsten hat man zwei Knöpfe, einen zum Springen und einen zum Werfen der VHS-Bänder. Klingt einfach, aber genau wie seine spirituellen Großväter ist “The Videokid” schwer zu meistern.

Quelle: Pixel Trip Studios

Im echten Arcade-Stil hat man lediglich einen Versuch. Wenn man von etwas getroffen wird, stürzt man und muss von vorne anfangen. Auf dem Weg zum Ziel dorthin punktet man mit coolen Skateboard-Tricks und der Zerstörung von allem, was man mit seinen VHS-Bändern trifft. Zum Glück hat man im Gegensatz zu Paper Boy eine Tasche mit unendlichen Bändern und muss unterwegs nicht auffüllen. Es dauert wirklich eine Weile, bis man sich an die Hitboxen der Charaktere und Hindernisse gewöhnt hat, und manchmal ist die Kombination von ihnen fast unmöglich zu überwinden.

Aber die gesammelten Punkte sind nur für die Achievements/Trophies und das Highscore-Board relevant. Man kann aber auch Geld verdienen, indem man Münzen einsammelt und Bänder in die richtigen, roten Briefkästen liefert. Wenn man genug verdient hat, kann man neue Outfits wie Karate Kid, Wolfman oder Arnold Schwarzenegger und einige neue Skateboardtricks freischalten.

Quelle: Pixel Trip Studios

“The Videokid” ist das perfekte Spiel für zwischendurch. Jeder Versuch ist normalerweise etwa eine Minute lang und nach sechs oder sieben Versuchen hört man auf. Ein Grund dafür ist die Flutwelle an 80er Jahre Referenzen, die im Sekundentakt auf einen herfallen. Es frittiert einem ein bisschen das Gehirn. Ein weiterer Grund ist, dass das Level im Grundaufbau immer gleich bleibt. Das Einzige, was sich ändert, sind die Arten und die Anzahl der sich bewegenden Hindernisse. Zum Beispiel gibt es am Anfang immer eine Holzbank an genau der gleichen Stelle. Aber wer auf der Bank ist, wechselt zwischen einer Handvoll Referenzen, manchmal ist es ein Kerl, der versucht, mit einem Mädchen rumzumachen, manchmal ist es Alvin & die Chipmunks und manchmal sind es die Fraggles. Anstatt verschiedene Levels zu haben, wie die verschiedenen Tage in Paperboy, bekommt man nur einen langen Level, der nur immer schwieriger wird, je weiter man kommt.

Zugegeben, es gibt ein paar kleine Mechaniken, die ein wenig Abwechslung hereinbringen. Wenn man den ikonischen Powerglove einsammelt, wirft man seine VHS-Bänder automatisch ab.  Dadurch kann man sich etwas mehr auf das Springen, Ausweichen und Sammeln von Geld konzentrieren. Das andere Element sind die Nike Air Schuhe, die einen wirklich hoch springen lassen. Beides dauert aber nur wenige Sekunden. Wenn man eine Kreuzung erreicht, tauchen ab und an die Ninja Turtles auf und zwingen einen in die Kanalisation. Da unten kommt zwar nichts entgegen oder von hinten, aber man hat eine Menge permanenter Hindernisse im Weg und muss im richtigen Moment die Spur wechseln. Leider gibt es nur zwei Varianten der Abwasserkanäle, so dass man die auch bald auswendig kennt.

Quelle: Pixel Trip Studios

Gleiches gilt für die Musik, die nur aus einem einzigen  — zugegebenermaßen sehr coolem — Song von DJ Savant besteht. Da die meisten Referenzen jedoch Audio One Liner haben, die sich überlappen, kann man nicht viel aus der Musik heraushören. Man kann die Musik aber zumindest ausschalten und nur Soundeffekte behalten, um eigene Musik während des Spielens zu hören. Das Hinzufügen weiterer Songs und die Möglichkeit, die Effekte auszuschalten oder die Lautstärke zu ändern, wäre schön gewesen. So wird alles nach einer Weile etwas nervig.

Zumindest kann man die Outfits des Videokids wechseln. Die meisten von ihnen sind schnell erschwinglich und es ist schön, dass sie immerhin eine weibliche Heldin (She-Ra) hinzugefügt haben. Aber es ist auch das teuerste und der Kommentator bezeichnet sie immer noch als “er”. Leider gibt es nur drei neue Skateboardtricks kaufen, was auch ein wenig enttäuschend ist.

Quelle: Polygamia

Die Leute hinter dem Spiel, Pixel Trip Studios, sind eine kleine, in Bristol ansässige Indiegamefirma, die im Jahr 2015 von Adam Jeffcoat und Vincent Kamp gegründet wurde. Beide sind seit einem Jahrzehnt in der Branche und konzentrieren sich zusammen mit dem Spieleentwickler James Allsopp auf die Entwicklung von Spielen im Stil alter Arcade-Klassiker, bei denen der kurze, intensive Spaß im Vordergrund stand.

Das ist ihnen mit The Videokid sicherlich gelungen. Es macht sofort gute Laune und ist eine echte Herausforderung, aber es ist sicher kein Spiel, das man stundenlang spielen kann. Es fühlt sich ein wenig wie ein gepolishtes Gam Jam Spiel an, das es mit 80er-Jahre-Referenzen ein wenig übertreibt. Pixel Trip Studios arbeiten zwar bereits an ihrem nächsten Spiel, aber es wäre großartig wenn, noch weitere Inhalte zu The Videokid kommen ürden. Neue Outfits, Songs oder sogar ein anderes Level würden den Spielspaß und die Wiederspielbarkeit deutlich erhöhen.

 

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