Das vergessene E3-Highlight: Bielefeld – Hardline

16. Juni 2014

Die gesamte Polygamia-Redaktion hat in den vergangenen Tagen das getan, was man so macht, wenn E3 ist: Rechner aus, Sonne genießen – die blöden Spiele kommen eh tausendfach über den Newsticker. Nach brasilianischen Kokosnuss-Drinks und heißen Samba-Rhythmen, zu denen wir unseren Speck schüttelten, ging es ans Eingemachte. Potentielle Spiele-Highlights aussortieren und nur noch die Perlen besprechen. Aber im Ernst: Viele Überraschungen gab es nicht, weshalb wir uns alle auf ein Spiel aus dem Hause EA stürzten. Richtig gelesen. Electronic Arts. Nach dem grandiosen Jahr 2008 mit “Burnout Paradise”, “Dead Space” und “Mirror’s Edge” und dem nicht so tollen 2013 mit “Battlefield 4” wollen die Kommerzprogrammierer zum Rundumschlag ausholen. Mit dabei ist “Bielefeld: Hardline”, welches seinen Urahn in den Schatten stellt und dem dann noch ins Knie schießt. Aber alles der Reihe nach…

Eine Welt in Trümmern!

Schildkröte Magpie Max ist das Viech fürs Grobe. Immer dann, wenn es rummst, ist er in der Nähe.

Schildkröte Magpie Max ist das Viech fürs Grobe. Immer dann, wenn es rummst, ist er in der Nähe.

Der internationale Terror hat um sich gegriffen. Die USA werden heimgesucht von bösen Männern mit langen Bärten, von Waffenschiebern und korrupten Ländern, die unter dem Deckmantel der Demokratie Waffen in Krisenregionen exportieren. Also den Vereinigten Staaten von Amerika. Der testosterongesteuerte Sergeant Eric Kelzo und sein nicht minder aggressiver Gefreiter Christoph Roth haben mächtig was dagegen und setzen ihre Zwei-Mann-Kompanie in Bewegung, die sich ins Herz des Bösen aufmacht, um dem Treiben ein Ende zu setzen. Mit dabei sind die besten Freunde des Menschen: Patronen-Gürteltier Fantastique Fancy Fränzy, das schon in Korea, Vietnam und dem Fantasialand nur mit einem Messer bewaffnet verwirrende Eisskulpturen hinter feindlichen Linien schnitzte, die noch heute stehen. Und die Panzerschildkröte Magpie Max, die zu nix taugt, außer im wochenlangen, pausenlosen Einsatz über Minenfelder – nun ja – zu “spurten” und die kontrolliert hochgehen zu lassen. Das Vierer-Squad, das man auch im Acht-Spieler-Koop-Modus von Plattenbau zu Plattenbau scheuchen darf, sieht sich nach eine Bruchlandung mit dem Hovercraft mit dem Schlimmsten konfrontiert, was es seit Menschengedenken gibt. Bielefeld.

Gibt es natürlich nicht, was gut ins EA-Portfolio passt. Eine Stadt, so hässlich, dass die dritte Version der Frostbite-Engine mit ihrem schieren Zerstörungspotential Wunder wirken kann. Beispielsweise den Hafen wegbomben, die Straßen von Plattenbauten befreien und alles so planieren, dass man bis NRW durchschauen.

Immer auf die Herrmanns und Germans

Gürteltier Franzi operiert hinter den feindlichen Linien und genoss eine Kampfkunst-Ausbildung unter Ra's al Ghul. Echt jetzt!

Gürteltier Franzi operiert hinter den feindlichen Linien und genoss eine Kampfkunst-Ausbildung unter Ra’s al Ghul. Echt jetzt!

Wieso aber Deutschland? Dazu Vice-Chief in Commander of Da Real Producer Frodnew Leinad vom Entwicklerstudio RICE aus Schweden: “Wir haben in den Battlefield-Ablegern der Bielefeld-Reihe schon die ganze Welt in Schutt und Asche gelegt. Nachdem sich Deutschland gut 80 Jahre erholen konnte, war es Zeit, das architektonische Desaster zu bekämpfen. Keine UN-Mission zur Vernichtung von Massenvernichtungswaffen oder die U.S. NAVY-Seals würden sich nach Bielefeld wagen – Kelzo, Roth, Franzy und Max schon. Die sind bekloppter als die B-Company [aus “Battlefield: Bad Company” – Anm.] und werden letztlich auch US-Präsident.” Danke für den Spoiler, aber recht hat der Producer. Deutschland kennt man in Videospielen eigentlich nur zur Zeit des Zweiten Weltkriegs, deshalb ist der Gegenwartstrip eine willkommene Abwechslung.

Was sollen wir da zur Grafik sagen? “Bielefeld: Hardline” profitiert nicht vom Fotorealismus der neuen Konsolengeneration. Triste Plattenbauten, überall detailliert dargestellter Unrat, ein Stadtzentum, das um Vernichtung bettelt… das noch in smoothen 60fps bei 1080p (egal auf welcher Konsole) und gestochen scharfen Texturen. Wir hätten uns angesichts des optischen Elends gefreut, hätte man sich bei EA um Reduktion bemüht. Cel Shading! Keine Texturen! Oder alles als 2D-Spiel konzipieren im SNES-RPG-Stil. So aber ist das Gezeigte härtester Tobak und psychologisch eindringlicher als das schon kontrovers diskutierte “Spec Ops: The Line“. Immerhin: Da die Frostbite 3-Engine zum Einsatz kommt, können wir alles, wirklich alles in dem Beton gewordenen Verbrechen gegen die Menschlichkeit einebnen. Alles fällt physikalisch akkurat (und viel zu langsam) in sich zusammen, wird auseinander gesprengt oder zumindest kohlrabenschwarz. Wir würden uns hier wünschen, wenn dem Spieler eine per Fernsteuerung kontrollierbare Flugdrohne mit Abrissbirne zur Verfügung steht.

Ansonsten gibt es an bislang bestätigten Waffen die Super Soaker 5000, den Orbit-Devastator, den Colt ohne gezogenen Lauf und als Rüstungsgegenstände Schweißermaske mit Sichtschutz, vollkommen verdunkelte Sonnenbrillen und Spiegel zur Selbstblendung.

Mehrspieler-Tragödien

Nennen wir es mal "Grafik", was dieser Map-Screenshot zeigt. Hübsch ist es aber nicht.

Nennen wir es mal “Grafik”, was dieser Map-Screenshot zeigt. Hübsch ist es aber nicht.

Für Mehrspieler gibt es unter anderem den R.U.S.H.-Modus, dessen Abkürzung für “Remove Ur Safe Home” steht. Ziel ist es, das eigene, biedere 70er Jahre-Eigenheim in kürzester Zeit bis auf die Grundmauern einzureißen. Hierbei können euch eure Teammitglieder helfen, deren Häuser dann aber länger stehen. Für jeden zertrümmerten Ziegel, jede heruntergerissene Tapete und jeden abgeschlagenen Wasserhahn erhaltet ihr Geld auf euer Konto, das ihr in spezielle Fähigkeiten investiert, etwa einen Monster Truck-Bulldozer oder auch das Team aus “Einsatz in vier Wänden”. Dieses scheucht ihr dem Gegner auf den Hals, das dann die anderen Obdachten im Nu repariert. Das sorgt für Panik und verlangt euch alles an Teamwork ab! Als zweiten Modus bestätigte EA das traditionell bewährte Capture the Flag. Hier klaut ihr eure eigene Fahne im gegnerischen Lager, rennt zurück und erhängt euch mit dem gestohlenen Stofffetzen in der eigenen Basis. Das Team, dessen Mitglieder Bielefeld als erstes Richtung Himmelreich verlässt, gewinnt. Weitere Modi sollen im Rahmen der gamescom in Köln bekannt gegeben werden.

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Jetzt aber flott, ehe Tine Wittler und ihr Team zu renovieren beginnen! Bielefeld: Hardline verlangt euch alles ab.

Die Rheinmetropole, bekannt für ihre “individualistischen” 60er Jahre-Behelfsbarracken, wird der erste, kostenpflichtige DLC sein und zum Release veröffentlicht. Das Domstädtchen kommt mit anderen höchst deprimierenden Maps im Gepäck, darunter Halle/Saale, Tankstelle Neuwied und Berlin 1980. Was sonst noch geboten wird, erfahrt ihr exklusiv auf Polygamia.de im August. Unser E3-Highlight ist es aber schon jetzt!

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