Ach Spider-Man! Mein langjähriger Held, den ich bis heute schätze. Woche für Woche schaute ich als Kind samstags die Zeichentrickserie im Fernsehen. Jahrelang hatte ich die Comic-Hefte im Abo. Als der erste Film mit Tobey Maguire in die Kinos kam, fieberte ich monatelang darauf hin. Zeitsprung ins Hier und Jetzt: Der zweite Teil des Film-Reboots mit Andrew Garfield läuft nun schon eine Weile. Passend dazu gibt es auch ein Videospiel. Nunja.
Das offizielle Spiel zum Film hätte ein gutes sein können. Anders als bei den meisten Filmlizenz-Titeln wurde hier nicht völlig lieblos der Plot des Films in ein spielbares Gewand genäht. Das große Problem: Es ist nicht vor dem Herbst 2009 erschienen, sondern im Frühling 2014. Und damit werden die positiven Eigenschaften des Spiels mit einem Schlag zunichte gemacht. Denn vor viereinhalb Jahren kam mit “Batman: Arkham Asylum” der erste Teil der Arkham-Reihe in den Handel. Und von der ersten Spielminute an werde ich hier an die Batman-Abenteuer erinnert. Spidey steuert sich im Kampf wie der Fledermausmann. Klar, Spidey ist etwas agiler und akrobatischer im Vermöbeln, und seine Schläge haben nicht so einen hörbaren Wumms. Aber das System ist exakt das gleiche. Leider stellt sich Entwickler Beenox beim Ideenklau auch noch ziemlich ungeschickt an.
Von Fledermäusen und Netzschwingern
Die offene Spielwelt ist ebenso von der Machart von “Arkham City” übernommen, inklusive der Karte mit Zielmarkierungen. Unterschied hier: Spider-Man schwingt natürlich durch New York und nicht Gotham. Außerdem herrscht nicht ewige Nacht, sondern die meiste Zeit strahlender Sonnenschein. Trotz originaler Topographie und fiktiver Bauwerke (Oscorp Industries, Fisk Tower, Daily Bugle) bleibt die eigentlich pulsierend Stadt New York blass und fade. Grafisch ist das Spiel nicht gerade eine Augenweide. Apropos Gebäude: Was mir mit Abstand am meisten Spaß bereitet hat, war das berühmte Netzschwingen. Ähnlich wie Spidey hatte ich anfangs reichlich Probleme, das richtige Timing zum Abfeuern der Netzdüsen zu finden. Glücklicherweise bestrafte mich das Spiel nie, denn die Spinne landet immer sicher auf den Beinen – ohne Gesundheitsabzug. Recht schnell hatte ich den Dreh heraus und rauschte schwungvoll durch die Hochhausschluchten New Yorks. Dieses Gefühl ist die größte Stärke des Spiels.
Mühsam ist der Heldenalltag
Leider war’s das aber auch mit den wirklich positiven Eindrücken. Die alltägliche Verbrechensbekämpfung wird sehr schnell eintönig. Zwar sind die Miniaufgaben unterschiedlich (Fluchtfahrzeug aufhalten, Menschen aus brennendem Gebäude retten, Einbruch verhindern, Bomben entsorgen, Menschen aus Notlagen befreien und ins Krankenhaus bringen), doch der Ablauf ist bei den jeweiligen Herausforderungen stets identisch. Ich konnte die Verbrechen aber nicht völlig ignorieren, das sonst der Helden-Status auf Bedrohung wechselte und ich dann von einer Spezialeinheit angegriffen wurde.
Interessanter waren da die Schleichpassagen in den Verstecken der Russenmafia. Dort konnte ich neue Kostümvarianten freischalten. Die Fähigkeit Spider-Mans, an jeder Decke entlang zu kriechen, war hier äußerst hilfreich, die Wachen leise auszuschalten. Ein kleiner, aber feiner Unterschied zu den Batman-Spielen, weil ich so mehr Freiheit besaß. Problem dabei: Außer einer optischen Veränderung brachten mir die neuen Anzüge nichts. Nett für Spidey-Fans, die natürlich jede Variante sofort wieder erkannten (Spider-Man 2099, Ultimate, Scarlet usw.), aber spielerisch unerheblich.
Enttäuschende Story
In Sachen Story spielt ihr nicht stur die Geschichte des Films nach, sondern bewegt euch in einem erweiterten Rahmen. Grundsätzlich eine gute Idee, aber schlampig umgesetzt. Die Schurken bekommen lediglich eine hastige oder gleich gar keine Backstory. Das finde ich extrem schade, hier wurde viel Potential verschenkt. Richtig bescheuert sind dabei die Pseudo-Dialog-Optionen. Mit jedem Fiesling habt ihr früher oder später eine Gesprächssituation. Dabei habt ihr drei Auswahlmöglichkeiten. Leider ist es völlig egal, welche ihr aussucht. Ihr könnte alle drei Fragen stellen oder keine – es hat null Auswirkung auf das Spiel! Ihr erhaltet auch keine zusätzlichen Hintergrundinformtionen. Da frag ich mich ernsthaft, was der Käse soll? Am Ende trefft ihr dann doch noch auf die beiden Filmschurken Electro und Kobold. Habt ihr beide besiegt, läuft der Abspann durch und ihr dürft im Anschluss frei durch Stadt schwingen, um die restlichen Sammelobjekte zu suchen. Keine wahnsinnig spannende Herausforderung. Anders als die Riddler-Rätsel liegen die bei Spider-Man einfach so frei herum. Nett: Die freigeschalteten Comics und Trophäen begutachtet ihr im örtlichen Laden. Der Inhaber ist kein anderer als Stan Lee persönlich. Weniger nett: Die freigeschalteten Kostüme wechselt ihr nur zu Hause bei Tante May. Also immer extra hineiern und dann noch die nicht gerade kurzen Ladezeiten ertragen. Puh.
Entwickler Beenox ist wahrlich kein Neuling mehr. „The Amazing Spider-Man 2“ ist der mittlerweile vierte Spinnen-Titel des Studios. Umso weniger verstehe ich diese schwache Leistung des neuesten Werks. „Edge of Time“ und „Shattered Dimensions“, die beiden Nicht-Film-Spiele, fand ich ziemlich gut. Was Beenox geritten hat, statt der Fortführung und Verbesserung eigener Ideen dreist und schlecht (!) bei Rocksteady Studios abzugucken, ist mir ein Rätsel. Dies konnte doch nur in die Hose gehen, das musste denen doch klar sein! Ich bin jedenfalls enttäuscht.
Tl;dr: Schlecht programmierte Spider-Man-Mod für die Batman Arkham Reihe. Enttäuschend. Selbst für Fans.
Uuuund wieder stimme ich nicht mit der Autorin überein. ;) Das Kampfsystem haben sie schon in der “ersten” ASM Versoftung übernommen. Was auch nicht schlimm ist, da es wunderbar zu Spidey passt. Spider-Man 3, welches auch von Beenox stammt(zumindest die PC-Version) spielt sich da nämlich sehr hölzern im Gegensatz zu ASM bzw ASM 2.Und im übrigen wurde das Kampfsystem im ASM sehr gelobt und hier ist es nur eine 2.0 Version. Von daher verstehe ich diese Kritik bei vielen nicht, da die meisten vergessen das dies ja datselbe System wie im 1. ASM Teil ist.
Story. Ja die Story! Nun sie ist sicherlich hanebüchen, aber hier wurde der Kingpin eingeführt(einer DER Hauptschurken von Spidey und Daredevil) und dieser arbeitet halt im Hintergrund und lässt andere für sich die Drecksarbeit erledigen. Daher diese Aneinanderreihung von Schurken. Von daher kann man da schon ein Auge zudrücken auch wenn man dies sicherlich BESSER hinkriegen hätte können.
Die besagten Schurken haben im übrigen wunderbar ihre Stärken eingesetzt, auch wenn die Bosskämpfe unsagbar linear waren(Sobald man die Taktik raus hatte wurd es zu simpel). Leider fand ich das der Kampf gegen den Kobold, Kingpin & Electro zu kurz waren und mir am Ende ein wenig was gefehlt hat.
Mich haben mit der Zeit diese “gezwungenen Heldentaten” genervt. Nur um nicht von der Taskforce gejagt zu werden. Blläääh
Aber um mal auf den Punkt zu kommen.
Ich hatte viel Spaß, ich kam mir vor wie Spidey und genau das will ich haben bei Versoftungen von Comicfiguren. ;)
In diesem Sinne. :P
GL & HF ;)
zumindest in deinem vorletzten Absatz sind wir einer Meinung ;)
ich hab halt den ersten ASM Teil nicht gespielt. wenn es da auch so war, dann war es damals schon nur mittelprächtig. umso schlechter, wenn seit ASM 1 nichts dran verbessert wurde.
aber es ist ja nicht nur das kampfsystem. das spiel wirkt halt insgesamt nicht rund. es wurden die guten ansätze von batman übernommen, aber zu wenig (eigenes) daraus gemacht. das problem der story ist ja auch nicht ihre hanebüchenheit, sondern ihre oberflächlichkeit.
“Die offene Spielwelt ist ebenso von der Machart von “Arkham City” übernommen, inklusive der Karte mit Zielmarkierungen.”
Hm, naja, eigentlich sind die 3D-Spinnenjungs bis auf einige Ausnahmen immer Open World gewesen – wenn nicht größtenteils, dann zumindest vor den Arkham-Spielen. Das Spiel zum 2. Film auf PS2 und Co war da ganz prominent und Web of Shadows will mir da spontan auch einfallen. Ich lehne mich auch mal ganz weit aus dem Fenster und behaupte, die Ableger auf der PSOne hätten auch schon ein Open World-New York geboten, wenn es technisch gepasst hätte. Bietet sich bei Spiderman an und passt einfach.
Also da finde ich knapp gesagt den Vergleich mit den Arkham-Spielen eher unglücklich.
die open world an sich ist ja nicht das problem und auch nicht der vergleichspunkt. sondern WIE die welt umgesetzt wurde.
es fühlte sich für mich eben wie ein weniger gut gemachtes arkham city an, in so gut wie allen belangen. das hatte ich bei keinem spidey spiel bisher.
hast du ASM 2 schon gespielt?
Nein, werde ich vermutlich auch nicht. Ich überlege das erwähnte Spiel zum eigentlichen 2. Film nachzuholen und Web of Shadows wollte ich wegen dem Symbionten-Ding auch noch zocken, aber sonst haben mich die 3D-Spinnen nie so groß gereizt.