Vielleicht benehme mich manchmal wie eins, aber: Ich bin kein Kind mehr. Graue Barthaare, irgendwas über 30 Jahre alt und im Wohn- sowie Arbeitszimmer stapeln sich die Videospiele, Konsolen und Filme. Ich bin, und das weiß ich ganz sicher, einer von vielen Männern der Gegenwart.
Aber ich habe (noch) keinen Nachwuchs. Das ist in vielerlei Hinsicht bedauerlich. Beispielsweise fehlt mir aufgrund dieser Tatsache der Mut, zu einem Animationsfilm ins Kino zu gehen. Mit einem kleinen Jungen oder Mädchen an der Hand hätte ich ja einen perfekten Vorwand, um die Blockbuster-Trickfilme der Gegenwart auf der riesigen Leinwand erleben zu können. Als Erwachsener ohne Kinder begnüge ich mich mit den Heimkinoversionen auf Silberscheiben oder als VOD-Stream. Das ist mir dann auch nicht peinlich, ganz im Gegenteil.
Blockbuster mit Tiefgang
Gute Animationsfilme sind meiner Auffassung nach sowieso oftmals intelligenter als Actionfilme, Thriller und was mich als Volljährigen ansprechen soll. Denn sie schaffen es, sowohl Kids als auch Erwachsene gleichermaßen zu unterhalten. Während sich die Kleinen an kunterbunten Abenteuern, lustigen Figuren und amüsanten Geschichten erfreuen, erkenne ich als „alter Sack“ die feinen Nuancen, die Anspielungen an andere Filme, geschichtliche Ereignisse und das, was mir die Schöpfer subtil mitteilen wollen. Und dann die Geschichten! Ich will nicht behaupten, Kinder könnten emotionale, teils tieftraurige Hintergründe nicht verstehen. Ich denke allerdings, dass sich ein „Oben“ mit seinem grundlegenden Thema über das Älterwerden eher an die – tja – älteren Semester richtet. Ein starker Animationsfilm ist für mich genau das: Kids sehen das, was sie sehen sollen. Die Großen vernehmen weitere Botschaften.
Vielleicht ist dies auch der Grund, wieso mich „Ralph reichts“ irritiert. Ich besitze schon eine große Spiele-Affinität und weiß, was mit einem Glitsch, 8bit-Pixelgrafik und Spielhallen gemeint ist. Auch ist mir bekannt, was Egoshooter, Funracer und Arcade-Games alter Schule sind. Sogar „Q*Bert“ ist mir ein Begriff, obwohl ich das seltsame Spiel nie ausprobiert habe. Ich frage mich ernsthaft, ob Kinder, die mit Smartphones, Tablets und Wii aufwachsen, überhaupt in der Lage sind, diese offensichtlichen Merkmale und damit die gesamte Story zu kapieren. Klar, die Rahmenhandlung ist nicht allzu komplex: Es geht um den vermeintlichen Bösewicht Ralph, der in dem (fiktiven) Arcadeklassiker „Fix It, Felix Jr.“ seit 30 Jahren ein Hochhaus zerstört, welches der Held Felix mit seinem Hammer reparieren muss. Das Spiel erinnert frappierend an einen Mix aus „Donkey Kong“ und „Rampage“, nur hier leben die Bewohner des Automaten. Und die diskriminieren Ralph. Der muss auf einer Müllkippe hausen, während es sich Felix und seine Freunde im gemütlichen Apartmenthaus bequem machen. Als Ralph die Flucht ergreift, bringt er Chaos in andere Arcade-Automaten, darunter auch in den Funracer „Sugar Rush“. Dort trifft er auf die zuckersüße Vanellope, die eine fehlerhafte Figur (Glitsch) ist und von anderen Stars des Spiels geschnitten wird….
Bewährte Botschaften
Wie dem auch sei – letztlich geht es auch bei „Ralph reichts“ um Freundschaft und schwere Entscheidungen, die die Akteure treffen müssen. Und um das Eingehen von Kompromissen sowie das Akzeptieren von Schwächen, vielleicht sogar von Behinderungen anderer. Was macht einen Helden aus? Regisseur Rich Moore schafft es, diese Frage auf ungewöhnliche Art zu beantworten. Die gar nicht mal fürs Genre untypischen Botschaften sind überall ersichtlich, verpackt wurden sie in einem wunderbaren Universum. Für Erwachsene, wie ich finde! Viel zu viele Details sind doch für die Kleinen zu anspruchsvoll, beispielsweise wenn sich über eine zu schlecht programmierte KI lustig gemacht wird. Und wer hat Paper Boy, Pac-Man (okay, das war leicht), Bowser, Dr. Eggmann oder Frogger entdeckt? Die Kids kennen diese Helden bzw. Schurken früherer Tage doch zum Großteil gar nicht mehr. Klar, für die sehen die Figuren ganz lustig aus, aber bemerken sie die viel komplexeren Hintergründe? „Hero’s Duty“ („Call of Duty“ trifft auf „Lost Planet“, „Starship Troopers“ und „Halo“) ist auch noch so ein martialisches Szenario, das eher Angst als Freude bereitet. Andere Aspekte wie Mentos trifft auf Cola sind nicht allen bekannt, Anspielungen auf „Final Fantasy VII“,”Street Fighter 2″, „Metal Gear“ oder gar „Metroid“ sind noch dabei – wie alt muss man sein, um das überhaupt wahrzunehmen?
Was ich sagen will: Für Kinder ist „Ralph reichts“ womöglich schrullige Unterhaltung, obwohl sie aufgrund der recht „freakigen“ Thematik wahrscheinlich recht wenig verstehen. Dass der Film von Disney stammt, überrascht mich ebenfalls sehr: Eine Liebeserklärung an ein Medium, das uns zwar seit Jahrzehnten begleitet, aber gesellschaftlich (zumindest hierzulande) noch nicht voll akzeptiert ist – wie mutig! Vor allem, weil – und das sei jetzt noch einmal betont – der Trickfilm das erwachsene Publikum anspricht. Eines, das auch etwas mit Games anfangen kann, mit „Pac-Man“ und Co. im besten Fall aufgewachsen ist und positive Erinnerungen mit Videospielen verbindet. Diese gleiche Leidenschaft für Videospiele der 1980er Jahre dürften Kinder gar nicht besitzen. Ein “Angry Birds” ist mir in “Ralph reichts” jedenfalls nicht aufgefallen…
Für wen gleich nochmal?
Am Schluss bleibt eh nur meine Vermutung, nein wilde Spekulation: Haben Erwachsene mit „Videospiel-Fachwissen“ womöglich viel mehr Spaß mit „Ralph reichts“ als die eigenen Kinder? Es ist wohl sogar völlig irrelevant, denn alles in allem habe ich mich köstlich mit der technisch hervorragenden Blu-ray unterhalten gefühlt. Den schönen Kurzfilm „Im Flug erobert“ gibt’s unter anderem als Bonus, wobei ich hier die wahrscheinliche Vorlage „Signs“ dezent besser finde. Aber gut – das soll keine Nörgelei sein.
Als der Abspann von „Ralph reichts“ lief, da wollte die Verwunderung nicht abflauen. Für wen war dieser Animationsfilm gedacht? Für Kinder? Oder Leute wie mich? Ach, wieso mache ich mir wieder so unnötige Gedanken? Wenn ihr euch wie ich nicht ins Kino getraut habt, greift zur Disk-Version oder leiht euch die irgendwie total schöne, rasante, manchmal etwas zu hektische Komödie aus. Laut Preis.de erhaltet ihr die Blu-ray-Ausgabe (2D) ab 15,99 Euro. Egal ob neben euch ein kleines Äffchen sitzt oder nicht – im Zweifelsfall tut ihr eben euch einen Gefallen…
Gewinnspiel: Schnappt euch zwei Ralph reichts-Filmpakete
Anlässlich der Veröffentlichung von “Ralph reichts” auf Blu-ray und DVD verlosen wir mit freundlicher Unterstützung von Disney zwei lustige Filmpakete. Genau genommen könnt ihr das gewinnen:
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Was ihr tun müsst? Beantwortet folgende Frage:
Wie heißt das Spiel in “Ralph reichts”, in dem der Protagonist den Schurken spielen muss?
Die Antwort findet ihr unter anderem auf der offiziellen Webseite.
Teilnahme
Füllt das Formular aus, gebt eure Antwort ein und nehmt an der Verlosung teil. Und ihr könnt eure Gewinnchancen erhöhen! Wie? Teilt die Verlosung via Twitter und Facebook – Empfehlt ihr das Gewinnspiel euren Freunden, verdoppelt oder gar verdreifacht ihr eure Wahrscheinlichkeit des Gewinnens!
Das Gewinnspiel ist beendet. Die Gewinner (Anja B. aus Berlin, Thomas R. aus Wuppertal) haben ihre Preise bereits erhalten. Glückwunsch!
Der Einsendeschluss ist der 14.April 2013, 23.59 Uhr.
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.Der Gewinner wird nach Ablauf des Gewinnspiels per Email benachrichtigt. Sämtliche Daten werden NICHT an Dritte weiter gegeben, sondern ausschließlich für dieses Gewinnspiel verwendet. All diejenigen, die angeben, dass sie das Gewinnspiel bei Facebook und/oder Twitter empfehlen, werden einer Prüfung unterzogen – ob dies auch der Wahrheit entspricht. Es soll ja niemand bevorteilt werden, der es nicht verdient hat, oder? :- )
Ich habe schon vor Urzeiten von dem Film gehört – Spielemedien machen es möglich – und war gleich fasziniert. Zum einen natürlich wegen der Hintergrundgeschichte, zum anderen aber auch tatsächlich wegen den im Artikel angesprochenen Punkten, die mich auch gleich verwunderten. Dass Jüngere die vielen Anspielungen nicht verstehen. Und das ging dann damit einher, dass ich befürchtete, trotz aller tollen Berichte, dass diese Anspielungen eigentlich irrelevant sind und quasi tatsächlich nur eine kleine Dreingabe für die Eltern, die von ihren Sprösslingen ins Kino geschleift werden und der eigentliche Film dann doch wieder eher für Kinder gemacht und im Stil von Monster Inc. oder ähnlich ist. Wobei ich zugebe, dass Kind in mir hatte seinen Spaß mit der Monster AG, wenn ich lange nicht so viel wie mit den Invincibles.
Gesehen habe ich Ralph hingegen leider immer noch nicht und ich glaube, der letzte Animationsfilm der mich tatsächlich ins Kino lockte, das muss Toy Story gewesen sein, welcher bezeichnenderweise ja auch der erste seiner Art war … (vielleicht war es auch Toy Story 2(?), der letzte Animationsfilm, der mich wirklich begeistern konnte, war jedenfalls Wall-E, den im Artikel erwähnten Oben, tja, ich fand der fing super stark an, das Ehepaar, dass gemeinsam älter wurde, der eigentlich Film danach war dann aber totaler Murks.
In meiner Filterblase wurde der Film total gehyped – kein Wunder, die meisten sind Spieleentwickler oder Fans des digitalen Spieltriebs. Umso seltsamer war es dann, dass wir im Hallenser Kino zur Primetime nur zu zweit im Kino waren. War dann aber umso romantischer – Spieleentwicklerpärchen allein in Wrack-it Ralph, perfekt.
Hihi, das ist niedlich. Und wie fandet ihr ihn trotz des Hypes? Ich finde ja, dass der Hype wirklich eher von den erwachsenen Nerds kam…und da wären wir wieder bei der Zielgruppe…. :)
Wir fanden richtig, richtig gut! Klar, schnucklige Story, Disney, aber der hatte tolle Momente und SO VIELE Ideen! Die Stop-Motion Animationen in Felix’ Apartment, der Glitch, der Gegner, die Settings, das Eigenleben der Arcades, die Selbsthilfegruppe, das Autobau-Minigame, die Actionheldin…die haben das Ding so dermaßen zugestopft und trotzdem ist er irgendwie rund. Dem Film merkt man einfach an, dass da leute mit Liebe zum Medium dran saßen.
Ich glaube mich stört einzig, dass die meisten Szenen in der Zuckerwelt spielen…
Mir hat “Ralph reicht’s” wirklich gefallen, auch wenn ich die Verwunderung hinsichtlich der Zielgruppe tatsaechlich gut verstehen kann. Wer hier kein langjaehriges Fachwissen hat, wird viele Andeutungen und Cameo-Auftritte ueberhaupt nicht verstehen. Fuer mich war das umso mehr eine Freude, all die vertrauten Charaktere wieder zu erkenne, weil es eben auch eine persoenliche Zeitreise in meine doch mittlerweile sehr lang anhaltende Spieleleidenschaft war.
Schade fand ich, dass der Film ziemlich lang in dem “Sugar Rush”-Szenario verharrt und nicht noch ein paar andere digitale Welten mit Wiedererkennungseffekt bereist worden sind.
Dafuer ist die Musik des Films umso besser und “zeitgemaesser”, die sicherlich auch bald ihren Weg in meine Sammlung finden wird.
Jeder, der nur ein bisschen mit Video- und Computerspielen in den letzten Jahrzehnten zu tun hat, muss diesen Film eigentlich sehen – womit ich einmal mehr das Zielgruppenproblem – und vielleicht auch den Mut der Filmmacher – unterstrichen habe.
Besser hätte man es nicht formulieren können !
Super Gewinnspiel
Ich war wohl wirklich zu selten hier. Muß ich jetzt beim Durchforsten doch anmerken, wie sehr mit solche “Beiträge” gefehlt haben. :-)
Werde auch wohl jetzt nicht nachträglich überall was schreiben.
ABER hier:
Klar ist der Film vor allem für “unsere Generation” angedacht! Kleine Kid`s, wie du ja schreibst, haben da natürlich auch Ihre Freude dran.
(Obwohl das auch nicht so ganz stimmt. Unserer Kids leben zwar das heute, stehen aber merkwürdiger weise doch auch sehr auf das “alte Zeug!”)
Nur ist halt wirklich viel zu offensichtlich, dass der Film vornehmlich für uns “interessant sein sollte, die sich damit auskennen. . War auf jeden Fall auch selber begeistert. (Aber die Kid`s halt auch)