Judge Dredd. Kennt den überhaupt jemand von euch? In UK ist der Comicheld wahrscheinlich so bekannt wie Doctor Who, aber der Rest der Welt schüttelt nur ratlos den Kopf. Eigentlich schade.
Was ihr über ihn wissen müsst: Polizist in Mega City One, rücksichtslos, genmanipuliert. Und viel Kinn. Sylvester Stallone schlüpfte schon einmal in viel zu große Pumps, um seine Abenteuer auf die Leinwand zu bannen, aber außer ein paar Figurennamen blieb nicht viel von der Vorlage übrig. Ehrlich gesagt könnt ihr euch den Film in einer gewissen Stimmung aber angucken, denn es gibt Schlimmeres. Es hilft aber, wenn ihr die Vorlage nicht kennt. Und ich will mich gar nicht als Dredd-Experte aufschwingen. Ich habe ein paar Ausgaben gelesen, aber das war’s auch schon.
Jetzt also “Dredd 3D” von Pete Travis (“8 Blickwinkel”), nach dem Drehbuch von Alex “Trainspotting” Garland. Die Produktion stand unter keinen guten Stern. Angeblich wurde der Regisseur gefeuert und im Schneideraum von Garland ersetzt. Zumindest hat das ganze Trara dem Film nicht geschadet.
Worum geht’s? Die USA ist nur noch eine einzige große Müllhalde. Gerade besonders in: Die Droge “Slo-Mo” (der Name ist Programm). Judge Dredd (Karl Urban) ist Polizist, Richter sowie Vollstreckungskommando in einer Person und durchstreift die Straßen der 800- Millionen-Metropole Mega City One auf seinem Motorrad. Er ist ein Dirty Harry der Endzeit: humorlos, rücksichtslos, effektiv. Seine Aufgabe diesmal: Einen Mordfall in einem Hochhaus untersuchen. Und da es ein Routinejob ist, nimmt er seine “Auszubildende” Anderson (Olivia Thirlby) mit. Doch kaum haben sie Kay (Woody Harris, “The Wire”), einen der Mörder verhaftet, beginnt der Ärger. Sein weiblicher Boss Ma’Ma (Lena Headey, “300”) lässt das Gebäude abriegeln und hetzt die Bewohner auf die beiden Judges. Was dann passiert ist klar: Dredd und Anderson müssen entkommen und nebenbei Ma’Ma erledigen.
Garland hat sich für “Dredd” ein simples dramaturgisches Gerüst ausgesucht, das an “Stirb Langsam” oder zuletzt “The Raid” erinnert. Irgendwie scheint dieses Uralt-Prinzip der Einheit von Ort, Zeit und Handlung aber unverwüstlich zu sein, denn es funktioniert auch bei “Dredd” ganz prächtig. Urban zeigt zwar den ganzen Film über nur sein Kinn, aber macht dabei eine bessere Figur als Stallone. Ein paar trockene Kommentare und die minimalistische Kunst der Mundwinkel-Mimik. Ihm gegenüber steht Lena Headey als Ma’Ma, eine ehemalige Prostituierte, die es jetzt der Gesellschaft heimzahlt. Teilweise spürt man für sie sogar etwas Mitleid – und das beweist wieder einmal, dass die besten Bösewichte die sind, die man auch lieben darf. Ein weiter Pluspunkt ist der Synthie-Soundtrack von Paul Leonard Morgan. Ihr mögt den frühen Carpenter? Hier seid ihr richtig.
http://www.youtube.com/watch?v=tlLX4sQFZ6w
Was ihr auf keinen Fall erwarten dürft: Bay’sches Cumshot-Geballer. Die Action-Szenen sind schnörkellos inszeniert. Das ist nicht nur dem relativ kleinen Budget geschuldet, sondern passt zum nüchternen Stil des Films. Hier wird wenig geprotzt, und lediglich für die sprichwörtlichen “Slo-Mo”-Drogen-Szenen gönnt sich der Film ein paar extravagante Superzeitlupen, die das Bild fast Frame für Frame einfrieren.
Stellt euch zum Abschluss mal folgenden Filmabend vor: “Mad Max 2”, “Die Klapperschlange” und “Robocop” (der beste Dredd ohne Judge). In diese Reihe würde “Dredd 3D” wunderbar hineinpassen. Die Story ist simpel, die Figuren prägnant und im Hintergrund dröhnt der Synthierock. Erwartet bloß keine allzu spektakulären oder gar originellen Actionszenen. “Dredd” ist ein B-Movie – und das meine ich nicht abwertend. Vielleicht sogar einer der besten SF-Actionfilme der letzten Jahre, der seine ätzende Sozialkritik nicht mal besonders kaschiert. Eine echte Überraschung.
Als ich den Stallone-Dredd zum ersten Mal sah, fand ich den recht nett. Ach ja, was war man damals anspruchslos … ^^ Ein paar Jahre später fand ich das Konzept zu Klischeehaft, insbesondere der dumme Sidekick, der für die Gags sorgen sollte, nervte in dem Film besonders stark.
Der Trailer hier sieht schon mal nicht schlecht aus. Und auch wenn das Konzept alt ist, ein gut gemachter Sci-Fi Actionfilm ist immer willkommen..
Selbst wenn man die Comicvorlage nur oberflächlich kennt, hatte der Stallone-Film praktisch nichts damit zu tun. Die Figur “Dredd” ist glaube ich so an die zwei Meter groß. Das sagt eigentlich schon alles…;-)
Lol, ach deswegen diese klobigen 70er Jahre Stiefel.
“Eine verfluchte Stadt” verdammt, ich muss den Film sehen :D