Wie könnte die Zukunft des Spielens aussehen? Noch opulentere Grafik? Technisch perfektes Entertainment direkt im Webbrowser? Oder etwas ganz anderes, was wir uns derzeit nur schwer vorstellen können? Wer weiß das schon so genau? Vielleicht die Life Action Games GmbH? Die Gründer des jungen Berliner Unternehmens sind sich sicher: Digitale Live-Rollenspiele mit aktuellen technischen Geräten wie Smartphones oder Tablets haben eine rosige Zukunft und werden im besten Fall Millionen Menschen weltweit begeistern.
Zugegeben, mich fasziniert der Grundgedanke, den die Life Action Games GmbH, die sich selbst lifeaction games nennt, in ein Geschäftsmodell gepackt hat, ebenfalls. Und damit dürfte ich nicht alleine sein, schließlich sammelte das Studio durch das deutsche Crowdfunding-Portal Seedmatch.de innerhalb von weniger als drei Stunden eine beeindruckende Geldsumme ein, um die eigenen Ideen schneller umzusetzen. Für mich war das der Anlass, mal bei Michael Schiemann, Geschäftsführer von lifeaction games, nachzufragen, um was es überhaupt geht….
Polygamia.de: Augmented Reality? Mobile Gaming? Digitale Live-Rollenspiele? Das klingt ja alles schön und gut, aber wie würdest du Außenstehenden euer Konzept anschaulich und verständlich erklären? Mit diesen Bezeichnungen kann schließlich nicht jeder etwas anfangen?
Michael Schiemann: Das ist richtig. Für unser Event-basiertes Produkt ist der Begriff „Digitales Live-Rollenspiel“ am zutreffendsten. Auch wenn sich nicht gleich jeder etwas darunter vorstellen kann, so hat man meistens eine vage Vermutung, was sich dahinter verbirgt. Ich würde es so beschreiben: Es ist live, also ein Live-Event, und es ist ein Spiel. Viele Menschen kennen zum Beispiel Computerrollenspiele und wissen, dass es um Quests, also Missionen geht, Rätsel, Gegenstände die man erhält und so weiter. Unsere Live-Spiele transportieren diesen Rollenspiel-Gedanken in die reale Welt und beinhalten zusätzlich Elemente aus Geocaching, der modernen Schnitzeljagd, und es kommen moderne Technologien zum Einsatz, die das ganze Gameplay unterstützen (z.B. Augmented Reality). Alles in einem ist es eine Art Computerspiel, welches man in der realen Welt zusammen mit seinen Freunden und hunderten anderer Teilnehmer spielt.
Polygamia.de: Euer erstes Live-Action-Rollenspiel soll in diesem Sommer starten. Kannst du schon etwas erzählen, was man in diesem erleben wird? Ein Beispiel vielleicht?
Michael Schiemann: Das ist noch streng geheim! Ich kann aber sagen, dass Spieler Elemente aus dem Film „The Da Vinci Code“ nacherleben und auch einige coole Items aus dem Film selbst benutzen werden.
Polygamia.de: An wen richten sich eure Spiele in erster Linie? Die Casual-Fraktion oder die anspruchsvollen Core-Gamer? Ich las da was von dem Aufwerten von Familienausflügen mit lifeaction games – ist das also auch was für ältere Leute?
Michael Schiemann: Wir sprechen mit unseren Spielen eine breite Nutzerschaft an. Auf jeden Fall nicht nur Core-Gamer, sondern jeden, der gerne spielt, etwas mit seinen Freunden zusammen erleben will und offen für neue Technologien ist. An unseren Testspielen haben bislang Menschen zwischen 18 und 55 Jahren teilgenommen. Unser Spiel ist definitiv auch etwas für ältere Leute.
Polygamia.de: Ohne Smartphone oder Tablets wird man eure Spiele nicht benutzen können. Aber auch mit aktuellen iOS/Android-Geräten: Sind diese mit GPS-Ortung überhaupt präzise genug, um beispielsweise fiktive Gegenstände und Figuren an den gewünschten Positionen darzustellen?
Michael Schiemann: Bei unseren digitalen Live-Rollenspielen bekommen Teilnehmer die Endgeräte von uns für die Dauer eines Spiels gestellt. Unsere ersten Apps, die Ende des Jahres erscheinen sollen, kann sich dann jeder Nutzer auf sein Endgerät herunterladen. Die GPS-Ortung in Städten ist in der Tat nicht sehr genau. Wir setzen bei unseren Spielen bestimmte Techniken ein, die unabhängig von einer genauen Ortung funktionieren. Für Augmented Reality setzen wir derzeit auf eine Pattern-basierte Technologie. Diese ermöglicht ein genaues Tracking und eine exakte Darstellung der Figuren und Gegenstände.
Polygamia.de: Mit dem Smartphone durch Städte laufen und ständig auf den Display starren – könnte das nicht etwas befremdlich für Außenstehende aussehen?
Michael Schiemann: Der Effekt ist für Außenstehende in der Tat sehr spannend. Meistens wollen Außenstehende wissen, was genau das ist, und wenn sie hören, dass es ein Spiel ist, wollen sie am liebsten selber mitmachen. :- )
Polygamia.de: Ihr sagtest, dass „James Bond: Casino Royale“ eure erste Inspirationsquelle für ein Live-Action-Rollenspiel war. Gab es noch weitere Medien, die euch beeinflusst haben? Spiele womöglich?
Michael Schiemann: Damals waren Filme schon die Medien, die uns am meisten geprägt haben. Derzeit beschäftigen wir uns viel mit alten Adventure-Klassikern wie „Baphomets Fluch“ oder „Maniac Mansion“.
Polygamia.de: Ihr habt innerhalb von weniger als drei Stunden 100.000 Euro beim Crowdfunding-Portal Seedmatch gesammelt und damit eure anvisierte Geldsumme in einer beeindruckenden Rekordzeit erreicht. Glückwunsch! Was glaubst du, wieso so viele Leute so schnell Geld locker gemacht haben?
Michael Schiemann: Vielen Dank! Dass es so schnell gehen würde, damit haben wir nicht gerechnet. Ich denke die Investoren haben unterschiedliche Dinge bewogen: unser einzigartiges Konzept, starkes Team, innovatives und zukunftsfähiges Produkt, ein solides Business-Modell, der Fit mit dem Geist der Zeit und dass es eine Art Spiel ist, das viele unserer Investoren selber einmal gerne spielen wollen.
Polygamia.de: Stimmt. Darum hab ich ja auch ein paar Euro locker gemacht. Natürlich eine wichtige Frage: Was stellt ihr mit den 100.000 Euro an? Bei einigen Mitarbeitern ist das Geld ja alleine durch Personalkosten in Windeseile verbraucht, oder?
Michael Schiemann: Mit dem Geld werden wir unser erstes Produkt „Da Vinci Code – und die Suche nach dem heiligen Gral“ fertigstellen und in Berlin auf den Markt bringen. Das Geld fließt größtenteils in die Produktentwicklung und Vermarktung. Unsere Personalkosten halten wir flach und flexibel bis unser Produkt auf dem Markt ist und wir Umsätze generieren. Weiterhin werden wir unsere finanzielle Basis durch eine Innovationsförderung stärken, auf die wir nun Zugriff haben. Dadurch wollen wir parallel zur Markteinführung und Vermarktung unseres Produktes bis zum Jahresende auch einen großen technologischen Sprung schaffen.
Polygamia.de: Klingt optimistisch und gut, aber ihr seid offenbar nicht alleine am Markt mit eurer Idee. Der Spieleentwickler Lexis Numérique holte sich den französischen Telekommunikationskonzern Orange ins Boot, gemeinsam entwickeln sie einen globalen, interaktiven Thriller. Release im Herbst. Und der TV-Sender Syfy vereint Anfang 2013 seine TV-Serie Defiance mit einem MMOG. In den Staaten wiederum gibt’s ja bereits diverse „Stadtspiele“ mit GPS-Ortung und dergleichen. Habt ihr keine Angst vor Konkurrenz oder verfügt ihr über genügend Alleinstellungsmerkmale?
Michael Schiemann: Wir finden es spannend, dass große Unternehmen in diesem Bereich aktiv sind und neue Dinge ausprobieren. Solche und ähnliche Konzepte wurden aber auch schon in Deutschland ausprobiert, bisher mit mittelmäßigem Erfolg. Die Frage bei diesen neuen Formaten ist letztendlich immer: Wie verdient man damit Geld? Unser Business-konzept unterscheidet sich deutlich von bestehenden Konzepten. Unser Produkt grenzt sich ebenfalls deutlich von allen bisherigen Angeboten ab. In jedem Business ist es aber so, dass wenn etwas erfolgreich ist, neue Player hinzukommen. Wir sind in einem Markt unterwegs, der großes Potenzial besitzt und demzufolge auch mehrere Mitbewerber haben kann. Unser Vorsprung ist unser Know-how im Team, unsere Technologie, Gameplay und unser Marktverständnis. Letztendich entscheidet immer der Kunde, welches Spiel ihm am meisten Spaß macht. Den größten Spielspaß zu bieten, ist unser oberstes Ziel.
Polygamia.de: Berlin wird die erste Stadt sein, in der ihr mit euren Spielen startet. Welche anderen Orte habt ihr im Visier? Ich hoffe doch Dresden? :- )
Michael Schiemann: Im Fokus stehen die größten Städte Deutschlands: Berlin, Hamburg, München und dann die größten Metropolen Europas. Aber auch Dresden bietet einen interessanten Markt und eine spannende Kulisse. Wir haben in Dresden sogar schon eines unserer Testspiele durchgeführt. Ich kann im Moment zwar noch nichts versprechen, aber wir werden Dresden definitiv im Blick behalten. :- )
Polygamia.de: Das will ich doch stark hoffen. :- ) Ich wünsche euch das Beste für eure Geschäftsidee – und dass diese bei den Spielern prima ankommt! Vielen Dank für das Gespräch.
Weitere Details zu lifeaction games findet ihr auf der Webseite des Unternehmens oder bei Seedmatch.de. Dort präsentiert die Firma sogar den eigenen Businessplan.
Vorweg gesagt, mich spricht das persönlich nicht an. Die Idee, so etwas auf einer Teenager-Geburtstagsparty oder zu ähnlichen Anlässen zu machen, hat allerdings was. Ich denke, das ist eine nette Sache für Freundesgruppen oder bei “Dorffesten”. Aber als Videospiel würde ich das, trotz Augmented Reality Spielereien, nicht gerade sehen. Es ist einfach eine moderne Form der Schnitzeljagd.
Und mit Live Action Roleplaying Games hat das auch nun gar nichts zu tun. Hier sollte man sich namentlich etwas mehr abgrenzen, um keine falschen Hoffnungen zu wecken.
Außerdem hoffe ich, dass sie Da Vinci Code lizensiert haben, nicht das das noch Ärger gibt.
Ansonsten ist das eine nette Idee, die sich wohltuend von den restlichen Casual- und Socialgames abhebt und moderne Technik mit klassischen Partygames in der Öffentlichkeit kombiniert.
Als Vater von zwei sehr jungen Söhnen (einmal zwei Jahre alt, einmal ein paar Wochen) muss ich mich ja so langsam mal nach den Sachen umsehen, die meine Kinder möglicherweise in den kommenden Jahren beschäftigen, eben z.B. auf den bereits erwähnten Geburtstagsparties. Ich kann mit Augmented Reality noch so gar nichts anfangen, auch wenn es auf der PS Vita ganz witzige Sachen damit gibt. Der spielerische Mehrwert ist mir aber noch nicht klar! Vielleicht lehren mich das ja dann mal meine Jungs… :-)
Ich denke, bisher ist das alles nur Spielerei. Noch spieleuntauglicher als Kinect sozusagen. Es ist ganz lustig für ein Prügelspiel einen selbst fotografierten Hintergrund zu nehmen oder ähnliches aber wirklich spaßfördernd ist das nun echt nicht. Was Laune machen kann ist, wenn man sein Gesicht in ein 3D Modell verwandeln kann – das auch gut aussieht – und man dann quasi sich selbst spielt, alternativ dann mit der “echten” Angelina Jolie als Lara Croft oder ähnliche Dinge.