In meinem Vita-Motz-Artikel habe ich einen Minus-Punkt bewusst ausgelassen: Meine Abneigung bezüglich “Uncharted: Golden Abyss“. Der Grund hierfür hängt jedoch nicht mit meiner Enttäuschung über die Hardware zusammen, sondern mit einem anderen grundlegenden Problem: “Uncharted“ passt meines Erachtens grundsätzlich nicht zu einer Handheld-Konsole.
Warum sind die “Uncharted“-Spiele so toll? Oberflächlich betrachtet liegt es an der Präsentation oder besser gesagt am Produktionsaufwand der Serie. Sony und Naughty Dog versuchen es sichtlich mit Klotzen anstatt Kleckern. Orchestrale Musik, piekfeine Grafik, astreine Technik – alles Aspekte, die auch für “Golden Abyss“ auf PlayStation Vita sprechen.
Nun sind das Argumente, die den ewig unzufriedenen Kritiker selten davon überzeugen, etwas wirklich Grandioses gespielt zu haben. Und in der Tat steckt in einem “Uncharted“ mehr als Grafik-Bombast: Die Geschichten werden hervorragend erzählt, obgleich sie im Kern nichts Besonderes darstellen. Sie strahlen eine beeindruckende Atmosphäre aus, die zu Recht von vielen mit den “Indiana Jones“-Filmen verglichen werden. Auch sind sie stets in sich abgeschlossen und ärgern uns nicht mit irgendwelchen dämlichen Cliffhangern – gleichwohl es einen roten Faden in der Beziehung zwischen Nate, Elena und auch Sully gibt.
Nun arbeiten diese beiden Superlativen zusammen: Die Geschichte würde ohne die Präsentation nicht funktionieren und umgekehrt. Oder wie sonst sollte eine Szene wie die brennende Villa funktionieren, wenn nicht ohne perfekte Grafik und großem Plasma-Bildschirm? Ganz frech behaupte ich: Auf einem alten Röhrenfernseher würde ein “Uncharted“ weniger gut funktionieren – und damit kommen wir zum eigentlichen Knackpunkt meines Artikels: “Uncharted: Golden Abyss“ funktioniert nicht.
Es ist doch alles da – oder etwa nicht? Wir haben Nate, wir haben Sully. Der Dschungel ist dicht, die Tempelruinen detailliert. Man läuft durch enge Höhlen, klettert an den Seilen einer zerstörten Brücke entlang und liefert sich massig Feuergefechte. Und doch lässt mich das alles kalt. Die Geschichte ist eine Ecke uninteressanter, weshalb ich sie lieber schnell abbreche. Ich will auf einem Handheld spielen und keinen Film sehen – für das Letztere möchte ich entspannt in meinem Sessel hocken und mich dabei zurücklehnen. Und dann funktioniert die epische Komponente nicht, weil der Bildschirm nun einmal so klein ist. Da kann die Vita noch so viel Grafikpower ausspucken: Ihr fehlt eine grundlegende Größe.
Ein anderes Problem: So gut “Golden Abyss“ auch aussieht, das Spiel musste hierfür einen Preis zahlen. So gibt es zwar satte 34 Kapitel und eine Spieldauer von guten sechs bis sieben Stunden zu verzeichnen. Jedoch fehlt es dafür an Abwechslung. Man läuft das ganze Abenteuer über durch den gleichen Dschungel, während ihr in den letzten beiden “Uncharted“-Spielen für PlayStation 3 die halbe Welt bereist. Erneut kann ich den Entwicklern keinen direkten Vorwurf machen, außer: Auf einer Blu-ray wäre mehr Platz gewesen…
Bereits auf der PlayStation Portable gab es zwei hochgelobte Spiele, die in meinen Augen für das falsche System erschienen sind: “Grand Theft Auto Liberty City Stories“ sowie “Grand Theft Auto Vice City Stories“. Erinnert ihr euch noch, was die eigentliche Idee des GameBoy war? Richtig: Dass man zwischendurch ein kleines Spielchen spielen konnte – also während Bus- oder Zugfahrt. Die “GTA“s hingegen sind mit ihrer komplexen Spielmechanik für lange Abende gedacht. Da möchte ich mich mehrere Stunden über beschäftigen, was sich jedoch schlecht mit dem ständigen Tragen eines relativ schweren Spielgerätes verträgt.
Andersherum gibt es durchaus einige “kleine“ Titel, die in der Hand gehalten mehr Faszination ausstrahlen als in der Distanz zwischen Sessel und Fernseher. Nehmen wir einmal “Tetris“: Das fand zwar jeder bereits auf PC, NES oder C64 toll. Doch zur wahren “Größe“ evaluierte der russische Knaller erst 1989/1990 mit der “kleinen“ GameBoy-Version. Es war (und ist…) das perfekte Spiel, was man am liebsten auf dem Klo spielt – und dann paradoxerweise doch wieder über Stunden.
Ein moderneres Beispiel wäre die “Lumines“-Serie, die zu den besten PlayStation-Portable/Vita-Games gehört, aber auf Xbox 360/PlayStation 3 nicht so recht zünden mag. Mein persönlichen “Tetris“-Süchte heißen übrigens “Picross“ und “Solitaire“ – von letzterem Titel habe ich Versionen für Nintendo DS, 3DS sowie iPod eingekauft. Seither hab ich das “Original“ für Windows nicht mehr angerührt.
Meine Theorie lautet schlicht und einfach: Manche Spielkonzepte machen mehr auf dem großen Bildschirm wirklich Sinn und andere eher auf dem kleinen. Der erste Fall bezieht sich größtenteils auf Grafikbombast á la “Uncharted“, wo jeder Zentimeter der Bildschirmdiagonale als Gewinn zu sehen ist. Doch auch darüber hinaus passen Handheld und Epik nicht: Selbst wenn die optische Umsetzung eine Wucht ist, dann mussten die Entwickler irgendwo anders kürzen.
Dazu gehört beispielsweise “God of War“: Beide PSP-Spinoffs hätte man kaum beeindruckender in Szene setzen können. Nur irgendwo dazwischen hat man ein ähnlich vielschichtiges Level- sowie Rätseldesign, wie es die PS2/PS3-Versionen offenbarten, vergessen. Gleichwohl die Grafik auf dem PSP knackscharf aussieht, vermisse ich den wahren Bombast. Und den konnten dann die Umsetzungen für PlayStation 3 auch nicht vermitteln, weil dort die Texturen sichtlich nicht dem Standard der modernen HD-Technik entsprachen.
Das einzige Gegenbeispiel, das mir spontan einfällt, ist “Resident Evil Revelations“: Capcom hat es in der Tat geschafft, der Horrorserie ein Setting anzudichten, welches perfekt für den kleinen Bildschirm geeignet ist. Ihr marschiert vorrangig durch ein Schiff, in dem es nur so vor engen Gängen wimmelt. Diese sollten ein klaustrophobisches Gefühl vermitteln, was in der Tat auch gelingt. Doch so ganz ohne Rüffel geht auch dieses positive Beispiel nicht nach Hause: So steckt anscheinend dermaßen viel Grafikbrillanz in der Cartridge, dass es kaum für etwas anderes als immer gleich aussehende Räume und Gänge gereicht hat.
Abschließend mein Rat an die lieben Entwickler: Belasst Titel wie “Uncharted“ oder “God of War“ gleich auf dem großen Bildschirm. Konzentriert euch auf die Realisierung echter Nachfolger, anstatt ein Spinoff mit verschenktem Potenzial zu produzieren. Die Handheld-Geräte wiederum sind perfekt für kleine Denkspiele für zwischendurch oder auch Retro-Kram geeignet – die profitieren nämlich aufgrund ihrer Pixeloptik immens von den kleinen Displayes und deren kräftigen Farbdarstellung.
Sehr schöner Artikel. Ich stimme dem ziemlich genau zu 100 Prozent zu, auch bei den Spiele-Beispielen! Und ich gehe sogar noch einen Schritt weiter, das, was mich seit jeher stört bzw. wo ich stark zwischen Konsole und PC aber auch Handheld unterscheide ist zu allererst die Steuerung. Jump & Runs und Action Adventures wie Jak & Daxter oder God of War spielt man bevorzugt wegen dem Bombast und dem Joypad auf einer Konsole. Einen Shooter, egal ob Call of Duty oder Rage, spielt man bevorzugt am PC mit Maus und Tastatur. Ich persönlich habe es nie gerafft einen Shooter auf Konsole zu zocken, auch wenn man es angeblich wohl lernen kann und mir in Foren immer wieder Spieler vergewissern, dass das ganz gut funktioniert. Ich finde es einfach nur abscheulich! Noch krasser sind Strategiespiele. Point & Click Adventures lassen sich theoretisch zumindest auf Wii noch sehr gut steuern.
Ein Genre wo es steuerungstechnisch kaum einen Unterschied macht sind hingegen Autorennen. Auch am PC kann man Lenkrad oder Joypad anschließen und sie so gut dort spielen. Dann spricht nur noch das größere Bild für die Konsole.
Eine schlimme Entwicklung ist in diesem Sinne auch, dass die Steuerung klassischer PC Spiele, insbesondere bei RPGs wie Skyrim oder Amalur auf die Konsole angepasst wird. D.h. nicht, dass die Inventarverwaltung auf Konsole dann wirklich toll ist, im Gegenteil – aber dafür ist sie auch am PC dann sehr schlecht, weil die Entwickler es nicht für nötig erachten diese für den PC wieder anzupassen. Noch alberner wird es bei Actionspielen, ich glaube das neue Top Gun ist so ein Kandidat, wo auf PC nur Tastatur + Maus angeboten wird, aber keine Joypad-Steuerung. Oder wenn nur maximal ein fest definiertes Joypad angeboten wird, meist das XBox 360 Pad. Ich habe mir einmal ein Rennspiel nicht gekauft (Juiced 2), weil es nicht mein eigenes, sehr gutes Pad (Logitech Rumblepad 2) unterstützt. Was soll so ein Schwachsinn? Kriegen die Hersteller Geld von Microsoft dafür, wenn sie ausschließlich das XBox Pad unterstützen? Heute achte ich deswegen extrem darauf, welche Steuerungsarten ein Spiel unterstützt.
Es ist richtig, dass man Bombast-Grafik vornehmlich am großen Fernseher genießen mag. Andersrum stehe ich deswegen nicht so sehr auf Indie-Spiele. Die wären dann nämlich eher was für die Hosentasche. Nur wie kriege ich die hier auf der Seite oft vorgestellten Titel auf einen Handheld? Also dorthin wo sie mir für Zwischendurch spaß machen würden und ihre Grafik mir nicht gleich Augenkrebs verursacht.
Das Beispiel Lumines ist sehr gut, ich habe auf meiner PSP kaum ein Spiel mehr gespielt als dieses. Während ich andere, große Titel dort kaum anrührte. Einfache Grafik mit klaren Linien die hübsch anzusehen ist und ein Spielprinzip für zwischendurch, was sich auf großen Geräten schlicht nicht lohnt. Allerdings gebe ich auch zu, ich bin nicht so der Handheld zocker. Gerade Kinder, die keinen eigenen Fernseher im Zimmer stehen haben sind diejenigen, die viel Handheld spielen. Von daher ist Nintendos Ausrichtung auch nachvollziehbarer als die von Sony. Auch wenn mich als älteren Zocker dann eher die PSP bzw. PSVita anspricht – sofern es Spiele gibt, die mich interessieren.
Eine Einschränkung gibt es aber. Denn gerade ältere Konsolen, insbesondere die PS1, ist mir heute viel zu pixelig, um sie auf einem richtigen Fernseher zu genießen. Hierfür sind tragbare Konsolen wie die PSP ideal, da dort die Grafik auf dem kleinen Display mit einmal wieder richtig gut aussieht! Und dann kann man auch mal ein Final Fantasy viele Stunden lieber auf der PSP nachholen, als sich NES-, SNES- oder PS1-Grafik auf einem (LCD-) Fernseher anzutun.
Wer will, kann sogar beinahe das komplette Spiel über solche Wisch- und Zeigebewegungen steuern — doch angesichts der eher schwammigen Resultate wird das wohl niemand wirklich tun wollen. Actionspiele wie Uncharted sind nunmal auf präzise Steuerungseingaben angewiesen. Die Kletterpartien, in denen ihr wahlweise Drakes Weg auf den Bildschirm zeichnen könnt, um ihm dabei zuzusehen, wie er automatisch von Vorsprung zu Vorsprung klettert, funktionieren zwar ganz gut, doch auch hier gibt es das Problem mit dem Umgreifen: Sobald ihr auf eine Plattform wollt, müsst ihr wieder die Sprungtaste drücken, damit Nate sich daran hochzieht. Da bleiben wir doch lieber bei der herkömmlichen Tastensteuerung.
“Ganz frech behaupte ich: Auf einem alten Röhrenfernseher würde ein “Uncharted“ weniger gut funktionieren” – die Behauptung ist nicht frech, sondern hirnrissig. Zunächst mal HABE ich das erste Uncharted noch auf meinem Röhrenfernseher gespielt und es hat genauso gut funktioniert, wie späer 2 und 3 in HD eben WEIL, wie der Autor ja selber gerade mal einen Absatz zuvor schrieb, “in einem Uncharted mehr als Grafik-Bombast steckt”. Vielleicht mal nachdenken, was man eigentlich so schreibt.
Zudem ist die Auflösung nur bedingt an der Wirkung der Grafik beteiligt. Oder waren alle Actionadventures damals auf der PS2 Müll, weil das ja noch SD war?
“Ich will auf einem Handheld spielen und keinen Film sehen – für das Letztere möchte ich entspannt in meinem Sessel hocken und mich dabei zurücklehnen. Und dann funktioniert die epische Komponente nicht, weil der Bildschirm nun einmal so klein ist” – sehe da den Zusammenhang nicht. Wenn ich zocken will und mich die allzu cineastische Präsentation stört, ist das egal, ob am TV oder in der Hand. Wenn man meint, Uncharted sei zu sehr Film, dann liegt das an Uncharted und nicht dem Handheld. Was die Größe angeht, so ist der Bildschirm zwar kleiner, dafür hat man ihn aber auch wesentlich dichter vor den Augen, so groß ist der Unterschied also nicht, inbesondere, wenn das Spiel einen fesselt.
“Jedoch fehlt es dafür an Abwechslung. Man läuft das ganze Abenteuer über durch den gleichen Dschungel” – und Uncharted 1 war das große Abwechslungsmonster, ja? Sorry, aber das sah auch fast überall gleich aus und es gibt ‘ne ganze Reihe anderer “großer” Spiele, die nicht gerade durch optische Vielfalt bestechen. Wieder kein Grund, Uncharted nicht auch auf die Vita zu bringen.
“Erinnert ihr euch noch, was die eigentliche Idee des GameBoy war? Richtig: Dass man zwischendurch ein kleines Spielchen spielen konnte – also während Bus- oder Zugfahrt. … Belasst Titel wie “Uncharted“ oder “God of War“ gleich auf dem großen Bildschirm. … Die Handheld-Geräte wiederum sind perfekt für kleine Denkspiele für zwischendurch oder auch Retro-Kram geeignet” – engstirniger geht’s wohl kaum. Schon mal daran gedacht, dass andere Menschen andere Interessen, Vorlieben und Umstände haben könnten? Nein? Ich persönlich würde gar nicht auf die Idee kommen, im Bus oder allgemein auf solchen Kurzstrecken mit dem Zocken anzufangen. Allerdings bin ich derzeit beruflich oft für längere Zeiträume von zuhause weg und da lob ich mir meine Vita, mit der ich dann abends auch mal ein “dickes” Spiel (um nicht “richtiges” zu sagen, das wäre schon wieder zu bewertend) zocken kann, ohne meine PS3 und die HD Glotze mit auf Reisen schleppen zu müssen. Wäre schade, wenn ich dann nur auf Angry Birds & Co zurückgreifen könnte bzw. würd’ ich mir das Zocken dann gleich verkneifen.
Natürlich kann ich verstehen, wenn jemand keine Lust hat, längere “Voll”spiele wie z.B. ein Uncharted auf ‘nem Handheld zu spielen, kein Thema, aber zu behaupten, irgendein Genre habe auf irgendeiner Plattform keine Daseinsberechtigung ist einfach nur dumm und egozentrisch.
Daher abschließend mein Rat an die lieben Entwickler: Bringt auch weiterhin Titel wie “Uncharted“ oder “God of War“ auf die Handhelds, denn solange sich Käufer finden, lohnt es sich für Euch und diejenigen, die Interesse daran haben, freuen sich über Futter für unterwegs. Und Ihr müsst auch nicht auf “Rat” von Leuten hören, die den jeweiligen Handheld eh nicht mögen, denn für die wurden sie nicht rausgebracht.