Der Early Adopter unserer Wohlstandsgesellschaft des 21. Jahrhunderts kauft sich in der Regel das neueste Apple-Produkt . Oder halt ein androidisches Derivat – abhängig davon, wo er wohnt oder mit welcher Peer Group er sich umgibt. Schätze ich mal.
Ich dagegen bestelle mir (unter anderem) Elektroschrott aus China. Genauer: das JXD S7100. In einem feschen Youtube-Video bewarb eine mir völlig unbekannte Firma das Spieletablet auf Android-Basis als Wunderwerk modernster Technologie: Analogstick, Buttons, Steuerkreuz, 7 Zoll-Display, leistungsfähiger ARM Cortex A9-Chip, MALI 400-Grafikeinheit und unzählige vorinstallierte Spiele. Das klang einerseits mächtig verlockend, andererseits war ich freilich skeptisch. Kann das Ding etwas taugen? Ich zögerte nicht lange, denn die Neugierde unterdrückte die Vernunft. Bei Ownta.com fand ich das S7100 für 168,98 Dollar mit kapazitiven Display (16,99 Dollar Aufpreis) und ein paar Kabeln, Gratis-Lieferung direkt aus Hongkong. Dank des chinesischen Neujahrsfestes durfte ich allerdings über vier Wochen auf die Lieferung warten und beim hiesigen Zoll rund 25 Euro zahlen. Jetzt liegt der Touchscreen-Rechner seit etlichen Tagen hier rum – und ich frage mich, wieso ich mir das Teil überhaupt zugelegt habe.
Nach spätestens zwei, drei Stunden fallen die Ungereimtheiten auf: Das Gehäuse gibt dezente Knack-Geräusche beim Bedienen der Knöpfe von sich, auch auf höchster Helligkeitsstufe scheint der Touchscreen etwas verwaschen. Die Fingereingaben sind unpräzise sowie verzögert. Und dann diese angepasste Version von Android 2.2, die ihr – sofern ihr das JXD S7100 kauft – am besten gleich mittels einer bereits erhältlichen Firmware aktualisieren solltet. Dann könnt ihr das Tablet nämlich in einem vernünftigen Deutsch mitsamt entsprechendem Tastaturlayout verwenden. Aber egal ob ältere oder gefixte Fassung – wirklich reibungslos funktioniert die nicht. Gelegentlich kommt es zu kaum nachvollziehbaren Abstürzen, Die WLAN-Verbindung bricht regelmäßig ab, das S7100 ist nicht in der Lage, in den Standby-Modus dauerhaft zu wechseln, die Akkulaufzeit beträgst im besten Fall vier Stunden bei regelmäßiger Benutzung. Und das versprochene Bluetooth findet ihr nirgends in den Optionen.
Ein Update auf Android 2.3 oder gar 4.0? Damit solltet ihr nicht rechnen. Mit etwas Glück bemühen sich vielleicht irgendwann clevere Hobbybastler aus dem XDA-Forum. Von offizieller Seite dürfte nichts in der Richtung geschehen. Schon jetzt könnt ihr das Gerät relativ einfach rooten und dadurch beispielsweise eine aktuelle Version des Android Market oder Google Play aufspielen. Ich hatte damit meine Schwierigkeiten und stöberte deshalb die meiste Zeit im vorinstallierten Market. Der bietet nur eine recht kleine Auswahl an Apps an – warum auch immer.
Und was ist mit den vorinstallierten Spiele? Die habe ich zu Beginn gleich allesamt gelöscht. Ein dummes Versehen, denn laut der Firmware-Aktualisierungs-Anleitung sollten alle Inhalte des 8GB großen, internen Speichers auf Werkszustand gesetzt werden. Hab ich unüberlegterweise auch getan. Aber nicht so wild, denn das JXD S7100 verfügt über einen integrieren, einzigartigen, ganz tollen Cloud-Service. In dem Game-Center könnt ihr euch paar Hundert Titel downloaden. Die Rede ist – welch Überraschung – nicht von Freeware-Spielen, sondern von zahllosen ROMs für diverse Emulatoren. Spiele für N64, Megadrive, SuperNintendo, Gameboy Advance, Arcade-Automaten und auch aktuelle Android-Apps saugt ihr euch ohne Anmeldung und dergleichen mittels eines furchtbar zu bedienenden Browsers auf das Tablet. Das Angebot ist außergewöhnlich chaotisch, aber Klassiker wie „Mario 64“, „Starfox 64“, „Metal Slug“, „Wave Race 64“, „Donkey Kong Country“, „Super Metroid“, „Chrono Trigger“, „Marvel vs. Capcom“ und so weiter sind vorhanden.
Dass das nicht nur hierzulande, sondern sicher auch in China rechtlich bedenklich ist, muss ich gewiss niemanden von euch sagen. Es ist außerordentlich frech von JXD, daraus kein Geheimnis zu machen. Besagtes Youtube-Video wirbt schließlich explizit damit. Die Qualität der Emulationen ist teils schlecht, teils passabel bis sehr gut. Immerhin unterstützen alle angebotenen Spiele die Buttons des S7100, wodurch die Spielbarkeit gewährleistet ist. Mit ein paar Android-Kenntnissen könnt ihr aktuelle Versionen der veralteten Emulatoren und andere Apps (APK-Dateien) installieren, einige der Programme erkennen sogar die zusätzlichen Tasten des Geräts.
Beim Ausprobieren überlegte ich mehrfach, ob eigentlich die Verantwortlichen bei Gameloft oder Rovio wissen, dass JXD noch recht neue Android-Spiele wie „Angry Birds Rio“, „Asphalt 5“, „Plants vs. Zombies“ und viele andere gratis anbietet, obwohl sie regulär bei Google Play (Android Market) etwas kosten? Das chinesische Unternehmen wagte es aber sichtlich nicht, PlayStation 1-Spiele bereit zu stellen, obwohl der entsprechende Emulator und der dazugehörige Menüpunkt vorhanden sind.
Was für das JXD S7100 spricht? Es lädt mich zum Basteln und Experimentieren ein. Zuvor hatte ich noch nie ein Android-Gerät gerootet und mittels einer microSD-Karte (Slot vorhanden) probiert, Apps zu installieren (legale, versteht sich). Ich fand das immerhin recht spannend und aufschlussreich. Zwar verfügt das Tablet „nur“ über eine 800Mhz-CPU, aber die genügt für die meisten neueren Spiele noch aus. Und es besitzt weitere reizvolle Vorzüge, zum Beispiel einen HDMI-Ausgang (klappt), einen akzeptablen Browser und gute Mediaplayer-Fähigkeiten – also nichts, was nicht andere Androiden auch können. Dennoch: Ich sehe da an sich ein riesiges Potential. Stellt euch vor, ein solches Tablet mit einer guten Verarbeitung, verbauten Controllern, moderner CPU/GPU und neuer Android-Version würde mit einem ähnlichen Cloud-Service daherkommen. Spieleklassiker könnte ich legal für kleine Geldbeträge kaufen – optimal zugeschnitten auf die Knöpfe und Analogsticks. 1-2 Euro wäre ich auf jeden Fall bereit, für ein altes Megadrive-Spiel auszugeben. Wäre das nicht an sich eine schöne Sache? Quasi ein kommerziell verwertbare, qualitativ gute JXD S7100-Version? Und damit meine ich jetzt kein Xperia Play, das ja nur ein paar PlayStation-Spiele im Angebot hat und eh vorwiegend zum Telefonieren gedacht ist.
Mein Fazit: Ich habe meine PlayStation Vita schon sehr schätzen gelernt. Ein schönes Design, moderne Prozessoren, ein prächtiger Touchscreen, ein sauber erscheinendes Betriebssystem – das sind für mich die Aspekte, die bezogen auf die Hardware wichtiger sind. Da hat ein JXD S7100 einfach keine Chance. Das verkorkste Android 2.2 schmälert den Eindruck des Tablets weiter. Und von den Raubkopien, die der Hersteller auch noch großspurig verbreitet, ganz zu schweigen. Übrig bleibt eine interessante, aber in keinem Bereich zufriedenstellende Spielerei, die niemand braucht, aber immerhin mir verdeutlicht: Die Idee eines reinen Spiele-Tablets mit Retrogames-Store ist eine schöne. Würde Sony die Vita in diese Richtung entwickeln, ich würde mich definitiv mit zwei Zoll weniger zufriedengeben. Aber vielleicht ist Nintendo mit dem 3DS ja schneller? Nur da stören mich derzeit andere Aspekte wie ein relativ kleiner Display, teure Digitaldownloads, eine lästig lahme Menüführung und hart genommen auch veraltete CPU/GPU sowie ein Betriebssystem, das wohl nie für Hobbyentwickler geöffnet wird..
Als Fazit ziehe ich aus dem Artikel, lieber ein besseres Tablet kaufen, etwa von Samsung oder Asus und dann dieses rooten, damit man dort vie Emulator auch seine alten Spieleklassiker zocken kann …
Generell werde ich persönlich mit einem Tablet aber noch ein paar Jahre warten, zwar ist das New iPad schon sehr leistungsstark aber ich stehe nicht so auf Jailbreaks, um mit meinem System eine einigermaßen offene Plattform zu haben. Und das stäkste Android Tab, das Asus Transformer Prime, ist nicht nur mit 600 Euro preislich jenseits von Gut und Böse sondern auch Geschwindigkeitsmäßig (bei 3D Spielen) selbst noch hinter dem iPad 2. Da müssen die Tabs für mich noch ein wenig nachlegen. Denn nur zum Couchsurfen (nutze ich derzeit Netbook für, mit dem man aber ja auch noch richtig arbeiten kann, dank richtiger Software und eben nicht dummen Apps), MP3 hören oder mal ein Buch lesen, ist mir so ein Tablet eigentlich nicht viel wert. Als portable Spielkonsole taugt es mir noch zu wenig.
Womit wir auch bei Handheld-Konsolen wären. Auf einer gepatchten PSP kann man sehr gut Emulatoren laufen lassen und die Titel auch vernünftig steuern. Eine Alternative sind die Gamepark Handhelds. Ich selbst habe eine Caanoo und ein GP2X Wiz (wollte schon ewig einen Artikel darüber schreiben). Beide haben eine auf Linux basierende Oberfläche mit (leider recht kleinem) Touchscreen. Es gibt wenige eigene Spiele, ein bisschen Freeware (New Giana Sisters und sowas) sowie halt Emulatoren, die mal mehr, mal weniger gut laufen. An die gecrackte PSP kommen die aber schon aufgrund des kleineren Schirmes nicht ran. Dennoch, als Game Boy Advance-Ersatz mit NES, SNES, Mega Drive und Co. Games-Zockmaschine sind die gut geeignet, auch weil durch die kleinen Schirme die Pixelgrafik nicht stört.
Hi Admin °0°
Demnächst sollen ja das Wikipad, das Archos Gamepad – beides auch Tablets mit Steuerkreuz und Knöppen und so – und diesen Sommer zumindest in Amiland diese neuartige Android- und OnLive-Konsole namens Ouya rauskommen.
Meinste, wenigstens darauf würde’s sich lohnen, zu sparen, wenn schon nicht auf diese JXD-Dinger?
Das GamePad von Archos ist ja schon draußen, beim Wikipad bin ich mir nicht so sicher, ob das noch was wird. Und Ouya ist ja ne stationäre Konsole. Reizvoller wäre da in meinen Augen Project Shield (http://gaminggadgets.de/project-shield ) oder vielleicht sogar das Archos TV connect (http://gaminggadgets.de/archos-tv-connect). Hach, da gibt’s mittlerweile so viel….
Und ganz neu waere dann noch die NVidia Shield zu nennen, die gerade bei der CES in Las Vegas vorgestellt wurde und sowohl Mobil- als auch Couch-Plattform sein will. Wo alle Welt noch gedacht haette, dass Valve endlich mal mit ihren Konsolenplaenen in die Oeffentlichkeit tritt, macht das jetzt Grafikkarten-Experte NVidia. Hat mich ja schon ziemlich ueberrascht…
Das Archos Gamepad für 150 Euro ist leider ziemlicher Müll, so sagen das jedenfalls sämtliche Tests. Hardware ist zwar theoretisch schnell genug, jedoch wird das Teil sehr heiß und stürzt schnell ab und ist komischerweise mit vielen Titeln inkompatibel.
Die Ouya ist überflüssig wie ein Kropf, genau wie die Steambox und ähnliches. Dann kann man sich lieber gleich einen zweiten Spiele-PC an den TV stöpseln. Der kann einiges mehr.
Einzig Nvidias Shield ist ziemlich cool. Die Hardware ist super (Tegra 4) und man kann im Zweifel auch über dieses Gerät Games vom PC auf den Fernseher streamen.