Oscar 2011/2012: Und nun ist alles wieder vorbei…

27. Februar 2012

Die Show ist vorbei, bitte weiter gehen, hier gibt es nichts mehr zu sehen… oder vielleicht doch? Abseits einer schnöden Auflistung der Gewinner möchte ich euch meine ganz persönlichen High- sowie Lowlights der 84sten Oscarverleihung präsentieren.

Das, was zu erwarten war, ist eingetroffen: “The Artist“ hat gewonnen. Zwar gab es keinen sogenannten “Sweep“, bei dem er sieben bis neun Oscars eingheimst hätte, doch mit den fünf, die es zum Schluss geworden sind, kann Frankreich mehr als zufrieden sein. Zudem es wirklich große Kaliber sind, die am Ende herausgesprungen sind: Film, Regie, Hauptdarsteller, Musik, Kostüme… das ist eine tolle Mischung aus “wichtig“ und “oberflächlich“.

Der Sieger der Verleihung.

Schon eher überraschend ist das recht gute Abschneiden von “Hugo“, denn Martin Scorseses Hommage an George Méliès hat ebenfalls fünf Academy Awards gewonnen. Diese gab es durch die Bank weg für optische (Kamera, Ausstattung, Visuelle Effekte) sowie akustische (Tonabmischung und Toneffekte) Leistungen.

Auf der Strecke blieben einige Best-Picture-Kandidaten: “Moneyball“, “The Tree of Life“, “Extrem laut und unglaublich nah“ sowie “Gefährten“ mussten ohne Preis nach Hause gehen. Die drei verbleibenden, “The Descendants“, “Midnight in Paris“ sowie “Verblendung“, konnten immerhin jeweils einen Oscar gewinnen, wobei letzterer für Insider die größte Überraschung war. Die Kategorie für den besten Filmschnitt war zwar in der Tat eng beisammen, doch alle schielten auf “The Artist“, “Hugo“ und “The Descendants“.

Doch genug der schnöden Fakten – kommen wir zu den ganz persönlichen Emotionen:

Was mich geärgert hat

1) Emmanuel Lubezki verliert erneut den Kameraoscar, diesmal für “The Tree of Life“. Bereits vor fünf Jahren sollte er für “Children of Men“ geehrt werden, doch damals gewann das “hübschere“ “Pan’s Labyrinth“. Warum Lubezki diesmal trotz der atemberaubenden Szeneneinstellungen von Terrence Malicks Lebensepos verlor? Es muss am umstrittenen Film selbst und an der erstaunlich hohen Liebe zu “Hugo“ gelegen haben.

2) Meryl Streep gewinnt für “The Iron Lady“ vor Viola Davis für “The Help“. Ja, Meryl war stark und auch in meiner Gunst nur hauchdünn hinter Viola. Aber trotzdem fühlte sich die Entscheidung für mich nach der Bekanntgabe irgendwie “falsch“ an.

3) “Hugo“ gewinnt für beide Sound-Kategorien UND für die besten visuellen Effekte. Nicht falsch verstehen: Es ist ein großartiger Film. Aber der Sound fiel mir in keiner Weise besonders positiv auf und bezüglich der visuellen Effekte hätte “Rise of the Planet of the Apes“ mehr Ehre verdient.

4) Mein Oscartippschein ist eine halbe Katastrophe – 16 mal richtig getippt, 5 mal kam der Runner-Up zum Zuge. Hört sich nicht so übel an? Nun ja – ich erwarte da mehr von mir ;) Und, ich bin selbst schuld: Ich habe einfach viel zu oft meine persönlichen Favoriten getippt – sowie beim Sound sprichwörtlich auf das falsche “Pferd“ gesetzt.

Ebenfalls mit fünf Oscars nach Hause gegangen: Hugo.

Was mich gefreut hat

1) “The Artist“ kommt (wie erwartet) auf fünf Statuetten, darunter die für mich wichtigsten – namentlich Film, Regie, Hauptdarsteller und Musik. Kostüme ist ein schöner Bonus. Bei allen anderen Kategorien hätte ich “The Artist“ ebenso wenig gewählt, von Filmschnitt mal abgesehen – und der dortige Gewinner, “The Girl with the Dragon Tattoo“, ist allein aufgrund des Überraschungsfaktors cool gewesen.

2) “Nader und Simin – Eine Trennung“ hat seinen Oscar für den besten fremdsprachigen Film gekriegt. Alles andere wäre auch eine Katastrophe gewesen. Oder faule Politik.

3) Bei den Kurzfilmen zweimal richtig getippt und einmal auf den Runner-Up – das ist definitiv mein bestes Ergebnis in dieser nur sehr schwer zu erratenen Gruppe.

Die Verleihung selbst hat mir Spaß gemacht – es war nicht die beste, die ich je gesehen hab (diese Ehre gebührt Hugh Jackmans Auftritt vor drei Jahren, auch aufgrund der damals sehr gut gestalteten Pace der Preisvergabe). Aber Billy Crystal hat gezeigt, dass er es noch kann. Seine Witze waren keine Brüller, aber echte Schmunzler – und charmant ist der gute Billy auch in seinem relativ hohen Alter noch. Ersten Berichten zufolge sollen die Zuschauerzahlen gar ein wenig über denen von vor einem Jahr gelegen haben – und das obwohl die Auswahl der nominierten Filme so selten wie zuvor den Mainstream-Geschmack des Kinozuschauers trafen. Sollte da in der Tat Billy Crystal für verantwortlich sein, dann wird es nicht seine letzte Verpflichtung als Academy-Award-Host gewesen sein.

Und der Vollständigkeit halber gibt es hier noch die Liste der Gewinner des gestrigen Abends:

Bester Film: The Artist
Bester Regisseur: Michel Hazanavicius (The Artist)

Bester Hauptdarsteller: Jean Dujardin (The Artist)
Beste Hauptdarstellerin: Meryl Streep (Die eiserne Lady)
Bester Nebendarsteller: Christopher Plummer (Beginners)
Beste Nebendarstellerin: Octavia Spencer (The Help)

Bestes Originaldrehbuch: Midnight in Paris
Bestes adaptiertes Drehbuch: The Descendants

Bester fremdsprachiger Film: Nader und Simin – Eine Trennung
Bester Dokumentarfilm: Undefeated
Bester animierter Film: Rango

Beste Kamera: Hugo
Beste Ausstattung: Hugo
Beste Kostüme: The Artist
Bestes Make-up: Die eiserne Lady
Beste visuellen Effekte: Hugo

Bester Filmschnitt: Verblendung
Beste Tonschnitt: Hugo
Beste Tonabmischung: Hugo
Beste Musik: The Artist
Bester Song: Man or Muppet (Die Muppets)

Bester Kurzfilm: The Shore
Bester Dokumentarkurzfilm: Saving Face
Bester animierter Kurzfilm: The Fantastic Flying Books of Morris Lessmore

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