Die Oscars – wen interessieren die schon? Mich zum Beispiel: Als jemand, der mehr als 500 Best Picture/Best Director nominierte Filme gesehen und in seinem Schrank sämtliche bis auf zwanzig gesammelt hat, bezeichne ich mich als Academy-Award-Freak.
Update: Nachdem ich alle fünf Real- sowie vier der animierten Kurzfilme gesehen habe, traue ich mich auch hier, einen Tipp abzugeben. Wer also den Text schon gelesen hat, der sollte noch einmal ganz am Ende hinschauen.
Warnung: Dieser Artikel ist lang, aber auch zweigeteilt. Der erste Teil ist ein Gemecker, teilweise gegen die Academy of Motion Picture Arts and Sciences, teilweise gegen deren Kritiker. Zudem gebe ich ein paar grundlegende Hinweise, wie man selbst die Gewinner der Oscar-Verleihung hervor sagen kann. Der zweite Teil ist mein persönlicher Tippschein, den ich nur knapp kommentiert habe.
Am Sonntag geht der Zirkus in die nächste Runde. Die 84ste, um genau zu sein. Mein Tipp an euch: Nehmt das Ergebnis nicht zu ernst. Ignoriert die Dinge, die euch missfallen, und freut euch über die, die ihr ähnlich seht. Eine Lektion, die ich selbst im Jahre 2006 lernen musste, als “Crash“ (ein sehr guter Film) entgegen allen Erwartungen den absoluten Frontrunner “Brokeback Mountain“ (mein Lieblingsfilm des letzten Jahrzehnts) schlug. “Allen Erwartungen, huh? Crash ist doch beliebt, hat ‘ne höhere IMDB-Wertung als Brokeback Mountain und Filmkritiker Roger Ebert stand voll auf seiner Seite.“ – Tja, wenn das mal so einfach wäre. Um einen Oscar-Sieger vorauszuahnen, da bedarf es der Sichtigung mehrerer Indikatoren, darunter die Golden Globes, die Gilden und vereinzelte Kritiker/Blogger, die viel Kontakt mit der Academy haben. Mein persönlicher Lieblingsinsider ist Kristopher Tapley , der erstaunlich oft einige unerwartete Überraschung vorausgesehen hat (z.B. vor zwei Jahren “In ihren Augen“ als Gewinner in der Kategorie “Bester Fremdsprachiger Film“ ).
Der Oscar wird als der Filmpreis überhaupt bezeichnet und verlangt von sich selbst, die ultimative Auszeichnung zu sein. Das ist sie nicht – geschweige denn, dass so etwas überhaupt möglich wäre. Grund? Geschmäcker sind verschieden. Wird der Preis von einer kleinen Gruppe ausgehändigt, dann ist er von deren Vorlieben abhängig. Und steckt eine große dahinter, dann muss sich diese auf einen gemeinsamen Nenner einigen. Das nennt man dann einen “Kompromiss“.
Die Academy besteht aus über 6.000 Mitgliedern, die primär die Filmindustrie von Hollywood abdecken. Ein Großteil davon, zirka ein Fünftel um genau zu sein, sind Schauspieler – von Jennifer Hudson bis Ernest Borgnine. Jedes Jahr lädt die Academy neue Mitglieder ein. Wird diese Mitgliedschaft akzeptiert, dann gilt sie ein Leben lang. Eine Praxis, die schwer umstritten ist und zu dem hohen Altersdurchschnitt von geschätzten 62 Jahren führt.
Die Mitglieder sind einer oder mehrere Branchen zugeordnet – also Regisseure, Produzenten, Komponisten, Visual-Effects-Künstler oder auch Vertreter aus den Bereichen Dokumentarfilm, Animierter Film, Kurzfilm. Während der Nominierungsphase durften die Mitglieder nur in den Kategorien bis zu fünf Filme vorschlagen, denen sie zugehörig sind (plus “Best Picture“, versteht sich). Beim Küren eines Gewinners hingegen darf jeder über alles mitentscheiden. Fast, jedenfalls – bei einigen Sonderkategorien, wie eben Dokumentar- oder Fremdsprachiger Film, muss ein Nachweis des Wählers vorhanden sein, dass dieser auch wirklich alle nominierten Werke gesehen hat.
In allen anderen Belangen ist dies ergo keine Pflicht – ebenfalls ein Punkt, der umstritten ist. Als “Brokeback Mountain“ gegen “Crash“ verlor, da wurden die Erinnerungen an abfällige Kommentare seitens Ernest Borgnine oder Tony Curtis wach, die sich den Film von Ang Lee aufgrund seiner Thematik (salopp ausgedrückt “schwule Cowboys“) gar nicht erst ansehen wollten, und weshalb der Underdog “Crash“ überhaupt seine Chance nutzen konnte. Ich bezweifle ernsthaft, dass bei über 6.000 Stimmen dies der alleinige Grund war – aber er könnte mit ausschlaggebend gewesen sein.
Doch auf der anderen Seite: Sollte man ernsthaft der Filmbranche vorschreiben, was sie zu gucken hat? Letztlich ist es eine Meinung, die hier kund gegeben wird – und die, was viele vergessen, durch zahlreiche Vorläufer-Awards beeinflusst wird. Natürlich haben Kritiker und der “Pöbel“ (also wir ;) ) nichts zu sagen. Aber wenn dort etwas wirklich beliebt ist, dann schaut auch Hollywood darauf. Manchmal sorgt dies dafür, dass sie Gefallen daran finden (siehe “Titanic“ oder “Der Herr der Ringe“), manchmal ignorieren sie es trotzdem (die gesamte “Harry-Potter“-Saga).
Wenn ich also in diesem Jahr etwas hassen gelernt habe, dann nicht die “krude“ Meinung der Academy, die anstatt diverser Cineasten-Lieblinge namens “Drive“, “Brautalarm“ oder den eben erwähnten “Potter“ lieber “Extrem laut und unglaublich nah“ für den Preis aller Preise nominierte. Nein, es sind die Blogger und Oscar-Kritiker, die mir derzeit gehörig auf den Senkel gehen.
Die einen jaulen: “Die Academy entspricht nicht dem Zeitgeist, sie hört nicht auf das Publikum, sie nominiert nicht die erfolgreichen Filme.“ Die anderen jammern: “Die Academy zeichnet nur das aus, was Geld in die Kassen spült und gibt kleinen, unbekannten Filmen nie eine Chance.“ Der Tenor wechselt von Jahr zu Jahr, wobei diesmal ganz klar auf erstere Kacke gehauen wird. Nur ein Film, der bislang mehr als 100 Millionen Dollar in den U.S.A. eingespielt hat, ist nominiert: “The Help“. Doch die gleiche Meute feiert Martin Scorseses “Hugo“ ab, ein wirklich toller Film, nur ein kommerziell erschreckend gefloppter. Oder sie verlangt den Sieg für “The Tree of Life“ – der mit “mickrigen“ 13 Milionen Dollar das finanzielle Schlusslicht des “Best-Picture“-Lineups ist.
Überhaupt: Die neun nominierten Filme seien eine schlechte Wahl, geifern besonders die Blogger aus Amerika. Mit daran Schuld sei das neue Nominierungsverfahren, das nicht mehr fest auf fünf oder zehn Filme setzt, sondern auf eine variable Zahl dazwischen. Da werden dann krude Theorien aufgebauscht, die angeblich belegen, warum die neue Regelung für das “schlechte Ergebnis“ verantwortlich sei – beispielsweise die in der Tat auffällige Diskrepanz zwischen “Best Picture“ sowie “Best Screenplay“. Nur fünf Filme haben den Sprung in beide Nominierungsfelder geschafft, obwohl aufgrund der Trennung zwischen Original und Adaption bedeutend mehr möglich gewesen wären. Schade nur, dass diese Argumentation hanebüchener Unsinn ist: Das Verfahren ist identisch mit dem der letzten beiden Jahre, nur dass eine ZUSÄTZLICHE Bedingung für eine “Best Picture“-Nominierung hinzugekommen ist. Also hätte es nach der alten Regel genau die gleichen neun Filme gegeben, nur mit einem weiteren als Bonus.
Noch etwas regt mich an den Bloggern und Oscar-Wahrsagern auf: Dass sie viel zu sehr auf Statistiken vertrauen. Kein Film könne gewinnen, der weder eine Regie- noch eine Filmschnitt (!)-Nominierung besäße. Ist erstere Theorie noch irgendwie nachvollziehbar, weil “Bester Film“ mit der “Besten Regie“ in der Tat stark verbunden ist, so ist die zweite mehr als seltsam. Sie beruht einzig auf der statistischen Tatsache, dass seit 1981 sämtliche Best-Picture-Gewinner zumindest auch beim Filmschnitt nominiert waren. Gut, das ist Fakt. Aber, glauben diese Blogger ernsthaft, dass die Tausend Schauspieler ihre Lieblingsfilme nach diesem Kriterium aussuchen? “Hach, mir hat Midnight in Paris so gut gefallen und den Woody kann ich auch gleich mit auszeichnen. Aber… halt, stop: Der Filmschnitt ist nicht nominiert! Ich darf den Film also nicht wählen…“ Ich bitte euch.
Wenn ihr mich fragt, dann solltet ihr nach vier Kriterien entscheiden, welche Filme eurer Meinung nach am Sonntag gewinnen werden: den Siegern der Gilden bzw. eingeschränkt des Golden Globes, dem Geschmack der Academy, der Unwissenheit bezüglich einiger Spezialkategorien und einem gesunden Maß an Bauchgefühl. Viele Sieger des Screen Actors, der Producer Guild und speziell der Director Guild haben in der Tat danach auch bei den Oscars gewonnen. Dahinter steckt nicht nur statistisches Geblubbere, sondern die bereits in meinem ersten Artikel erwähnte Schnittmenge, also das dort teilweise die gleichen Leute wählen, wie bei den Oscars.
Was den Geschmack anbelangt: Der durchschnittliche Academy-Wähler ist männlich, weiß und über 60. Er wird kein “Avatar“ oder “Harry Potter“ wählen. Für Filme dieser Art braucht es schon einen Peter Jackson, der eines der besten Bücher aller Zeiten in drei astreine Epen umsetzt – dann (!) hat auch mal das Wörtchen Fantasy eine Chance. Ebenfalls tabu sind “unangenehme“ Themen, darunter viel Sex (“Shame”) oder viel Gewalt (“Drive”). Erneut braucht es ein anderes Zünglein an der Waage, wie beispielsweise ein längst überfälliger Martin Scorsese, der in seinem “Best-Picture“-Gewinner ausnahmsweise das Hirn von DiCaprio rauspusten durfte.
Was die Unwissenheit der Spezialkategorien anbelangt: Warum hat wohl vor fünf Jahren “Children of Men“ den Kameraoscar gegen “Pan’s Labyrinth“ verloren, obwohl ersterer Film in dieser Hinsicht einen Meilenstein der Filmkunst darstellt? Weil man den Aufwand dahinter nicht zwingend realisiert, wohl aber die bunten, hübschen Bilder des Märchen-Dramas. Oder “Beste Musik“: Dort gewinnt entweder etwas Ausgefallenes (“The Social Network“, “‘Round Midnight“), ein Film, der sonst eventuell leer ausgehen würde (“Babel“, “Wenn Träume fliegen lernen“) oder der potentielle “Best-Picture“-Champion (“Der mit dem Wolf tanzt“). Bekriegen sich hingegen Zimmer, Newman und Desplat, dann sind sie am Ende alle drei die Verlierer – da mag die Musik noch so ausgefeilt gewesen sein und von Soundtrackliebhabern abgefeiert werden: Alle “anderen“ hören nichts Besonderes aus einem “Findet Nemo“ , “The Thin Red Line“ oder “The King’s Speech“ heraus.
Noch besser lässt sich das Problem durch die beiden Soundkategorien verdeutlichen – oder kennt ihr ernsthaft den Unterschied zwischen Tonschnitt und Toneffekte? Nein? Gefühlt 90% der Academy wohl auch nicht. Und selbst wenn: Nahezu jeder, der nicht vom Fach ist, würde instinktiv einfach den “lautesten“ oder den “auffälligsten“ Film auszeichnen.
Last but not least: Die Problematik, dass die Wähler nicht jeden Film gesehen haben müssen, um ihre Stimme abgeben zu können, ist ebenfalls ausschlaggebend. Während man sich wohl die “Best-Picture“-Kandidaten anschauen wird, so ist es doch zweifelhaft, ob sich ein Academy-Mitglied im Rentenalter “W.E.“ anschaut, nur weil Madonnas Machwerk in der Kategorie “Beste Kostüme“ nominiert ist…
Doch damit genug gelabert – jetzt beginnt der Ernst. Hier ist mein ganz persönlicher Tippschein für die Oscarverleihung 2012. Ganz klassisch mit “Will win“, “Could win“, “Should win“ und (falls mir ein potenzieller Kandidat aufgefallen ist) “Should have been nominated“. Dabei solltet ihr noch wissen, dass ich wirklich fast alle nominierten Filme gesehen habe – das heißt all jene, an die ich dank Kino, iTunes sowie DVD-Import heran gekommen bin, darunter sämtliche “Best-Picture“-Kandidaten.
Bester Film
The Artist
The Descendants
Extrem laut und unglaublich nah
Gefährten
The Help
Hugo
Die Kunst zu gewinnen – Moneyball
Midnight in Paris
The Tree of Life
Will win: The Artist
Could win: The Help oder Hugo
Should win: The Artist
Should have been nominated: Nader und Simin – eine Trennung
Viele Oscar-Blogger sind sich bereits jetzt einig, “The Artist“ zu hassen. Einzig und allein, weil er überall gewinnt. Ich sehe das nicht so: Michel Hazanavicius Hommage an die frühe Filmkunst steckt voller Liebe zum Detail und wirkt enorm ausgefeilt. Er ist mit diesem Schwarz-Weiß-Stummfilm (!) ein echtes Wagnis eingegangen und hat wirklich verdammt viel aus der Idee herausgeholt. “The Artist“ ist gleichzeitig lustig und traurig. Die Geschichte ist schlicht, jedoch interessant. Nahezu jeder Aspekt, von der Regie über die Schauspieler bis zum Technischen, ist ausgereift.
Weil “The Artist“ nahezu jeden relevanten Preis im Vorfeld gewonnen hat und Insider wissen, wie sehr die Academy den Film liebt, haben die anderen acht praktisch keine Chance. Theoretisch in Lauerstellung liegen “Hugo“ (eine Nominierung mehr als “The Artist“, allerdings keine aus dem großen Block der Schauspieler) sowie “The Help“ (hat den Screen Actor Guild für das beste Ensemble gewonnen, doch anscheinend mögen eben nur die Schauspieler den Film, wenn man sich die Abwesenheit aller anderen Nominierungsfelder anschaut).
Bester Regisseur
Michel Hazanavicius (The Artist)
Alexander Payne (The Descendants)
Martin Scorsese (Hugo)
Woody Allen (Midnight in Paris)
Terrence Malick (The Tree of Life)
Will win: Michel Hazanivicus
Could win: Martin Scorsese
Should win: Michel Hazanivicius
Should have been nominated: David Fincher (für Verblendung)
Aus meiner Sicht muss der Regisseur nicht zwingend mit seinem Film ausgezeichnet werden, aber in diesem Jahr plädiere ich eindeutig dafür. Erneut zeige ich auf das Wagnis, das Hazanavicius mit “The Artist“ einging, und seine Liebe zum Film im Allgemeinen, mit dem er sein Baby aufzog. Weil der gute Mann den Director Guild Award sowie den BAFTA gewonnen hat, ist ihm der Sieg statistisch gesehen ebenso kaum zu nehmen.
Bester Hauptdarsteller
Demián Bichir (A Better Life)
George Clooney (The Descendants)
Jean Dujardin (The Artist)
Gary Oldman (Dame, König, As, Spion)
Brad Pitt (Die Kunst zu gewinnen – Moneyball)
Will win: Jean Dujardin
Could win: George Clooney
Should win: Jean Dujardin
Hier ist etwas sehr Interessantes passiert: Die ersten Monate galt George Clooney als der haushohe Favorit. Doch dann kam die Verleihung der Screen Actor Gilde – und die entschied sich für Jean Dujardin. Der Jubel im Saal war mehr als spürbar und sämtliche Oscar-Blogger änderten innerhalb von fünf Sekunden ihren Tippschein. In der Tat: Dujardin hätte es auch verdient, allein weil er diese Mischung aus Natürlichkeit und herrlich übertriebener Darstellung, wenn er als seine Filmfigur George Valentin gefilmt (!) wird, so gut beherrscht. Und: Er strahlt unendlich viel Charme aus, egal ob im Film oder im realen Leben. Man *muss* ihn einfach mögen.
Bester Hauptdarstellerin
Viola Davis (The Help)
Glenn Close (Albert Nobbs)
Rooney Mara (Verblendung)
Meryl Streep (Die Eiserne Lady)
Michelle Williams (My Week With Marilyn)
Will win: Viola Davis
Could win: Meryl Streep
Should win: Viola Davis
Wenn es ein spannendes Rennen in den Top-Kategorien gibt, dann hier. Viola Davis und Meryl Streep haben beide gleichermaßen einige bedeutende Preise im Vorfeld erhalten. Die Rollen beider sind extrem unterschiedlich: Die eine spielt ein schwarzes Hausmädchen, die in den 60er Jahren unter der rassistischen Agenda ihrer weißen Arbeitgeber zu leiden hat. Die andere spielt Margaret Thatcher, sowohl als strenge Ministerpräsidentin, als auch als alte, demenzkranke Frau.
Beide Darstellungen sind nahezu perfekt. Der Grund, weshalb Viola wohl ganz knapp gewinnen dürfte: Auch wenn Meryl nach fast dreißig Jahren endlich mal ihren dritten Oscar verdient hätte, noch mehr verdient es eine schwarze Frau. Sie wäre erst die zweite (!) in der Kategorie der besten Hauptdarstellerin.
Bester Nebendarsteller
Kenneth Branagh (My Week With Marilyn)
Jonah Hill (Die Kunst zu gewinnen – Moneyball)
Nick Nolte (Warrior)
Christopher Plummer (Beginners)
Max Von Sydow (Extrem laut und unglaublich nah)
Will win: Christopher Plummer
Could win: Max von Sydow
Should win: Chistopher Plummer
Should have been nominated: Brad Pitt (für Tree of Life)
Ohne jeden Zweifel: Christopher Plummer hat alles gewonnen, was es bislang zu gewinnen gab. Er sticht immens aus dem Feld der Nominierungen hervor (auch wenn ich persönlich Brad Pitts Leistung in “The Tree of Life“ als knapp stärker bezeichne, doch der ist nun mal nicht dabei).
Der Haken: Max von Sydow. Dessen Darstellung als stummer alter Mann, der einem kleinen Jungen bei der Schnitzeljagd durch New York und der Suche nach einem versteckten Schatz seines verstorbenen Vaters beiseite steht, war eine der Überraschungsnominierungen. Von Sydow ist zudem genauso alt wie Plummer (stolze 82 Jahre!) und gilt unter seinen Schauspielerkollegen als der beliebtere der beiden.
Beste Nebendarstellerin
Bérénice Bejo (The Artist)
Jessica Chastain (The Help)
Melissa McCarthy (Brautalarm)
Janet McTeer (Albert Nobbs)
Octavia Spencer (The Help)
Will win: Octavia Spencer
Could win: Melissa McCarthy
Should win: Octavia Spencer
Should have been nominated: Shailene Woodley (für The Descendants)
Es ist die Szenenstehlerin in “The Help” – was bei dem Aufgebot an grandiosen Schauspielerinnen wirklich etwas zu sagen hat. Octavia Spencer sollte das locker schaffen, ebenfalls weil sie bereits viele Preise im Vorfeld sammeln konnte. Einzig Melissa McCarthy ist eine Gefahr für sie, aus dem Grund: Wenn die Academy schon solch eine kranke Rolle nominiert (und Gott sei’s gedankt, dass sie es getan hat), dann wollen sie ihr vielleicht noch mehr gönnen…
Bestes adaptiertes Drehbuch
Dame, König, As, Spion
The Descendants
Hugo
The Ides of March
Die Kunst zu gewinnen – Moneyball
Will win: The Descendants
Could win: Moneyball oder Dame, König, As, Spion
Should win: The Descendants
Should have been nominated: The Help
Dieses Rennen ist recht knapp: Das gewitzte Drehbuch zu “The Descendants“ sollte eigentlich siegen, doch wenn die Academy “Moneyball“ insgesamt als besser befand, dann wollen sie den Film vielleicht in dieser Kategorie mit einem Trostpreis nach Hause schicken. Und bei “Dame, König, As, Spion“ kommt ein kleiner emotionaler Faktor hinzu, nämlich dass die ursprüngliche Drehbuchautorin Bridget O’Connor während ihrer Arbeit verstorben ist und ihr Ehemann Peter Straughan sie vollenden musste.
Bestes Originaldrehbuch
The Artist
Brautalarm
Der große Crash – Margin Call
Midnight in Paris
Nader und Simin – Eine Trennung
Will win: Midnight in Paris
Could win: The Artist
Should win: Nader und Simin – Eine Trennung
Das Rennen hier ist noch knapper: Natürlich sind alle froh, dass es Woody Allen noch kann und er mit “Midnight in Paris“ eine faszinierende Idee mit seinem gewohnten Wortwitz auszustatten vermochte. Doch auf der anderen Seite ist die Leistung eines “The Artist“ nicht von der Hand zu weisen, eine für den modernen Zuschauer interessante Geschichte praktisch ohne Dialoge zu verfassen. Und mein persönlicher Favorit, das grandiose “Nadir und Simin – Eine Trennung”, hat minimale Außenseiterchancen, weil die ausschweifenden wie pixelperfekten (!) Dialoge jedem auffallen sollten.
Beste Kulisse
The Artist
Gefährten
Harry Potter und die Heiligtümer des Todes, Teil 2
Hugo
Midnight in Paris
Will win: Hugo
Could win: Harry Potter und die Heiligtümer des Todes, Teil 2
Should win: Hugo
Eine meiner Lieblingskategorien und eine mit einem klaren Favoriten: Die Kulisse von “Hugo” ist absolut magisch und mit ein Grund für dessen grandioses Gesamtbild. Probleme gibt es in zweierlei Hinsicht: Sollte die Academy “The Artist“ nicht nur lieben, sondern gleich heiraten wollen, dann werden einige Wähler den Film mit allen möglichen Kreuzchen versehen. Und sollten die wenigen “Harry-Potter“-Fans angesäuert sein, dass nach sieben Filmen nicht ein einziger mickriger Oscar-Gewinn dabei war, dann werden sie in dieser Kategorie ihre Chance sehen, dies zu ändern.
Beste Kamera
The Artist
Gefährten
Hugo
The Tree of Life
Verblendung
Will win: The Tree of Life (auch wenn dahinter etwas Wunschdenken/Bauchgefühl steckt)
Could win: Gefährten oder The Artist
Should win: The Tree of Life
Eigentlich dürfte hier nur “The Tree of Life“ nominiert sein und sämtliche anderen Kandidaten müssten rausfliegen – abseits “Gefährten“ vielleicht. Was Emmanuel Lubezki hier Szene für Szene auf die Leinwand gepresst hat, ist schier unglaublich und die meiner Meinung nach stärkste Einzelleistung des Jahres 2011. Aber: Der Film an sich ist heftig umstritten und die Frage ist, wie viele Academy-Mitglieder ihn von A bis Z durchgestanden haben.
“Gefährten“ oder auch “Hugo“ besitzen ebenfalls einige grandiose und vor allem bildgewaltige Kameraeinstellungen, während “The Artist“ von der nicht zu unterschätzenden Schwarz-Weiß-Faszination und ebenfalls einigen starken Einstellungen profitiert.
Beste Kostüme
Anonymous
The Artist
Hugo
Jane Eyre
W.E.
Will win: Hugo
Could win: alle anderen
Should win: The Artist
Eine der “spannendsten“ Kategorien: Rein vom Genre her müssten “Jane Eyre“ oder “Anonymous“ gewinnen, denn Filme dieser Art sind hier sehr, sehr beliebt. Rein vom Aufwand her hätte es “Hugo“ verdient. Mein Favorit “The Artist“ hat ebenfalls Chancen, weil die Kostüme immens den Charme der einzelnen Charaktere unterstreichen. Und wer gewann vor ein paar Tagen den zugehörigen Gildenpreis? Richtig, “W.E.“! Es ist leider einer der wenigen Filme, die ich nicht gesehen habe – und ich vermute, dass es vielen Academy-Wählern genauso geht. Deshalb setze ich auf Prunk und damit “Hugo“.
Bester Filmschnitt
The Artist
The Descendants
Hugo
Die Kunst zu gewinnen – Moneyball
Verblendung
Will win: The Artist
Could win: The Descendants
Should win: The Artist
Should have been nominated: The Tree of Life
Dies ist ebenfalls eine Kategorie, die ich sehr mag, die jedoch in diesem Jahr keine allzu auffälligen Kandidaten zu bieten hatte. “The Artist“ ist der knappe Favorit, aus meiner Sicht aufgrund der sehr angenehmen Pace, in der die Szenen aneinander gereiht wurden, allgemein aufgrund der Tatsache, dass ein Stummfilm eine andere Handarbeit verlangt als ein Tonfilm und aus Sicht der Academy, weil es der “Best-Picture“-Kandidat ist – sagen zumindest die Statistiker.
Knapp dahinter liegen “The Descendants“ (hat überraschend den Gildenpreis in der Kategorie der Drama-Filme gewonnen, zudem angeblich der Cutter sieben Stunden auf zwei pressen musste – doch welcher Academy-Wähler weiß das schon?) sowie “Hugo“ (zwei Worte: Thelma Schoonmaker).
Bestes Make-up
Albert Nobbs
Die Eiserne Lady
Harry Potter und die Heiligtümer des Todes, Teil 2
Will win: Die Eiserne Lady
Could win: Harry Potter und die Heiligtümer des Todes, Teil 2
Should win: Die Eiserne Lady
Schaut euch ein paar Bilder aus der “Eisernen Lady“ an und ihr wisst, warum das Ding hier problemlos gewinnen sollte – egal was man sonst über den mittelmäßigen Streifen hält.
Beste Originalmusik
Die Abenteuer von Tim & Struppi
The Artist
Dame, König, As, Spion
Gefährten
Hugo
Will win: The Artist
Could win: Hugo
Should win: The Artist
Should have been nominated: Extrem laut und unglaublich nah, Harry Potter und die Heiligtümer des Todes, Teil 2, The Help
Letztes Jahr hatte die Academy fünf tolle Filmsoundtracks nominiert, dieses Jahr bin ich weitaus weniger zufrieden mit der Auswahl – verdammter John Williams ;) Im Ernst: Wenigstens mein Favorit, “The Artist“, hat es geschafft. Ludovic Bource darf seinen nahezu unvermeidlichen Sieg (schließlich werden viele die Musik allein deshalb auszeichnen wollen, weil sie aufgrund des Stummfilmcharakters STÄNDIG präsent ist) seinem beschwingt-lustigen Thema zum Protagonisten George Valentin zuschreiben.
John Williams wiederum wird sich selbst Stimmen wegnehmen, weil weder “Gefährten“ noch “Tim & Struppi“ besonders hervorstechen, weshalb ich eher Howard Shores “Hugo“ als krassen Außenseiter auf den Sieg sehe. Ebenfalls nicht zu verachten: Shore war zwar bislang nicht häufig nominiert, aber wenn, dann hat er auch gewonnen…
Bester Song
Man or Muppet (Die Muppets)
Real in Rio (Rio)
Will win: Man or Muppet
Could win: Real in Rio
Should win: Man or Muppet
Should have been nominated: Wie wäre es mit drei weiteren Songs???
Äh, ja… zwei nominierte Songs ist wirklich etwas armselig. Doch im Gegensatz zu vielen Cineasten empfinde ich zumindest diese beiden in der Tat als mit die besten. “Man or Muppet“ ist zwar vom Text her dezent monoton, doch für mich war es die emotional stärkste Szene des Films. Und “Real in Rio“ ist ja wohl mal ein Soundfest für die Leinwand. Ich würde es beiden gönnen, aber “Man or Muppet“ etwas mehr, weil damit die Gesamtleistung des Soundtracks ausreichend gewürdigt wäre.
Beste Toneffekte
Drive
Gefährten
Hugo
Transformers: Dark of the Moon
Verblendung
Will win: Gefährten
Could win: Hugo
Should win: Drive
Should have been nominated: Super 8
Toneffekte heißt: die Art der Effekte, die ihr beim Abfeuern von Waffen, dem Quietschen der Reifen oder dem Stampfen einer Lokomotive hört. Auch wenn ich persönlich nicht der größte “Drive“-Fan dieser Erde bin, so würde ich den wenigen, jedoch eindrucksvoll in Szene gesetzten Toneffekten den Vorzug vor allen anderen Filmen geben. Was den Sieger bei den Oscars anbelangt – tja, das ist nicht so einfach. “Transformers“ ist zu “blöd“ – bei “Verblendung“ denkt kaum ein normaler Mensch an den Ton – “Hugo“ lenkt ebenfalls mehr durch seine Bildgewalt ab – “Drive“ wird kaum ein Academy-Mitglied gesehen haben, weil der Film sonst nirgends nominiert ist. Bleibt also “Gefährten“, der mit seinen Kriegsszenen in der Tat auch mein Runner-Up wäre.
Beste Tonabmischung
Gefährten
Hugo
Die Kunst zu siegen – Moneyball
Transformers: Dark of the Moon
Verblendung
Will win: Gefährten
Could win: Hugo
Should win: Transformers: Dark of the Moon
Should have been nominated: Super 8
Lustig: Die Tonabmischung des zweiten “Transformers” fand ich entsetzlich, obwohl das damals die einzige Nominierung für den Film war. Doch im dritten wirkt plötzlich alles “richtig“: Man hört die Dialoge, es krachen die Effekte, nichts ist übersteuert und alle Töne scheinen aus der richtigen Richtung zu klingen.
Für den Sieg wird es trotzdem nicht reichen – denn, wie gesagt: “Transformers“ ist “blöd“. “Hugo“ hat einige Auszeichnungen im Vorfeld bekommen, aber an die glaube ich nicht. Es ist ein Bauchgefühl, das mir sagt: Der Film ist mehr aufgrund seiner Bilder anstatt der Töne beliebt. Deshalb sage ich einen Doppelsieg für “Gefährten“ voraus.
Beste visuellen Effekte
Harry Potter und die Heiligtümer des Todes, Teil 2
Hugo
Real Steel
Rise of the Planet of the Apes
Transformers: Dark of the Moon
Will win: Hugo
Could win: Rise of the Planet of the Apes
Should win: Rise of the Planet of the Apes
Should have been nominated: The Tree of Life
Hier beruhe ich mich ausnahmsweise auf einer Statistik, die jedoch eine traurige Wahrheit beherbergt: Seitdem es diese Kategorie gibt, hat immer ein “Best-Picture”-Kandidat gewonnen, sofern einer nominiert war. Das wäre in diesem Falle “Hugo“. “Rise of the Planet of the Apes“ besitzt mit gebürtigem Abstand die besten Effekte, doch steckt in der gleichen “Falle” wie “W.E.” oder “Drive”: Es ist die einzige Nominierung für den Film. Wie viele der älteren Academy-Wähler (die keine Charlton Heston Fans sind ;) ) haben ihn also gesehen?
Bester fremdsprachiger Film
Bullhead (Belgien)
Footnote (Israel)
In Darkness (Polen)
Monsieur Lazhar (Kanada)
Nader und Simin – Eine Trennung (Iran)
Will win: Nader und Simin – Eine Trennung
Could win: Monsier Lazhar
Should win: Nader und Simin – Eine Trennung
Should have been nominated: Pina (etwas Patriotismus muss sein ;)
Vorweg: Ich habe “Monsieur Lazhar“ nicht gesehen. Genau genommen kenne ich nur “Nader und Simin” sowie “In Darkness” – und an die belgischen Internethändler ein grimmiges “Dankeschön“ dafür, dass meine vor einem Monat bestellte “Bullhead“-DVD immer noch nicht angekommen ist.
Jedenfalls sollte “Nader und Simin“ das Ding locker allein aufgrund seiner erdrückenden Qualität einheimsen, wenn da nicht diese Regelung wäre, dass Wähler alle nominierten Filme gesehen haben müssen. Damit haben nicht nur unbekannte Außenseiter eine Chance (was gut ist), die Anzahl der Stimmen ist bedeutend geringer und der Geschmack des Einzelnen sticht stärker hervor (was nicht immer gut ist). Keine Kategorie hat mehr Favoritensterben gesehen – siehe “Pan’s Labyrinth“ oder “Die fabelhafte Welt der Amelie“.
An “In Darkness“ als potenziellen Spoiler glaube ich nicht, trotz der bei der Academy sehr beliebten Holocaust-Thematik – der Film ist zu unausgegoren und teilweise auch zu “verstörend“ anstatt “berührend“. Insider hingegen bescheinigen “Monsieur Lazhar“, einer Gute-Laune-Version von “Die Klasse“, eine potenzielle Chance. Sollte hingegen “Footnote“, der isrealische Beitrag, vor dem iranischen (!) Favoriten gewinnen – tja, dann spielte hier Politik eine sehr deftige Rolle bei der Entscheidung.
Bester animierter Film
A Cat in Paris
Chico and Rita
Kung Fu Panda 2
Der gestiefelte Kater
Rango
Will win: Rango
Could win: Nix, keine Chance
Should win: Rango
Should have been nominated: Die Abenteuer von Tim & Struppi (und der hätte auch gewinnen MÜSSEN)
Es hätte ein so spannendes Rennen werden können – sowohl “Rango“ als auch “Tim & Struppi“ dominierten ein ansonsten sehr schwaches Jahr der animierten Trickfilmkunst. Doch die Branche entschied sich gegen das Motion-Capture-getränkte Werk von Steven Spielberg, ergo bekommt Gore Verbinski seinen Oscar.
Bester Dokumentarfilm
Hell and Back Again
If a Tree Falls: The Story of the Earth Liberation Front
Paradise Lost 3: Purgatory
Pina
Undefeated
Will win: Paradise Lost 3: Purgatory
Could win: Pina
Should win: Pina (ja, mir hat er wirklich verdammt gut gefallen)
Should have been nominated: Senna (und der hätte ebenfalls gewinnen MÜSSEN!!!!)
Das hier ist eine wirklich sehr spannende Geschichte – wenn auch mehr weil Favoriten wie “Senna“, “The Interrupters“ oder “Project Nim“ im Vorfeld rausgeflogen sind. “Hell and Back Again“ deckt den Part der Kriegsdoku ab, der immer “zieht“. “Undefeated“ zeigt die Höhen und Tiefen eines Sportunderdogs. “If a Tree Falls“ steht auf Seiten der Umweltschützer. “Pina“ ist extrem bildgewaltig.
Doch ich denke, das hier wird “Paradise Lost 3: Purgatory“ machen. Es ist der dritte Teil einer Serie, die vormals nur im Fernsehen lief, und das Schicksal dreier verurteilter Mörder dokumentiert. Der eine bekam die Todesstrafe, die anderen beiden lebenslänglich. Und weil die Filmemacher die Geschichte seit über fünfzehn Jahren verfolgten sowie die Ungerechtigkeiten des Prozesses aufdeckten, wurden die Jungs just im letzten Jahr frei gesprochen. Wenn das mal nicht beeindruckend ist.
Abschließend fehlen noch die Kategorien der Kurzfilme, die ich jedoch im Laufe des morgigen Tages nachreichen werde. Sie sollten eigentlich via iTunes bereits seit Dienstag erhältlich sein, doch ist die Veröffentlichungspolitik dort sehr lahm. Erst just in dem Moment, wo ich diese Zeilen hier schreibe, sind alle “Live Action Short“ sowie immerhin vier von fünf “Animated Short“-Filmen online.
Bester animierter Kurzfilm
Dimanche/Sunday
The Fantastic Flying Books of Mr. Morris Lessmore
La Luna
A Morning Stroll
Wild Life
Will win: The Fantastic Flying Books of Mr. Morris Lessmore
Could win: La Luna
Should win: A Morning Stroll
Es war kein gutes Jahr für animierte Filme – egal ob lang oder kurz. Speziell “Wild Life“ und “Dimanche“ sind mehr langweilig und wenig künstlerisch wertvoll. Während Pixar sein gefeiertes “La Luna“ noch nicht für die Öffentlichkeit bestimmt hat, dürfte sowieso „“The Fantastic Flying Books of Mr. Morris Lessmore“ das Rennen machen. Eine tolle Geschichte, zauberhaft inszeniert und episch in der Wahrnehmung. Mein persönlicher Liebling, “A Morning Stroll“, dürfte jedenfalls zu freakig für die Academy sein.
Bester Kurzfilm
Pentecost
Raju
The Shore
Time Freak
Tuba Atlantic
Will win: Tuba Atlantic
Could win: The Shore
Should win: Time Freak
Die Qualität dieses Quinetetts ist etwas besser, wenn auch ebenfalls etwas enttäuschend im Vergleich zu den letzten Jahren. “Tuba Atlantic“ und “The Shore“ gelten unter Insidern als Favoriten: Ersterer ist ernst (ein alter Mann bekommt von seinem Arzt die Diagnose, er würde in sechs Tagen sterben), skurril (eine junge wie überaus lebensfrohe Frau drängt sich daraufhin ihm auf, sie wäre gerne ein Engel des Todes und müsse dafür einen sterbenden Menschen bis zu seinem Ableben begleiten) und bizarr (der Mann besitzt eine selbst gebaute Schnellfeuerwaffe, mit der er den ganzen Tag Möwen abknallt).
Letzterer ist rührsehlig (ein Mann kehrt gemeinsam mit seiner Tochter nach 25 Jahren in sein Heimatdorf zurück, wo er seine alte Liebe zurück gelassen hat) und amüsant (die Art, wie er von seinen alten Freunden “begrüßt“ wird). “Tuba Atlantic“ wirkt insgesamt ausgefeilter und aufwändiger von der Inszenierung her, während “The Shore“ knapp die Nase bei der schauspielerischen Leistung vorne hat – zudem mit Terry George (“Hotel Rwanda“) ein versierter Regisseur nominiert ist.
Und auch hier sehe ich meinen Favoriten “Time Freak“ als chancenlos – es ist der witzigste und putzigste Film, aber wohl ebenfalls zu… freakig.
Bester Dokumentarkurzfilm
The Barber of Birmingham: Foot Soldier of the Civil Rights Movement
God is the Bigger Elvis
Incident in New Baghdad
Saving Face
The Tsunami and the Cherry Blossom
Will win: Saving Face
Could win: The Tsunami and the Cherry Blossom
Erneut gibt es hier in Deutschland keine Chance, vor der Verleihung an die Dokumentarkurzfilme heran zu kommen. Deshalb kann ich nur aufgrund der gegebenen Thematiken mutmaßen, dass “Saving Face“ (eine Doku über einen pakistanischen Arzt, der Frauen operiert, deren Gesicht durch Säure verätzt wurden) sowie „The Tsunami and the Cherry Blossom (zeigt zunächst die schrecklichen Bilder des Tsunamis in Japan und anschließend, wie in den Ruinen die schönsten Blüten wachsen) einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz haben.
Ah, jetzt kann ich endlich mal die Vorhersagen eines Experten mit dem vergleichen, was dann schlussendlich rauskommt. Klasse Artikel, und vielen Dank für die ganzen Hintergrundinformationen…
Nichtsdestotrotz muss ich dem Experten zumindest in Sachen Geschmack widersprechen, und zwar was “Brokeback Mountain” angeht: Der Film war sicherlich nicht schlecht, aber aus meiner Perspektive – bis auf die Thematik – auch nicht wirklich etwas Besonderes. Ich hatte ihn einige Wochen nach dem ganzen Hype und den angeblichen Skandalen gesehen und war dann sogar etwas enttäuscht, dass er auf mich fast “gewöhnlich” gewirkt hat und mich nicht wirklich packen konnte.
Ganz anders “Crash”, ein Film, der bei mir immer wieder Gänsehaut verursacht und der in meiner Top 10 ganz weit oben ist.
Somit konnte ich bei der Entscheidung die Academy mal voll und ganz unterstützen (freilich nicht aus den Gründen, die dann schlussendlich gegen “Brokeback Mountain” sprachen, wenn man sich die Aussagen eines Herrn Borgnine mal vor Augen hält).
too long, didn’t read ;-)
Nein, Spaß beiseite. Informativ ist es. Teil 2 hab ich mir jetzt mal verkniffen, erstens weil Fortsetzungen Geldmacherei sind (;-)) und zweitens, weil mir weder die Filmtitel noch die Akteure um dieselbigen irgendetwas sagen. Was bei den Oskars schon ein paar Jahre so ist. Irgendwie lauter mir nicht bekanntes Zeug.
Film-, Musik- und Buchpreise sind doch sowieso die reinste Selbstbeweihräucherung.
Schönes Beispiel hier fand ich die Geschichte um “Children of men”. Den Film an sich fand ich ziemlich langweilig muss ich gestehen, als mir dann mal jemand gesteckt hat, wie er gedreht wurde, fand ich ihn immer noch langweilig, aber gut gemacht, was auch mal eine Anerkennung wert ist.
Das ist sowas, was mir an Making offs seit Jahren gegen den Strich geht, wenn es nicht darum geht was wie, wo und warum genauso oder mit welchen Mitteln gedreht wurde, sondern dass die Arbeit mit dem und dem ja so toll war und voll die Erfahrung fürs Leben und blabla, wildes Ökoweibergewäsch… Wobei wir wieder bei der Selbstbeweihräucherung wären, die nämlich bei solchen Großereignissen des Films auch immer ganz ganz groß betrieben wird.
Herausragend sind dabei deutsche Veranstaltungen, die absolut nicht zu ertragen sind!
Nichtsdestotrotz, schöner Artikel!
Ich empfehle mich…