Kinder, ich erzähl euch jetzt eine unglaubliche Geschichte. Sie handelt davon, wie ich mal einer der größten Superhelden aller Zeiten war.
Sohn Nr. 1: Sollen wir für irgendetwas bestraft werden? Das ist doch wieder so Videospiel-Dings, oder?
Sohn Nr. 2: Dauert das länger?
Ja. Vor 19 Jahren habe ich mit Onkel Sven schon für Polygamia geschrieben. Damals gab es da noch nicht so viele Angestellte und deshalb haben wir die Spiele selbst gespielt. Irgendwann landete dann “Batman: Arkham City” in meiner Xbox 360. Und hui, das kann ich euch sagen – was war das für eine Schau! Einfach eine Meute Gangster K.O. schlagen, mit ‘nem ferngesteuerten Batarang auf Erkundungsjagd gehen oder sich unsichtbar machen. Das Beste aber: Einfach chillen und durch die Stadt schweben. Eine große, wundervolle, düstere Stadt namens Arkham City, vollgepackt mit allerlei Schlägern und Superbösewichten.
Batman war damals übrigens noch ein echter Mensch! Und der war – wenn ich mal davon absehe, dass er ein schizophrener Milliardär war, der sich in einen gepanzerten Bodysuit schwingt, um auf der Suche nach Erlösung allerlei Bösewichte zusammenprügelt – echt knorke. Normalerweise halte ich ja überhaupt nichts von Lizenzspielen über Superhelden, aber das hier war anders. Die Jungs und Mädels von Rocksteady hatten nämlich schon mit dem Vorgänger “Arkham Asylum” bewiesen, dass sie es drauf haben. Tolle Figuren, klasse Dialoge und so viele Details, dass man sich einfach in das Spiel verlieben musste! Mit “Arkham City” haben sie dann tatsächlich alles besser gemacht. Jedes Spielelement wurde erweitert, aber dadurch nicht komplizierter. Das war zwar keine Revolution, aber es erinnerte mich an eine andere Spielereihe. “Half-Life” war nämlich …
Sohn Nr. 2: Half-Life? Das, wo jetzt der dritte Teil fürs iSlate angekündigt wurde?
Stimmt. Wo war ich? Jedenfalls war “Half-Life 2” kurz gesagt eigentlich nichts anderes, als der erste Teil. Nur größer und besser. In “Arkham City” machst du als Batman ja auch nicht anderes als im Vorgänger. Irgendein Superbösewicht ist durchgedreht und du machst dich auf die Jagd. Meist schleichst du dich in ein Gebäude rein und erledigst deine Gegner – einen nach dem anderen. Zugegeben, das war etwas monoton, aber es war auch schwerer geworden. Die bösen Buben hatten nämlich jetzt so ‘n Wärmesucher-Krams und waren deutlich aggressiver. Wenn du dann auf die Endgegner trafst, wurden die ganz großen Geschütze aufgefahren. Mehrere Angriffswellen und so weiter. Beim guten Mr. Freeze musste Batman sogar sein ganzes Angriffspotenzial ausnutzen, um zu gewinnen. Einmal bist du in so einer Art Traumwelt gelandet und hast deinen alten Buddy Ra’s al Ghul verfolgt. Und da war doch der ewig grinsende Joker, dem aber anscheinend schon der Sargdeckel ins Gesicht gefallen war …
Rocksteady hatte halt das Kunststück fertiggebracht, eine spannende Story mit einer offenen Spielwelt zu verbinden. Open-World nannte man das damals. Ich weiß, ihr kennt so etwas heutzutage gar nicht mehr (seufz). Statt nur ein paar Sekunden mit einem Spiel zu verbringen, konnten wir damals noch richtig ins Spiel eintauchen! Und, Mensch Kinder – da platzte “Arkham City” aus allen Nähten! Die Welt war zwar nicht so riesig, aber du konntest so viel darin tun! Politische Gefangene von Schlägern befreien? Für Batman Ehrensache. Einen durchgeknallten Messerschlitzer per Telefon durch die Stadt jagen? Gerne immer wieder. Dann noch ein paar Flugübungen, damit der alte “Batsy” (kicher) nicht einrostet, oder einfach mal in ‘ner zünftigen Prügelei die Sau rauslassen. Bis ich allein die Hunderten von Trophäen und Rätsel gelöst hatte, vergingen Wochen. Und dann konnte ich noch Erfahrungspunkte sammeln und meine Ausrüstung verbessern! So etwa machen die heute gar nicht mehr! Nur das mit der Catwoman hatte mir nicht gefallen. Das war alles nur notdürftig draufgeklatscht worden. Aber heh, Nobody is perfect!
Das Schönste aber war, wie leicht das Ganze von der Hand ging. Über die Stadt gleiten, mit einem Knopfdruck eine Mauer hochklettern oder schlagen, blocken, treten. Das war alles ein einziger, ja konstanter Spielfluss. Ich hatte ständig das Gefühl, die schwierigsten Momente mit Leichtigkeit zu beherrschen. So habe ich das davor und danach kaum noch erlebt. Sicher könnt ihr jetzt sagen, das war typisch in den letzten Jahren der guten alten “Hardcore”-Spiele. Den Spieler bei der Hand nehmen, “Babysitten”, möglichst nicht frustrieren und immer noch einen Knall draufsetzen. Aber Kinder, ich sage euch – es kommt auf den richtigen Mix an! Wenn man “Arkham City” durchhatte, konnte man noch in so genannten “Herausforderungen” auf Highscoreprügeljagd gehen und in kleinen Kampagnen zeigen, wie schnell man einen Raum von Gegnern säubern kann. Spätestens beim “New Game +” trennte sich dann die Spreu vom Weizen. Brutale Gegner, keine Tipps und viel Frust. Das war nur etwas für die ganz harten Jungs. Deshalb war “Arkham City” ein Hardcore-Spiel, mit dem auch Gelegenheitsspieler etwas anfangen konnten. Für mich vereinte “Batman: Arkham City” das Beste aus diesen beiden Welten. Allein deswegen ist es für mich eines der besten Spiele aller Zeiten.
Sohn Nr. 1: Ach komm, du übertreibst mal wieder. Ständig spielst du die besten Spiele aller Zeiten. Wie hieß dieses bekloppt schwere Rollenspiel nochmal?
Sohn Nr. 2: Ja, dieses “Dark Souls” …
Genau und da bin ich auch jetzt fast durch! Trotzdem hat mir dieses Superhelden-Abenteuer genauso viel Spaß gemacht. So war es halt in der guten alten Zeit. Es gab harte und leichte Spiele. Wir konnten wählen und der Stern von “Batman: Arkham City” strahlte über allen. Zumindest bis dann ein anderes Spiel erschien, aber das ist eine ganz andere Geschichte.
Und ich freue mich, dass ich meinen Kindern auch bald davon berichten darf, denn endlich habe ich “Arkham Asylum” durchgespielt und ausgiebig genossen. Somit darf ich bald nach “Arkham City” aufbrechen.
Für “Dark Souls” brauche ich aber sicher Spice vom Planeten Dune, um es irgendwann nochmal zu schaffen. :-)