Man kann nicht gerade sagen, dass die Premiere “Der Pixelmacher” optimal lief. Unser Interview letzte Woche hatte Lust auf die Sendung gemacht, aber vieles lief nicht so, wie es sich die Zuschauer und die Macher erwünscht. Wir haben bei Valentina Hirsch nachgefragt, wie es mit den Pixelmachern weitergehen soll.
Polygamia: Was lief eurer Meinung nach gut oder schlecht?
Valentina: Was gut lief waren die Themen an sich: Wir hatten mit dem Urban Hacking ein gutes Stück in Sachen Netzkultur drin und mit “Portal 2” auch ein aktuelles Spiel. Es war uns für die erste Sendung wichtig, unser Themenspektrum abzubilden. Was aus unserer Sicht noch nicht optimal war, war die Aktualität. Wir hatten einen etwas längeren Vorlauf und konnten daher nicht ganz soviel aktuell machen, wie wir gerne wollten. Das wird sich in Zukunft natürlich ändern. Die ersten 6 Sendungen sind jetzt erst mal fertig produziert, da wollen wir weiteres Feedback sammeln und die neuen Folgen produzieren. Es ist nicht so, dass wir nicht selbstkritisch wären oder hundertprozentig zufrieden. Wir haben intern natürlich schon viel diskutiert und haben einige Baustellen.
Polygamia: Das Feedback zur Sendung war leider nicht besonders gut und auch ich hatte nach dem Interview mehr erwartet. Nach der Sendung hat man euch praktisch keinen Fehler verziehen. Habt ihr das unterschätzt?
Valentina: Wir haben mit Kritik gerechnet – alles was neu ist, muss da durch. Eine Sendung in Sachen Videospielkultur ist ein Novum: Außer GameOne gibt es praktisch nichts. Und die hatten nun auch ein paar Jahre Zeit, sich zu entwickeln.
Polygamia: Mir persönlich habt ihr einfach zu viel erklärt. Logisch, das liegt auch am journalistischen Selbstverständnis – Dinge möglichst für alle erklärbar machen. Aber dadurch prallen auch zwei Pole – journalistische Distanz und Popkultur – aufeinander. Im Grunde genommen ist da ja jeder Experte und will als solcher behandelt werden. Eure Beiträge fand ich deshalb zu allgemein gehalten. Bleibt dieser Stil trotzdem euer generelle Ausrichtung? Also eher die breite Masse ansprechen, als die “Profis”?
Valentina: Es kam auch einiges an Rückmeldungen, vieles sei zu sehr auf Insiderwissen ausgelegt. Grundsätzlich sind wir nicht auf irgendeine Ausrichtung festgelegt. Für eine Sendung, ein Thema oder einen Beitrag gibt es natürlich eine Ausrichtung oder Stil. Aber wenn wir an neue Themen und Sendungen gehen, setzen wir uns zusammen und entscheiden neu. Es wird sicher irgendwo immer eine Gratwanderung zwischen journalistischer Distanz, Popkultur und unserem eigenen Selbstverständnis als Spieler geben. Da arbeiten wir immer wieder neu dran. Letztlich ist das wie bei Sportreportern: Die sind alle Fußball-Fans, lieben den Sport und sicher auch einen einzelnen Verein – müssen aber trotzdem eine gewisse Distanz wahren.
Polygamia: Auch ein großer Kritikpunkt: Authentizität. Man hatte kaum den Eindruck, dass ihr richtig “drin” in der Materie seid. Das lag vielleicht etwas an der Themenauswahl, denn einerseits war außer “Portal 2” nichts aktuell und andererseits sind Zombies, Urban Hacking und Spielekritik im Ansatz zwar tolle Themen, aber es fehlte der Zusammenhang. Wie wird es weitergehen? Wird es vielleicht Schwerpunktthemen geben?
Valentina: Am richtigen Grad zwischen unterhaltsamer Präsentation und harten Fakten, arbeiten wir. Insofern sind wir für faire und konstruktive Kritik absolut dankbar! Schwerpunktthemen sind dabei definitiv ein Thema – die Sendungen im Juni haben zum Beispiel Schwerpunktthemen. Einmal geht es um Dinge, die man in und bei Spielen NICHT sieht. Das reicht von Zensur, der „behind closed doors“-Geheimniskrämerei der Spielebranche bis hin zu Spielen für Blinde. In der nächsten Folge geht es um Licht und Schatten, also zum Beispiel um Spiele, die das sehr gut einsetzen. In einer weiteren Ausgabe drehen sich einige Beiträge um Literatur und Spiele: Da geht es beispielsweise um Storytelling in Videospielen oder Spiele, die auf einem Buch basieren.
Polygamia: Die Themen sind zumindest interessant. Heute abend geht es um 21:30 Uhr weiter u. a. mit der GDC in San Francisco und dem Indie-Experiment “Love”.
Es wäre schon hilfreich, die Zuschauer nicht als 15-jährige Deppen zu sehen und einen Moderator zu haben, der Spiele (zumindest nach außen hin) nicht dämlich findet. Ich konnte das nicht länger als die ersten 2 Minuten ertragen!
Kleine Ergänzung zum Interview. Es gab zwei “Reviews” zur ersten Sendung, die mir bekannt sind.
Auf Superlevel.de: http://www.superlevel.de/spielkram/re-pixelmacher
und auf Kollisionsabfrage.net: http://www.kollisionsabfrage.net/blog/ein_offener_brief_an_die_pixelmacher
Mein Großes Problem war der Moderator. “Portale 2”, “Teleportationsportale”, “die zweite Version von Portal”. Dazu dann noch die wirklich unglaublich nervigen Starcraft-Sounds im Hintergrund (PIEPIEPIEPIEPIEP WOOSH PIEPIEP WOOSH PIEP WOOSH PIEPIEPIEP) und ich hatte wirklich das Gefühl, als hätte der stereotypische ZDF-Redakteur in seinen mitfünfzigern, der bis vor 2 Monaten noch nichts von Videospielen gehört hatte diese Sendung konzipiert.
Und dann verschwendet man etliche Minuten Sendezeit damit, einen durchschnittlich guten Animationskurzfilm zu zeigen, wo ein kurzer Hinweis auf die Onlineseite, auf der man den Film dann hätte verlinken können, auch gereicht hätte.
Viele gute Ansätze konnte ich nicht entdecken. Wenn man überhaupt die Konzeption einer Videospiel/Popkultur-Sendung im ZDF-Programm bereits als guten Ansatz sieht, dann stimme ich dem zu. Die Umsetzung versuchte dann aber so sehr, sowohl Gamer als auch Musikantenstadelclientè zu bedienen, dass sie mit Vollgas an beiden Zielgruppen vorbeigelaufen ist. Für Leute, die Videospiele als ihr Hobby sehen war das ganze zu amateurhaft und für Leute, die neu in dem Bereich sind mit zu viel Insiderwissen bestückt. Das erste, was man meiner Meinung nach tun muss, ist, sich seiner Zielgruppe bewusst zu werden und die dann konkret anzusprechen.
Beiträge, in denen man zuerst einen Standard-Kurzfilm als großes Netzfundstück präsentiert oder minutelang den Begriff “Flashmob” erklärt passen schlicht nicht zum Portal 2-Beitrag. Denn obwohl insbesondere die Anmoderation dafür geradewegs aus der Hölle kam, fühlte ich mich dadurch noch am meisten angesprochen – während ich mich sonst in erster Linie am Kopf gekratzt und gefragt habe: “Was denn nun?” So wirkt es einfach auf mich, als hätte irgendwer gesagt “Wir machen jetzt irgendwas mit Spielen”. Und dann hat man halt irgendwas mit Spielen gemacht. Aber auch nur Irgendwie.
“”Portale 2″, “Teleportationsportale”, “die zweite Version von Portal 2(sic!)”.” sollte es natürlich heißen ;) Habe die “2” am Ende vergessen.
Muss sagen das Valentina auf mich nen kompetenteren Eindruck als der Moderator macht…
Er war für mich DER Hauptkritikpunkt an der Sendung und irgendwie kaun zu ertragen (Das hin und her bei PvsZ usw).
Nunja mal schauen wie es weitergeht…
Hier mal mein ganz privater Senf dazu: Klar, die erste Sendung war noch zu sehr aus der Konserve und der Spagat zwischen Netz- und Videospielkultur ist hier vielleicht nicht ideal. Wir müssen auch erst mal eine Linie finden und dazu muss man ab einem gewissen Punkt erst mal anfangen. Da gibt es die unterschiedlichsten Erwartungen und Ansprüche – von allen Seiten ;-)
Der Zielgruppe bewusst zu werden ist für so eine Sendung sehr wichtig. Dazu braucht man Menschen die dieser Zielgruppe angehören. Das ist ein Grund warum Giga Games so gut war und GameOne so gut ist, man wird auf Augenhöhe angesprochen. Bei den Pixelmachern fühlt man sich wie bei der Sendung mit der Maus, man wird von oben herab belehrt von jemandem der selbst nicht weiß wovon er spricht.
Ein anderer Punkt ist die Geschwindigkeit. Die Zielgruppe besteht aus jungen Menschen, die mit schnellen Medien und der “Reizüberflutung” aufgewachsen sind. 5 Minuten lange Anmoderationen und Erklärungen sind da absolut unerträglich. Selbst für mich(26).
Nun etwas gutes: Die Themen, vor allem in der letzten Folge sind echt super. Das Interview mit Eskil zB, perfekt, genau sowas brauchts und unterscheidet die Sendung auch von GameOne.
Leider sehe ich aber keine glükliche Zukunft so lange man nicht von jemandem angesprochen wird, der authentisch ist.