Nintendo 3DS: Macken, Seltsamkeiten und Spieleeindrücke

24. März 2011

Nach zwei Wochen 3DS-Ausprobiererei nun mein vorläufiges Fazit: Die neue Handheldkonsole von Nintendo ist nett. Keine Sensation, kein „muss-ich-sofort-haben“-Technikspektakel, kein achtes Weltwunder. Aber der 3DS ist ein spannendes Spielzeug, das hoffentlich in naher Zukunft seine 3D-Muskeln spielen lässt, wenn die Entwickler die Einzigartigkeiten der Hardware vernünftig ausnutzen.

Ich habe mir einige Launch-Titel und auch NDS-Spiele vorgenommen, um mir ein besseres Bild vom 3DS zu machen. Und sehr schnell bin ich auf zig Störaspekte gestoßen: Sobald die Sonne zu sehr auf die beiden Bildschirme scheint, könnt ihr den 3D-Effekt fast gänzlich vergessen. Hinzu gesellt sich die bereits im Ersteindruck beschriebene Betrachtungswinkel-Problematik, die 3D regelrecht verschwinden lässt. Spielt ihr in abgedunkelten Räumen oder bei schwachem beziehungsweise indirektem Licht, kommt die räumliche Tiefe eindrucksvoll zum Vorschein. Es müssen immer die Rahmenbedingungen für den Spielegenuss stimmen! Ja, das ist ernüchternd und wird sicher bei einem 3DS Lite irgendwann 2012 verbessert. Darauf würde ich sogar 10 Euro verwetten. Wer lässt sich darauf ein?

Nintendo 3DS: Schicke Verpackung, stylisches Gerät - aber für 250 Euro ein ziemlich mickriges Einsteigerpaket

Nintendo 3DS: Schicke Verpackung, stylisches Gerät – aber für 250 Euro ein ziemlich mikriges Einsteigerpaket

Unbefriedigend ist die Abwärtskompatibilität. Zwar könnt ihr problemlos DS-Spiele verwenden, aufgrund der höher aufgelösten LCDs werden die Grafiken hässlich hochskaliert und hinterlassen dadurch einen verpixelten und/oder verwaschenen Eindruck. Sollte dies eine Software-Schwäche sein, erwarte ich ein Update der DS-Emulation spätestens mit der von Nintendo fest eingeplanten 3DS-Betriebssoftware-Aktualisierung. Diese soll Ende Mai kommen und endlich den Opera-Browser sowie den eShop integrieren. Beides gibt’s zum Launch der neuen Konsole nicht. Ich bin der Ansicht, dass Nintendo ohnehin den Trend zu verschlafen scheint, denn Anbindungen zu sozialen Netzwerken sind vermutlich nicht vorgesehen. Und was ist mit Youtube 3D zum Abspielen von entsprechendem Videomaterial? Kommt da noch was? Vielmehr setzen die Japaner vermutlich zu sehr auf ihre eigenen Ideen wie StreetPass oder den Münzensammel-Schrittzähler. Erstgenanntes wird sich meiner Einschätzung nach nie in Deutschland durchsetzen, dafür nutzen Spieler hierzulande Handhelds viel zu selten in der Öffentlichkeit. Vielleicht aus der Angst heraus, böse Kriminelle mit Migrationshintergrund (Klischee!!) könnten ihnen den 3DS in der U-Bahn abnehmen? Trotzdem unterstützen wichtige Launch-Titel diesen Dienst, der nur dann funktioniert, wenn der 3DS ausreichend verbreitet ist und von vielen Hundertausend Menschen deutschlandweit herumgetragen wird. Klingt für mich nicht realistisch.

Obwohl die Freude am 3DS mit vielen “…, aber“ verbunden ist – ich mag das Ding. Und das liegt, wie kann es anders sein, an der kleinen Innovation mit dem Namen Stereoskopie. 3D ohne Brille ist toll und ein Erlebnis, wenn die Spiele darauf abgestimmt sind. Und die Tiefendarstellung klappt sogar bei einem Sehbehinderten wie mir.  Schlimm sind Okulare also nicht. Aber schauen wir uns doch mal ein paar Spiele an…

Super Street Fighter IV 3D Edition

Ich gebe zu, kein Beat’em’Up-Profi zu sein, kenne aber immerhin die meisten Kommerz-Vertreter wie “Street Fighter IV” sowie die letzten “DoA”- und „Tekken“-Episoden. Letztlich dürfte erstgenannter Capcom-Prügler zum Vergleich genügen, denn die 3DS-Version ist ein geschrumpfter Ableger der populären und zurecht ausgezeichneten Reihe. Beeindruckt hat mich vor allem die technische Leistung von „Super Street Fighter IV 3D Edition“, die verdeutlicht, was im 3DS steckt. Online-Kämpfe konnte ich schon vor dem Europa-Start überstehen – ohne nennenswerte Probleme. Jederzeit werdet ihr mit echt schnieken Animationen und toll designten Hintergründen verwöhnt, dazu gibt es eine vorbildliche und eingängige Steuerung. Viele Spielmodi und Charaktere für Solisten gibt’s oben drauf. Und nicht vergessen sollte der 3D-Effekt werden. Dieser ist an und für sich zu keiner Zeit übertrieben.

Super Street Fighter IV sieht auf dem 3DS fast genauso gut wie auf der großen Konsole aus

Super Street Fighter IV sieht auf dem 3DS fast genauso gut wie auf der großen Konsole aus

Richtig klasse ist die Darstellung der Menüs und Punkte „vorne“, während das eigentliche Geschehen im hinteren Raum stattfindet. Obwohl ich nicht alle 15 Launch-Titel kenne, bin ich mir sicher, dass „Super Street Fighter IV 3D Edition“ sowohl sehr gut die 3D-Eigenschaften der Konsole zeigt als auch die zu den visuell attraktivsten 3DS-Titeln derzeit gehört. Ja, das ist auch was für Beat’em’Up-Muffel wie mich.

Pilotwings Resort

Ich kann mich nur vage an die alten „Pilot Wings“-Ausgaben vom SNES und N64 erinnern, aber spielt das eine Rolle? Denn „Pilotwings Resort“ ist ganz objektiv betrachtet nicht gut oder höchstens für echte Fans interessant. 40 lieblos aneinander gereihte Missionen, läppische drei Flugobjekte (jaja, plus freischaltbare Zusatzvehikel) und ein einziger Schauplatz deuten schon den lächerlichen Umfang an. Und das für 45 Euro? Ich empfinde das als Frechheit, zumal das einfache Fliegen (Flugzeug), Düsen (Jetpack) und Gleiten (Drachengleiter) so niveauvoll ist wie ein typisches Minispiel aus „Wii Sports Resort“. Rein zufällig fliegt ihr bei „Pilotwings Resort“ übrigens über das nett dargestellte Wuhu Island mit einen zuvor erstellten Mii-Charakter. So etwas in der Art konnte man doch schon bei besagter Wii-Sportspielsammlung tun, oder?

Pilotwings Resort: Als 3DS-Techdemo vielleicht geeignet. Aber wieso werden dann nicht einmal Multiplayer, StreetPass und Bewegungssensoren genutzt?

Pilotwings Resort: Als 3DS-Techdemo vielleicht geeignet. Aber wieso werden dann nicht einmal Multiplayer, StreetPass und Bewegungssensoren genutzt?

Ich weiß nicht genau, woran es liegt, jedoch hab ich auch mit der 3D-Darstellung kurioserweise meine Probleme. Das Bild scheint gelegentlich zu verschwimmen, in Kombination mit einem Unschärfeeffekt ist das sehr unangenehm für meine Augen. Schalte ich 3D komplett ab, klappt es ganz gut – aber dann ist das räumliche Gefühl natürlich weg. Insgesamt bin ich mit „Pilotwings Resort“ überhaupt nicht zufrieden, für mich riecht der Titel nach frecher Abzocke seitens Nintendo. Wäre das Spiel eine kostenlose Dreingabe gewesen, ich hätte mich nicht aufgeregt. Aber so?

Ghost Recon: Shadow Wars

Überrascht hat mit „Ghost Recon: Shadow Wars“. Zwar serviert mir Ubisoft keinen typischen Taktikshooter, dafür aber rundenbasierte Strategiekost, die ich in Maßen sehr gut ertragen kann. Klar, die typisch alberne Tom Clancy-Story rund um irgendeinen Terroristen-Möchtegern-Diktator in Osteuropa ist nicht sonderlich aufregend, unterhalt aber während der 37 teils sehr umfangreichen Missionen. Ihr steuert bis zu sechs Mitglieder des Ghost-Teams taktisch und überlegt über quadratische Felder aus der isometrischen Perspektive, killt Gegner, wählt die individuellen Eigenschaften der Protagonisten aus und erfüllt so die Aufträge. Das ist unterhaltsam und setzt mehr Intelligenz voraus, als angenommen.

Ghost Recon: Shadow Wars: Die gute Grafik kommt auf dem Screenshot leider überhaupt nicht zur Geltung.

Ghost Recon: Shadow Wars: Die gute Grafik kommt auf dem Screenshot leider überhaupt nicht zur Geltung.

Die Grafik ist zwar nicht herausragend, der 3D-Effekt wird aber dezent und passend vermittelt. Vor allem die Rauch- und Explosionsdarstellungen haben es mir angetan. Witzig ist ferner die Möglichkeit, mittels des Analogsticks quasi um die Ecke zu schauen. Mir bereitet „Ghost Recon: Shadow Wars“ sehr viel Spaß, vermutlich dank des robusten und intelligenten Spielkonzepts. In meinen Augen ist dieser Launch-Titel also eine gute Wahl, wenn ihr dem Genre etwas abgewinnen könnt.

Nintendogs+Cats

Als stolzer (und manchmal genervter) Hundebesitzer muss ich feststellen, dass „Nintendogs+Cats“ nicht vollständig der Realität entspricht. Allerdings geben sich die Entwickler reichlich Mühe, den Alltag mit dem Wauwau (und neuerdings auch dem Miau) möglichst authentisch zu simulieren. Gegenüber dem DS-Vorläufer hat sich vor allem technisch einiges zum Besseren gewandt, dank der 3DS-Prozessorkraft wurden die tierischen Tamagotchis glaubwürdig in Szene gesetzt. Wenn dann mein Köter am Display hängt und mich versucht abzulecken, dann ist das tatsächlich überraschend und erstaunlich. 3D kommt sehr gut zur Geltung, ich muss aber betonen, dass sowohl meine LAG als auch ich teils Sehschwierigkeiten bei der maximalen 3D-Stufe feststellten. Um ein räumliches Gefühl zu vernehmen, bin ich dazu gezwungen, die Augen sehr anzustrengen – das klappt bei „Super Street Fighter IV“ und „Ghost Recon: Shadow Wars“ deutlich besser. Senke ich die 3D-Intensität, wird es erträglich und trotzdem sichtbar.

Nintendogs+Cats: Gassigehen in 3D? Man, eigentlich klingt das völlig bescheuert...

Nintendogs+Cats: Gassigehen in 3D? Man, eigentlich klingt das völlig bescheuert…

„Nintendogs+Cats“ besitzt einen soliden Umfang, viele freischaltbaren Optionen und ein absichtlich kinderfreundlichen Stil mit Knuddelfaktor. Der perfekte 3DS-Einstieg für die ganze Familie. Bedenken sollten Eltern unbedingt: 3D ist laut Nintendo für Kinder ab sechs Jahren gedacht, ggf. muss das Stereoskopische also sicherheitshalber deaktiviert werden, was glücklicherweise auch über die Altersfreigabe der Software möglich ist. Mich würde brennend interessieren, inwiefern sich 3D auf Kids schädlich auswirken kann…

Sobald mir weitere 3DS-Spiele zur Verfügung stehen, werde ich diese hier ergänzend vorstellen.

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