Ian Stocker alias Magical Time Bean jongliert zwischen zwei Jobs und macht mit dem Retro-Hit „Soulcaster 2“ alles richtig.
Der Kalifornier ist seit fast 10 Jahren in der Spielbranche tätig und verdient sein Geld hauptsächlich als Audiodesigner und Komponist für Handheld-Spiele wie „Harry Potter“ oder „Die Sims 2“. Als er 2009 eine kleine berufliche Durststrecke hatte, steckte er seine Energie in die Entwicklung eines eigenen Spiels und setzte auf all das, was er als Spieler liebt: Dungeon Crawler, Tower Defense und Retrospiele. Aus diesem Mix heraus entstand „Soulcaster“, exklusiv für XBL Indie Games. Ende letzten Jahres erschien die Fortsetzung, die im Grunde alles beim alten belässt und lediglich an den Details feilt, aber mit fast doppelt so viel Inhalt.
Die beiden „Soulcaster“-Spiele versetzen den Spieler zurück in die Zeit von NES & Co, ähnlich dem Spiel „Epic Dungeon“, das wir vor kurzem hier vorstellten. Der Spieler übernimmt die Rolle eines bärtigen Zauberers, der sich durch pixelige Level schlagen muss und dabei stellen sich ihm allerlei Monster in den Weg. Der Zauberer wäre schnell verloren, wenn er nicht drei Helfer hätte: einen Krieger, eine Bogenschützin und einen Bombenwerfer. Genauer gesagt sind es die Geister dreier legendärer Helden, die der Zauberer beschwört und die er nun geschickt einsetzen muss. Jeder von ihnen hat besondere Fähigkeiten und so kann der Krieger sich durch einen Schild nach vorne schützen, doch bleibt er von der Seite verwundbar. Die Bogenschützin kann Gegner auf große Entfernungen angreifen, aber sie hat nur eine schwache Rüstung. Der Bombenwerfer entpuppt sich sogar als Gefahr für die ganze Gruppe, denn wenn er stirbt reißt er in einer Explosion Freund und Feind mit sich.
Während die Monster nun auf den Zauberer einstürmen, muss er seine Kämpfer geschickt platzieren um zu überleben – er selbst hat nämlich keinerlei Angriffszauber. Mehr hat er nicht zu tun, aber diese Aufgabe entpuppt sich schon nach wenigen Minuten als ziemlich knifflig. Zwar ist die Bedienung über das Gamepad schnell und genau, doch es dauert einige Zeit bis man die Tasten für die Heldenauswahl im Schlaf beherrscht. Trotz der Retrografik und dem Schwerpunkt auf Strategie ist „Soulcaster“ ein temporeiches Spiel, dass Köpfchen und flinke Finger erfordert. Glücklicherweise kann der Zauberer mit dem gefundenen Gold seine Kämpfer verbessern. Im obligatorischen Item-Shop gibt es Lebenspunkte, mehr Schaden und größere Schussweiten zu kaufen. Daneben kann sich der Zauberer mit Lebenstränken und einer Art Smartbomb ausrüsten. Das ist funktionell, übersichtlich und unverzichtbar bei diesem Dungeon-Abenteuer.
Natürlich darf man hier nicht die gleichen Maßstäbe ansetzen, wie bei einem „großen“ Spiel. Es gibt so gut wie keine Story, die Aufgabe – Überleben – ist simpel und das Spiel besteht im Grunde genommen aus der genialen Idee Dungeon-Crawler wie Gauntlet mit Tower-Defense-Spielelementen zu kreuzen. Entweder man ist nach wenigen Sekunden von diesem Spielprinzip gefangen, oder man lässt es halt bleiben. Zudem ist der Schwierigkeitsgrad schon nach wenigen Abschnitten recht knackig und dürfte für einige Frusterlebnisse sorgen. Über jeden Zweifel erhaben ist dagegen der konsequente Retrostil des Spiels – von der stimmungsvollen Musik bis hin zum Passwort-Speichersystem wird hier alles geboten, was das Herz eines Retrofans höher schlagen lässt. Neben dem etwas moderneren „Epic Dungeon“ sind die beiden „Soulcaster“-Spiele die beiden schönsten und liebevollsten Verbeugungen vor der „guten alten Zeit“.
Ein kleiner Hinweis: Morgen erscheint Auf Polygamia ein Interview mit dem Entwickler Ian Stocker.
Ich mag Retro ja eigentlich. Aber meiner Meinung nach muss man das nicht unbedingt in der Grafik zeigen. Die könnte ruhig hübscher sein. ;) In so einer modernen Retro-Variante.