„Lara Croft and the Guardian of Light“ ist ein Neuanfang für eine Heldin, die gerade dabei ist zu verblassen. Kein 3D-Action-Adventure, sondern eher ein “Diablo” mit Grips und Partner.
Am Anfang gab es nur das: Eine enorme Oberweite und einen prallen Hintern. Mit diesen beiden Verkaufsargumenten wurde die Archäologin Lara Croft zum Popstar der Videospieleindustrie. Mitte der 90er Jahre entfachte Publisher Eidos mit dem Spiel „Tomb Raider“ und seiner Heldin Lara ungeahnte Begierden unter den Spielern, und alles drehte sich um die eine Frage: Welcher Blickwinkel bringt die Reize von Lara richtig zur Geltung? Die Folge: ein paar mehr oder weniger gute Fortsetzungen, ein Musikvideo mit den Ärzten und zwei schlechte Filme mit Angelina Jolie.
Entwickler Crystal Dynamics schickt die Archäologin in ihrem neuen Abenteuer wieder in den tiefsten Dschungel und wieder in eine verzwickte Tempelanlage. Also dasselbe, nur mehr davon? Mitnichten. Statt Schulterperspektive rennt unsere Heldin – ganz retrolike – in isometrischer 3D-Sicht durch das Tempellabyrinth. Sie springt über Abgründe, weicht herabfallenden Gesteinsbrocken aus und zerlegt reihenweise fiese Ungeheuer. Beeindruckend ist erneut ihre Kraft, denn bei Bedarf kann Lara riesige Kugeln durch die Gänge schieben, Feuerfallen blockieren oder Schalter aktivieren. Das ist alles nicht neu, aber die Entwickler beweisen, dass man auch aus alten Ideen ein spannendes Spiel machen kann.
Laras Abenteuer sind vor allem ein Triumph des Leveldesigns. Obwohl alles nur in einem Tempel spielt, wird es nie langweilig. Mal durch einen Irrgarten hüpfen, mal ein paar Kugeln geschickt platzieren oder einfach nur die Horden von Gegnern in einem Arena-Kampf besiegen – die Entwickler holen alles aus dem begrenzten Spielszenario heraus, auch wenn dem ein oder anderen Spieler das konsequente Try&Error-Prinzip wohl etwas zu „old-school“ sein könnte. Außerdem kann es schon mal langweilig werden kann, wenn immer wieder die gleichen Monster auftauchen. Dank geschicktem Waffeneinsatz – von der Shotgun bis zum Raketenwerfer – sind sie aber leicht zu meistern. Die Bosskämpfe sind dagegen taktisch clevere Meisterstücke, und wer genug übt, gewinnt ohne einen Lebenspunkt zu verlieren. Hart, aber fair.
Nett: Neben den Waffen kann Lara auch Artefakte oder Reliquien finden. Damit erhält sie Boni auf Waffenstärke oder Tempo. Zusammen mit den zahlreichen Herausforderungen – besiege Boss in XX-Minuten, finde eine bestimmte Anzahl von Schädeln – wird aus dem Spiel ein Replay-Monster. Hetzt man nämlich einfach durch “Lara Croft and the Curadian of Light”, ist es nämlich nicht nur nach knapp sechs, sieben Stunden vorbei, sondern man verpasst auch die ganzen Geheimnisse und muss auf Reliquien&Co verzichten. In der Regel gibt es für jede Herausforderung nämlich Bonusgegenstände. Dadurch startet man immer wieder einen neuen Versuch und das überdeckt etwas die nicht vorhandene Story und die sehr kurze Spielzeit.
Das Beste kommt zum Schluss: Wer will, kann das Abenteuer gemeinsam mit einem Freund durchstehen. Lara erweckt am Anfang einen Azteken-Krieger namens Totec, der sie tatkräftig unterstützt. Dadurch ändern sich einige wenige, aber wichtige Spieldetails. Beispielsweise besitzt Totec einen Schild, mit dem er Pfeile blockieren kann oder ein paar Halteringe an den Wänden verschwinden. Stattdessen muss Lara Totec mit ihrem Seil an der Wand hochziehen. Dieser Koop-Modus bringt einen netten kleinen Twist in die Handlung – allerdings nur im LAN-Modus. Momentan ist der Online-Multiplayer noch nicht frei geschaltet und soll erst ab Ende September per Update nachgereicht werden.
Fazit: Meckern gilt nicht. Offiziell mag es nur ein Download-Spin-off für eine ehemals populäre Marke sein. Tatsächlich ist es aber der richtige Schritt zurück in die Zukunft. Ein bisschen Action-Adventure, ein bisschen Jump’n’Run und ein Priese “Diablo” machen aus „Lara Croft and the Guardian of Light“ ein gelungenes Comeback.
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