Reigns: Herrschaft für die Tinder-Generation

27. August 2016

Ich bin alt, reizüberflutet und gerade mal wieder nicht für irgendwelche Videospiel-Schwergewichte zu haben. Aber etwas über den Touchscreen meines Smartphones wischen und über ein Königreich herrschen – ja, das geht schon.

„Reigns“ kostet etwas über 3 Euro und ist für PC/Mac, iOS sowie Android erhältlich. Es stammt von dem britischen Studio Nerial, das sich Unterstützung von DevolverDigital holte. Ohne den Publisher wäre das Stück Software vermutlich in der Masse der kleinen Kartenspiele in den Appstores dieser Welt gnadenlos untergegangen. So konnte es dann doch irgendwie meine Aufmerksamkeit erhaschen. Bei Twitter entdeckte ich jemanden, der es empfahl. Glaube ich. Den Tipp möchte ich gerne weitergeben. Denn „Reigns“ ist ein Paradebeispiel für einen kleinen, süßen, kreativen, lustigen und kurzen Snack.

Es ist eine Art Kartenlegespiel. (Foto: DevolverDigital)

Es ist eine Art Kartenlegespiel. (Foto: DevolverDigital)

Touchscreenwischerei

Eigentlich ist „Reigns“ optimal auf die beschränkte Aufmerksamkeit und Oberflächlichkeit der jungen Zielgruppe zugeschnitten. Ähnlich wie bei den Singlebörsen Lovoo, Tinder und Co. trefft ihr Entscheidungen mit simplen Wischgesten. Ja und Nein. Links oder Rechts. Der Unterschied ist nur: Ihr guckt nicht auf Mädels oder Jungs, sondern trefft folgenschwere Entscheidungen als Herrscher eines mittelalterlichen Königreichs. Das Problem ist nur: Ihr müsst stets auf ein Gleichgewicht der Mächte eures Landes achten. Die Bevölkerung, die Kirche, die Wirtschaft und das Militär wollen gleichermaßen nicht zu sehr vernachlässigt werden. Und geht es einer Seite zu gut, wird es für euch ebenfalls gefährlich. Verschiedene Berater eures Landes erwarten eure Befehle. Doch entscheidet weise. Oder sterbt!

Humor? Auf jeden Fall! (Foto: Screenshot / Polygamia.de)

Humor? Auf jeden Fall! (Foto: Screenshot / Polygamia.de)

Ein gegnerisches Königreich greift an! Das Heer aussenden? Keine Frage – JA! Doch wie entscheidet ihr euch, wenn ein Golem in einem fremden Dorf auftaucht oder Nonnen plötzlich beginnen zu miauen? Und was hat es mit dem Mann im roten Outfit auf sich, der Geschenke an Kinder verteilt? Aufhängen lassen oder verschonen? Als König habt ihr es schon nicht so leicht, zumal im Laufe der Zeit auch neue Herausforderungen und Überraschungen warten. Landet im Verließ, kämpft gegen Skelette oder heiratet eine Prinzessin aus dem Nachbarreich. Das ist alles komplett textbasiert und wird höchstens durch hübsche Bildchen oder Animationen verziert. Mehr braucht’s nicht, um euch Spaß zu bescheren. Lustige Anspielungen, absurde Überspitzungen, gemeine Auswahlmöglichkeiten – ich habe wirklich sehr häufig geschmunzelt. Und wenn das ein Spiel schafft, macht es irgendwas richtig.

Kurz. Genug!

Was ich vielleicht etwas bedauere: Ihr spielt immer so lange, bis ihr zu viele Fehler begeht. Dann ist Schluss. Exitus! Und ihr tretet wieder als neuer König an. Euer Ziel ist es also, möglichst lange an der Macht zu bleiben. Die Luft geht im Verlauf der Dynastien recht schnell aus „Reigns“ raus. Nach ein paar Stunden meint ihr, die meisten Karten gesehen und Entscheidungen ausgewählt zu haben. Die längerfristige Motivation fehlt demnach etwas. Aber was nörgle ich? 3 Euro für drei Stunden, die euch „Reigns“ schätzungsweise im Laufe der nächsten Tage und Wochen bei Laune halten wird? Ist doch voll okay! Vor allem weil sich die App ganz hervorragend dazu eignet, einfach mal für drei, vier Minuten zu spielen. Gefühlt macht „Reign“ so vieles richtig: Nicht anstrengend, ideal für eine kurze Bahnfahrt, lustig und knuffig anzusehen, ohne dabei kindisch zu wirken.

Warum schreibe ich mir meine Finger fusselig? Kauft euch das Spielchen. Echt mal!

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