Dieses absurde Tempo. Diese Gewalt. Dieser Tritt in die Magengrube der intellektuellen Spielkritik. Oder: “Doom” ist zurück.
Man sagt ja, das Totgesagte länger leben. Und viel “toter” als “Doom” kann man eigentlich nicht sein. Das Spiel, das uns einst die Türen in die 3. Dimension öffnete, verschwand mit dem dritten Teil hinter den Toren der Hölle, bis uns id Software mit der BFG-Edition wieder schmerzlich daran erinnern musste.
Ich muss ehrlich zugeben, dass ich dieses neue “Doom” lange vor mir herschob. Um mich herum jubelten alle, aber bei mir wollte der Funke nicht so recht rüberspringen. Immer mal wieder habe ich das Spiel gestartet, ein paar Runden gespielt, und dann wurde es mir zu eintönig.
Voll auf die Nüsse
“Doom” ist zumindest keine Grafik-Demo geworden. id Software hängt so ein wenig der Ruf der Technik-Prolls an, die für eine detaillierte Textur auf einem High-End-PC alles stehen und liegen lassen. Nein, “Doom” ist ein echtes Spiel geworden. Kein besonders komplexes, denn ihr müsst eigentlich nur herumrennen und Gegner abballern, aber vermutlich wird euer Adrenalinspiegel ungeahnte Höhen erreichen. Zwischen dem ganzen Gemetzel dürft ihr euch sogar ein bisschen Zeit lassen und die ganzen Extras suchen. Wenn ihr wollt, könnt ihr den Entdeckungsfaktor sehr ausreizen, um alle Upgrades zu finden.
Mehr ist da leider nicht. Die einzelnen Levels sind zwar groß, aber letztendlich läuft alles auf Arena-Geballer hinaus, bei dem ihr vor allem schnelle Reflexe beweisen müsst. Da die Story nicht sonderlich spannend ist, stellt sich zumindest bei mir ein schneller Ermüdungseffekt ein. Der Reiz liegt nur darin, es auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad zu beenden und die zahlreichen kniffligen Aufgaben, extrem schwierige Kills beispielsweise, zu meistern. Das ist alles nett gemacht, aber doch sehr Retro und erinnert an die zahlreichen sogenannten Ostblock-Shooter wie “Serious Sam” oder zuletzt “Hard Reset Redux”.
Nur manchmal packt mich dieser Flow. Wenn die Herausforderung und mein Können im Einklang sind, entwickelt “Doom” eine Sogwirkung. Sobald ich pausenlos durch die Arena rase, ständig die Waffen wechsle und ein Monster nach dem anderen vor mir in der Blutlache liegt, kann ich ein wenig die Begeisterung der Spielepresse verstehen. Die Kollegen scheinen wohl froh zu sein, dass sie einmal nicht die Kulturkritikkeule schwingen müssen, um Metaebenen zu deuten.
Früher war alles besser
Puristen dürften dennoch ein wenig enttäuscht sein. Früher war “Doom” mal provokant, doch die Gewaltszenen taugen heute nicht mehr für einen Skandal. Damals waren sie ein Mix zwischen pubertärer Geltungssucht und subversivem Magentritt gegen das Establishment. Dieser kleine Akt der Rebellion ist heute einem konservativen Spielprinzip gewichen, das sich an aktuellen Spielgewohnheiten orientiert. Ein bißchen Splatter-Recycling, ein paar RPG-Elemente und das war’s. Wenn ihr heute “Doom” spielt, ist es so wie der Besuch eines AC/DC-Konzerts, um die Midlife-Crisis zu bewältigen, oder sich die neue CD der “Toten Hosen” zu kaufen. Punk ist tot, es lebe der Mainstream.
Zumindest ist “Doom” ein entwaffnend ehrliches Videospiel geworden. Es will keine anspruchsvollen Geschichten wie in “Bioshock” erzählen oder doziert nicht selbstreferentiell über “Gewalt in Videospielen”. Das darf man auch 2016 mögen ohne gleich schief angeblickt zuwerden. Aber ist es ein dauerhaftes Vergnügen, eine Spielerfahrung, an die wir uns in ein paar Jahren noch erinnern werden? Ich bezweifle das. Ähnlich wie irgendein Straight-to-DVD-Titel will id Software einfach nur unterhalten, im linken Daumen rein, im rechten wieder heraus. Kurzweilig, schnell, aber auf Dauer ziemlich belanglos.
Ich hätte schon längst was dazu geschrieben aber ich schaffe es nicht einmal die Demo durchzuspielen. Ja, optisch ist das Game wirklich super aber die Demo habe ich irgendwann mittdendrin nach 20 Minuten oder so vor Langeweile aufgehört und keine Motivation weiter zu spielen.