Dieser Text enthält milde Spoiler, wenn ihr die Trailer nicht gesehen habt.
Obwohl der Output an Marvel-Filmen wirklich hoch ist und die Qualität schwankt, war der Hype und die Vorfreude auf “Captain America: Civil War” allgemein doch recht groß. Das hat wohl mehrere Gründe. Fanliebling Bucky ‘Wintersoldier’ Barnes spielt eine wichtige Rolle, und auch viele andere Charaktere sind mit dabei. Vor allem die beiden neuen Figuren Black Panther und Spider-Man machten im Vorfeld neugierig. Zu Recht. Beide überzeugen. Ich hätte mir den “Black Panther”-Film zwar vorher gewünscht, er wurde allerdings gut in die Hauptstory eingebunden.
In “Civil War” kulminieren zwei Story-Stränge: Zum einen wird die Geschichte aus “Captain America: Winter Soldier” fortgesetzt, zum anderen wird an die Ereignisse aus “Avengers: Age of Ultron” angeknüpft. Während die Welt in den „Enhanced Humans“ immer mehr eine unkontrollierte Gefahr sieht, ist Steve Rogers a.k.a. Cpt. America weiterhin auf der Suche nach seinem früheren Kameraden Bucky. Als die Vereinten Nationen eine Konvention verabschieden will, die es den Avengers verbietet auf eigene Faust zu operieren, eskaliert die Lage. Bei der Ratifizierung in Wien kommt es zu einem Bombenattentat, bei dem unter anderem der Landeschef von Wakanda getötet wird. Verantwortlich für den Anschlag scheint kein Geringerer als Bucky zu sein. Rogers trifft eine folgenschwere Entscheidung und stellt sich gleich doppelt gegen seinen Avengerskollegen und Freund Tony ‘Iron Man’ Stark. Er weigert sich, das Dokument zu unterzeichnen und verhilft Bucky zur Flucht vor den Behörden. Alle Avengers und ihre Verbündeten müssen sich nun entscheiden, auf welcher Seite sie stehen wollen.
Marvel macht es besser als DC
Auch wenn Marvel ganz andere Töne anschlägt, drängt sich der Vergleich mit dem kürzlich erschienenen “Batman V Superman” von DC auf. Hier wie dort geht es um die Kontrolle übermächtiger Wesen und den moralischen Konflikt der Helden. Ich finde, Marvel gelingt es besser.
Die aufeinanderprallenden Fronten werden deutlich überlegter hergeleitet. Beide Seiten sind nachvollziehbar, auch wenn die Zuschauer eindeutig mit einer Seite sympathisieren sollen. Tony Stark steht für die Denkweise der UN, Steve Rogers für die USA. Es werden viele reale und aktuelle Kontroversen (Waffenrecht, Anti-Terror) auf zwei Figuren herunter gebrochen. Das ist verkürzt und verknappt, aber gelingt für einen Superhelden-Actionfilm sehr gut.
Insgesamt flutscht der Film besser als das DC Pendant. Außerdem behält sich “Civil War” noch einen großen Teil der Geschichte für den Film selbst auf und erzählt nicht alles bereits in den Trailern. Denn so wenig überraschend die Marvel-Werke mittlerweile sind, kleinere Aha-Momente bietet “Civil War” dennoch. Dadurch bleibt es bis zuletzt spannend, vor allem für diejenigen, die sonst keine Comics lesen. Das liegt unter anderem stark an Daniel Brühl und seiner Figur. Sie ist für einen Superheldenfilm ungewohnt zurückhaltend und dabei so viel besser als ein Red Skull oder Ultron. Seine Motivation, sein Vorgehen, sein Charakter geben dem Film eine gewisse Ernsthaftigkeit. Es zeigt sich wieder einmal, dass eine gut geschriebene Rolle deutlich zuträglicher als Set-Design, Lichtstimmung und Kameraführung ist.
Kein seichtes Popcorn Kino mehr
Die Tonalität des gesamten Films orientiert sich an “Winter Soldier” und kommt eher melancholisch daher. Auch wenn das zwischendurch immer mal wieder aufgebrochen wird, etwa durch Spider-Mans große Klappe oder die unbedarfte Verpeiltheit von Ant-Man. Trotz der massiven Actionsequenzen und den vielen kostümierten Helden ist das nicht mehr die seichte Popcorn-Unterhaltung aus der ersten Marvel Cinematic Universe-Phase. Am deutlichsten zeigt sich das bei Tony Stark. Der einst sarkastische, arrogante aber geniale Held verliert immer mehr an Boden und Standfestigkeit. Gegen Ende bringt er nur noch ein „I don’t care“ heraus.
Klar, “Civil War” besitzt seine Schwächen. Ein paar Stellen ziehen sich, nicht jeder Spruch sitzt und es gibt ein paar kleinere Ungereimtheiten. Allem voran: der Name. “Civil War” ist ganz klar ein “Avengers”-Film. Nicht nur spielen fast sämtliche Rächer eine entscheidende Rolle, es geht ja im Großen auch um die Avengers als Gruppierung. Die durch den Trailer heiß erwartete Kampfszene zwischen den Teams funktioniert insgesamt zwar, erscheint manchmal jedoch etwas hölzern und unübersichtlich. Der sehr übermächtige Vision kommt zu kurz, dafür erscheint mir Hawkeye überflüssiger denn je. Und zwei prominente Rächer fehlen völlig.
Überhaupt: Vision war leider etwas verschenkt. Anstatt die kritische Denkweise seiner künstlichen Intelligenz weiter zu ergründen, nimmt sich der Film mehr Zeit, die Dreier-Konstellation Rogers – Bucky – Stark zu beleuchten. Dadurch werden auch die anderen Figuren zu Statisten. War Black Widow in “Winter Soldier” noch essentiell, rückt sie in “Civil War” stark in den Hintergrund (Die Frauenfiguren in “Civil War” wären einen eigenen Text wert). Schließlich fand ich das Ende seltsam bis enttäuschend. Da hätte sich Marvel mehr trauen müssen. So ist es leider doch reichlich gefällig.
“Avengers”-Titel oder nicht – “Civil War” führt die Geschichte des MCU konsequent weiter und weiß zu gefallen. Es ist ein Actionfilm, der unterhält, aber über den man auch nachdenken kann. Wenn man will. Ähnlich wie bei “Winter Soldier” schafft es Marvel, eine politische Ebene einzubinden, doch geht weitaus weniger verkopft und verkrampft als DC vor. Diesen Comicfilm-Bürgerkrieg gewinnt Marvel eindeutig.
Marvel’s “Captain America: Civil War” läuft ab dem 27. April 2016 in den deutschen Kinos.
Die Comic-Vorlage war leider weniger gut, aber der politische Konflikt war dennoch spannend, der ein Post 9/11 USA widerspiegelte, inform von Captain America vs. Iron Man. Freiheit vs. Überwachung, wobei hier nicht mehr klar wird, wer hier noch “gut” oder “böse” bzw. rechts oder links ist.
Hätte erhofft, dass der Film dies auch schaffen würde, aber scheint nicht so zu sein?
Nunja… werd mir den Film dann trotzdem mal auf BluRay anschauen später.
Es ist schwierig darauf einzugehen ohne zu spoilern. Wahrscheinlich schreibe ich noch mal einen Text, der voraussetzt, das man den Film gesehen hat.
Grundsätzlich ist diese Freiheit vs Kontrolle schon drin. Deswegen meinte ich ja im Text, “Die aufeinanderprallenden Fronten werden deutlich überlegter hergeleitet. Beide Seiten sind nachvollziehbar, auch wenn die Zuschauer eindeutig mit einer Seite sympathisieren sollen. Tony Stark steht für die Denkweise der UN, Steve Rogers für die USA. Es werden viele reale und aktuelle Kontroversen (Waffenrecht, Anti-Terror) auf zwei Figuren herunter gebrochen. Das ist verkürzt und verknappt, aber gelingt für einen Superhelden-Actionfilm sehr gut.”
Freue mich schon sehr auf den Film. Winter Soldier ist meiner Ansicht nach der bisher beste Comic-Actionhelden Titel, was mich ehrlich überrascht hatte, denn der erste Captain America Film war wiederum eher einer der schlechtesten. Wenn der neue an Winter Soldier anknüpft kann er nur toll werden … ^^
Mit den DC Filmen kann ich hingegen irgendwie nicht soviel anfangen. Selbst die hochgelobten Nolan Batman Streifen fand ich nicht so toll und kann den Hype um die nicht nachvollziehen. Und Superman ist irgendwie nur langweilig.