Es ist alles wie verhext. Kaum ist “Evolve” draußen, schon hagelt es Kritik, obwohl die Previews fast alle positiv ausfielen. Der Grund: DLCs. Angeblich will Publisher 2K die neue Cash Cow bis zum Gehtnichtmehr melken. Viele fragen sich, warum “Evolve” nicht den ganze Kram bietet, den ein Triple-A-Titel heute haben muss. Die Antwort lautet: “Weil es ihn nicht braucht.”
Lehnen wir uns doch etwas zurück und halten nüchtern fest: “Evolve” von den Turtle Rock Studios ist ein komplettes Spiel. Ein sehr gutes noch dazu. Motivierend, spannend, anders.
Der etwas andere Teamshooter
“Evolve” ist kein Spiel, das dich mit Content zudröhnt. Wer auf Triple-A-Geballer im Stil von “CoD” oder Titanfall steht, sollte einen großen Bogen um “Evolve” machen. Hier existieren kaum aufwändige Skriptsequenzen, es fliegt wenig in die Luft und es gibt keine drölftausend Kiddies, die im Chat herumtrollen. Stattdessen setzt Turtle Rock auf ein simples, puristisches Spielprinzip: Vier Jäger und ein Monster, das sie erlegen müssen. Understatement statt Protzerei ist angesagt. Eine Handvoll Maps, vier Jägerklassen mit bis jetzt 12 unterschiedlichen Figuren und drei Monster, eines fieser als das andere.
Was Evolve nicht besitzt: eine Story. Das Hintergrundszenario wird nur kurz angedeutet. Im Grunde genommen geht es nur darum, Kolonisten auf dem Planeten Shear vor den Monstern zu beschützen. Allerdings verfügt jeder Jäger über eine interessante Hintergrundgeschichte, von der ich gern mehr erfahren hätte.
Auf den ersten Blick hat “Evolve” dadurch ein sehr eintöniges Spielprinzip: Spuren lesen, verfolgen, Arena errichten, Monster töten. Das trifft aber nur auf den Spielmodus “Jagd” zu. Daneben bieten die Entwickler weitere Spielmodi an. In “Nest” müsst ihr schnell die Eier des Monsters zerstören, bevor sein Nachwuchs schlüpft. In “Retten” müsst ihr ein paar Kolonisten rechtzeitig zum Transportschiff bringen, und in “Verteidigung” kommt ein Hauch MOBA in das Spiel: Während das Monster ständig neue “Gefolgsleute” auf euch hetzt, müsst ihr Stromkreise beschützen, damit alle Kolonisten vom Planeten evakuiert werden können. Wer mag, kann in “Evakuierung” das in einer Minikampagne spielen, bei der jede Schlacht Auswirkung auf die nächste erhält. So entstehen unter anderem Giftwolken, wenn ihr eine Runde verloren habt. Oder Geschütztürme und Drohnen helfen euch bei der Verteidigung, solltet ihr gewonnen haben.
Ein Reiz des Spiels liegt in der Teamarbeit. “Evolve” ist ein Spiel, das ihr am besten mit Freunden und Headset spielt. Die Macher haben sich da von Rollenspielen inspirieren lassen und setzen auf ein klassisches Trinity-Build mit Tank, Healer und Damage Dealern. Zufällig zusammengestellte Teams bekommen nur mit Glück eine Chance auf den Sieg. Ein cleverer “Monster”-Experte wird sie leicht besiegen können. Dazu bietet das Spiel große und komplexe Maps, die ihr erstmal kennenlernen müsst. Welche Abkürzungen sind verfügbar? Wo kann ich die Jäger in die Falle locken?
Ein weiterer großer Pluspunkt sind die einzelnen Jäger und Monster, die sich unterschiedlich spielen. Welchen Buff nehme ich mit? Soll ich den Medic mit dem Wiederbelebungsgerät wählen oder doch lieber mit einer Medipistole mein Team konstant heilen? Überwachungsdrohnen oder “Spürhund “Daisy”? “Evolve” ist nicht unbedingt ein Spiel, das ihr einfach mal so “zockt”. Ihr müsst gleichzeitig Geduld sowie taktisches Verständnis aufbringen und im richtigen Moment einen kühlen Kopf bewahren.
Dennoch bietet das Charaktersystem Grund zur Kritik. Um neue Boosts oder Spielcharaktere freizuschalten, sollt ihr bestimmte Meilensteine erreichen, ähnlich wie in “CoD” & Co. Zwar werden hier ein paar Teamfähigkeiten honoriert, aber auch viele Egotrips. Es ist schon etwas absurd, wenn ihr den nächsten Boost erreichen wollt und dafür lieber das Monster lähmt, als euren Mitspieler zu heilen. In diesen Momenten ist “Evolve” ganz gefangen in dem “Anspruch”, der an heutige Multiplayer-Shooter seit der “CoD”-Revolution gestellt wird. Am besten konzentriert ihr euch deshalb auf den Solomodus, um spezielle Boosts freizuschalten. Die gelten dann auch im Multiplayer.
Zu wenig Spiel fürs Geld?
Trotz der Kritikpunkte und der elenden Diskussion um die DLC-Politik ist “Evolve” für mich eine runde Sache. Natürlich muss sich 2K vorwerfen lassen, dass sie den Release marketingtechnisch verbockt haben. Eine unübersichtliche Liste an Pre-Order-Boni und die Ankündigung umfangreicher DLCs führten unweigerlich zum Vorwurf der Abzocke. Ein Backlash mit Ansage. Ich frage mich, warum Publisher mit ihren DLC-Plänen nicht etwas warten? Erstmal die Massen mit einem tollen Spiel begeistern und dann genüsslich fragen: “Was? Ihr wollt mehr? Bitteschön!”.
Natürlich wandert 2K auf einem schmalen Grad. “Evolve” ist ein Triple-A-Titel und die Käufer erwarten für einen solchen Blockbuster viel Spiel fürs Geld. Da wirkt das puristische Spielprinzip und eine handvoll Charaktere auf den ersten Blick erstmal dürftig. Die DLCs sollten wohl auch den Hinweis transportieren, dass “Evolve” eine Zukunft hat. Dummerweise ging dabei die Botschaft vollkommen unter, dass sämtliche kommenden Maps und Spielmodi kostenlos sein werden. Und nochmal: “Evolve” ist ein komplettes Spiel, an dem ihr wochenlang Spaß haben könnt.
Letztendlich sind es die etwas schizophrenen Spieler. Einerseits wollen sie einen guten Multiplayer, andererseits beschweren sie sich jetzt über eine fehlende Storykampagne. Oder wollen einen Teamshooter, bei dem das Wort “Team” wirklich wichtig ist und sehnen sich dann nach mehr Action. Und: Wollen immer mehr und mehr Inhalt, am besten kostenlos. Mal ehrlich, wer kann es dieser Zielgruppe rechtmachen?
Ein besonderer Dank geht an Thorsten Schwalb von Let’s Play Some Games für ein paar lehrreiche Spielrunden.
Das große Problem von Evolve ist tatsächlich die Preis / Leistung. Ich habe nun einige Streams gesehen sowie einige Tests und muss sagen, ich würde dafür auch kein Geld ausgeben. Evolve hat keinen (richtigen) Fortschritt, der Spielern Erfolge und Dinge zum Freischalten bietet aber das größte Problem, Evolve ist ein reines Multiplayer Game. Nur, reine Onlineshooter sind heutzutage quasi durch die Bank KOSTENLOS!
Spiele wie Call of Duty oder Battlefield haben nicht umsonst eine Singleplayer-Kampagne. Selbst ein F2P Game wie F.E.A.R. Online, so schlecht es sein mag, hat eine Solo-Kampagne!
Evolve tritt in direkter Konkurrenz zum sehr ähnlichen Nosgoth an. Nur, Nosgoth ist komplett kostenlos, grafisch fast ebenbürtig und Dinge freizuschalten macht Spaß und Sinn!
Wieso sollte also irgendwer Geld für Evolve ausgeben, insbesondere unter der Prämisse, dass das Spiel mit DLCs ohne Ende wirbt und deswegen viele Spieler das Gefühl haben, ziemlich über den Tisch gezogen zu werden, wenn neue Monster mit 15 Euro zu Buche schlagen und ohnehin nur drei Stück im Hauptspiel sind. Das Hauptspiel schreit halt geradezu danach ein kostenloser Client zu sein.
Auch spricht das Spielprinzip nicht jeden an. In erster Linie halt Fans von Left 4 Dead. Diese Serie ist zwar sehr gehyped aber so viele Spieler hat die auch nicht gerade gehabt.
Als Titanfall so schnell in der Versenkung verschwand habe ich mich tatsächlich ein wenig gewundert. Bei Evolve wusste ich schon bei den ersten Previews in der Beta, das wird nichts! Alles an dem Spiel schrie einfach nach viel Hype aber alles heiße Luft. Ausgerechnet ein Destiny zeigt, wie man Spieler bei der Stange hält. Evolve hingegen ist der typische Shooter ohne Schnörkel und ohne Drumherum. Und deswegen war er dazu verdammt F2P zu werden oder wirklich hart zu “failen”. JEDER mit nur dem Hauch einer Ahnung des Spielemarktes hat das vorher gesehen (ich wurde in Foren trotzdem von Fans angeschnauzt, dass meine Glaskugel nichts taugt und ich keine Ahnung hätte … ^^ ) Ich hatte übrigens gesagt, 1 Millionen Käufer, wenn es wirklich gut läuft längerfristig maximal 2 Millionen. Damit lag ich ziemlich goldrichtig, die veröffentlichten Verwirrungsstatistiken lassen sich auf ca. 1 Millionen Käufer umrechnen, vielleicht sogar ein wenig weniger, da viele Spiele mit Bots aufgefüllt werden.
PS: Die auf meinem Rechner im Moment installierten Onlineshooter sind: A fistful of Frags, Nosgoth, Dino D-Day, Insurgency und Battlefield 3 (weil es das mal kostenlos bei Origin gab). Ich muss nicht extra erwähnen, dass ich für keinen von denen Geld bezahlt habe (wobei ich glaube, Dino D-Day und Insurgency waren bei irgendwelchen Bundles bei, also theoretisch haben die schon was gekostet). Der Punkt ist, sie machen alle Spaß und sie bieten teilweise (erheblich) mehr als Evolve.
Und vor allem, insbesondere Nosgoth, als recht ähnlich wie Evolve, schlägt Evolve in allen Bereichen – nur ist halt eben kostenlos. Sorry, wer da Evolve kauft dann nur, weil Nosgoth nicht so bekannt ist.
Tja, wenn ich das richtig verstehe, verurteilst du das Spiel ohne eine Minute davon gespielt zu haben, oder? Gerade bei Evolve ist das ein Fehler, denn ein Spieler muss sich schon ein bisschen mit dem Spiel beschäftigen, um die Qualitäten zu entdecken. Die Ähnlichkeiten zu Nosgoth sind nur sehr grob.
Ich stimme dir aber in vielen anderen Punkten zu. Auch ich habe nicht erwartet, dass Evolve mehr als eine Million Käufer findet. Dazu ist es zu puristisch, um den ganz großen Massenmarkt anzusprechen. Wobei ich jetzt eine Million Verkäufe für eine neue Marke nicht so schlecht finden würde.
Die andere Sache ist natürlich das Marketing. Durch die DLC-Ankündigungen haben wohl viele Spieler das Gefühl, als würden die DLCs mehr Inhalte bieten als das Hauptspiel. Das hat 2K komplett verbockt. Im Nachhinein wäre es wohl vernünftiger gewesen, die ganzen Zusatzinhalte gleich in das Spiel zu integrieren oder grundsätzlich kostenlos nachzuliefern, wie eben die kommenden Maps und Spielmodi. Als ich das Spiel damals bei 2K das erste Mal anspielte, dachte ich schon: ein F2P-Spielkonzept, das man glaubhaft als Vollpreistitel verkaufen will.
Ich kann nur hoffen, dass Evolve nochmal die Kurve kriegt. Es wäre schade, um ein sehr gutes Spiel mit einem frischen Spielansatz. Ansonsten wird wohl wieder die Botschaft rüberkommen, dass man nix Neues probieren soll und lieber auf Massenballerei im Stil von CoD setzen sollte um Erfolg zu haben. 2K hat mit “Spec Ops:The Line” leider ähnliche Erfahrungen machen müssen.
Ich Verurteile Evolve doch nicht als Spiel was ich nicht gespielt habe! Ich schrieb doch, ich habe diverse Twitch Streams gesehen und auch etliche Videotests. Ich persönlich bilde mir mit meinen 30 Jahren Gaming Erfahrung ein, dass ich ein Spiel normalerweise schon aufgrund einer kurzen Beschreibung und einiges Screenshots grob beurteilen kann. Mit (kommentierten) Videos heute geht das eigentlich fast schon sogar immer so, als würde ich das selbst gespielt haben.
Ich kann mir durchaus vorstellen, dass es (für eine kurze Zeit) viel Spaß macht.
Ich sage nur, dass das Konzept eben nicht funktioniert, was jeder mit dem Hauch einer Ahnung vom Spielemarkt auch weiß. Das Spiel hätte F2P sein müssen(!) oder eben eine richtige Kampagne enthalten. Titanfall ist weg vom Fenster, Destiny nicht. Warum wird Destiny immer noch gespielt? Weil es eine Solo-Kampagne hat und weil es sich lohnt, den Charakter hochzuleveln.
Evolve hingegen ist so ein kleiner “Fire and forget”-Titel. Spielt man gerne zwischendurch mal ein paar Runden und dann ist auch wieder gut, eine richtige Progression gibt es ja nicht. Und während alle Konkurrenten eben grundsätzlich kostenlos sind kostet Evolve Vollpreis – wohlgemerkt für einen eingeschränkten F2P Client, bei dem es Hunderte DLCs zusätzlich gibt (von der Abart diverser Collections ja nach Händler und Season Pass mit nochmals immer völlig anderen DLCs mal ganz abgesehen).
Sicherlich ist Nosgoth ein wenig anders, wäre ja auch schlimm wenn nicht. Aber qualitativ liegen die eben doch auf einer Ebene. Und da bietet Nosgoth eben unglaublich viel mehr für viel weniger Geld.
Eine interessante Frage ist doch auch, warum wollte Valve das Spiel nicht machen? Warum mussten sie sich einen anderen Publisher suchen? 2k Games ist gerade extremst am sägen auf dem Ast auf dem sie sitzen und machen sich immer unbeliebter (Serverabschaltung für PS4 und XBOX One Spiel nach gerade mal einem Jahr und ähnliches). Man merkt richtig, dass die versuchen so viel Geld wie möglich in so kurzer Zeit wie möglich zu machen und dann “nach mir die Sintflut”.
Bring da bitte nix durcheinander. Turtle Rock und Valve haben sich schon nach dem ersten L4D getrennt. Der zweite Teil wurde von Valve selbst entwickelt. Evolve landete bei THQ und sollte dort wohl ein F2P-Titel werden. 2K hat es dann aus der Konkursmasse gekauft.
Das “Evolve” Hunderte von DLCs hat, stimmt nun auch wieder nicht. Das meiste davon sind Skins, die man normalerweise sowieso nicht zum Spielen braucht. Ändert aber nix an der Tatsache: Falsches Marketing. Liegt vielleicht daran, dass Evolve der erste Titel von 2K ist, der ausschließlich auf MP und “Monetarisierung” durch DLCs setzt.
Zum Thema Solo-Kampagne: Gute Frage! Ich bin ein großer Solo-Kampagnen-Fan, aber wie hätten die Entwickler das Spielprinzip in eine große Kampagne stecken sollen? Wobei es einen sehr gelungenen, aber kurzen Solo-Modus in Evolve gibt.
Genau so etwas mit den “sinnlosen” DLCs nervt mich. In einem Vollpreisspiel erwarte ich, dass ich das FREISPIELEN kann. Dass das Spiel ALLES enthält und mich fesseln und motivieren möchte, diese Dinge durch das Spielen nach und nach zu kriegen. Hier!? Nichts, nada! Kauf oder vergiss es. Ich glaube ich bin nicht der einzige Spieler, der darauf keinen Bock hat.
Apropos, gerade noch über das kommende kostenlose Unreal Tournament gestoßen. Ist noch Alpha aber eben schon spielbar und sieht ziemlich gut aus. Habe ich schon erwähnt, dass es kostenlos ist??? ^^